Simone Sombecki - "Auf Prognosen pfeife ich!"

Portrait Lena Dietz
von Lena Dietz – 03.12.2018

„Ich liebe dieses Aufsatteln“, grinst Simone Sombecki ironisch, als sie ihrer 13 Jahre alten Galgo-Hündin Vivien („Vivi“) vor dem Start der Hunderunde durchs Bergische Land das Geschirr zurecht rückt. Jeden Tag drehen sie mindestens eine große Runde gemeinsam, dafür steht die gebürtige Ruhrpöttlerin Sombecki auch gerne früher auf. Dann wird das Handy auf leise gestellt, und die Zeit gehört nur den beiden: „Quality-Time“. Nie gehen sie die gleiche Runde zweimal hintereinander. Abwechslung muss sein - für Hund und Mensch. „Vivi ist eine Wald-und-Wiesen-Galga“, sagt Simone, "deshalb muss sie auch selten mit in die Stadt." Glück für die Hündin, dass die „Tiere suchen ein Zuhause“-Moderatorin mit der Stadt vor über zehn Jahren abgeschlossen hat und ins Bergische gezogen ist.

Simone Sombecki: "Ein Leben ohne Hunde ist für mich nicht mehr denkbar!"

Obwohl Vivi schon etwas älter und nicht ganz gesund ist, legt sie ein gutes Tempo vor. Man kann sich gut vorstellen, dass die alte Dame auch mal einem vorbei springenden Reh hinterher sprintet, wenn ihr Jagdtrieb einsetzt. Daher bleibt die lange Leine dran. Bei dem großzügigen dreistündigen Spaziergang kommt trotzdem keiner zu kurz. „Wir scherzen gerne, dass das die gute Bergische Luft ist“, sagt Simone, angesprochen auf die gute Fitness der Tierschutzhündin. Aber natürlich steckt mehr dahinter. Nicht zuletzt deshalb, weil die Galgo-Dame an Leishmaniose erkrankt ist. Halbjährige Check-Ups beim Spezialisten Dr. Martin Borgers in Ratingen stehen dafür auf dem Programm, mit großem Blutbild und allem, was dazu gehört. „Natürlich ist das auch eine finanzielle Frage“. Trotzdem war das für sie kein Grund, sich gegen die neue Mitbewohnerin zu entscheiden. Im Gegenteil: Eine irgendwie geartete „Behinderung“ oder ein hohes Alter sind zwei ihrer absoluten Muss-Kriterien für die Aufnahme eines neuen Hundes. Meistens kommt beides zusammen.

Mein Leben ist perfekt, wenn Simone 24 Stunden und sieben Tage die Woche nur für mich da ist.“

Vivi

Galgo-Hündin, 13 Jahre

Lille, Emil, Cindy, Carry, Jacques, Schnucke, Pupe & Co.

„Tierschutz hat in meinem Leben schon immer eine Rolle gespielt“, sagt die Hundefreundin. Ein Leben ohne Hunde ist für sie nicht mehr denkbar. Aufgewachsen ist sie mit Hündin "Lille", einem Pudelmischling - auch aus dem Tierschutz. "Emil" zog mit 17 Jahren aus dem Tierheim Köln-Dellbrück zu Simone und ihrem Mann in die Kölner Südstadt. Es folgten "Cindy" (14 Jahre) und "Carry" (15 Jahre), die entgegen aller Prognosen 19 und 20 Jahre alt wurden. „Auf Prognosen pfeife ich!“ - dafür hat Simone schon zuviel erlebt. Zum Beispiel die kleine alte Westhighland-Terrier-Dame, "Little Miss Sunshine", die zum Sterben in eine Katzenbox in der Garage abgestellt wurde. Der Tierarzt gab ihr maximal zwei Wochen, aus denen noch ganze elf glückliche Monate wurden. „Natürlich machen mich viele der Geschichten unendlich wütend“, gibt die Tierschützerin zu, "dagegen hilft viel Yoga, aber man kann nicht alle Wut wegatmen“. Wichtig ist es, die kleinen Erfolge zu sehen und zu würdigen - ihre positive Lebenseinstellung hilft ihr dabei. Auch im Tierschutz sucht sie sich Gleichgesinnte, die ähnlich „ticken“ wie sie, mit denen man arbeiten und vor allem auch lachen kann. "Das hilft gewaltig!"

Tiere suchen ein Zuhause

Ihr „Hobby“ hat Simone Sombecki zum Beruf gemacht. In der WDR-Fernsehsendung „Tiere suchen ein Zuhause“ verwandelt sie jede Woche erfolgreich solche bisherigen Unglücksfälle in echte Glücksfälle, indem Tiere aus diversen Tierheimen oder Tierschutzvereinen in neue Zuhause vermittelt werden. Im besten Fall für immer. Das Format will Vorurteile und Ängste vor Tierschutztieren abbauen, indem es einzelne Tiere in den Mittelpunkt stellt. Und in der neuen Sendung auf WDR4 darf die Moderatorin sich nun auch im Radio ausleben und selbst Themen wählen, die ihr am Herzen liegen - und die hören nicht bei Haustieren auf. Letzte Woche waren das zum Beispiel die Stadttauben. Auch hier wird für ein „Tier der Woche“ ein glückliches neues Heim gesucht.

Ich mag es absolut nicht, wenn Simone ihre Tasche packt, um sich auf die Reise zu machen. Das merke ich sofort!"

Vivi

Galgo-Hündin, 13 Jahre

"Und loslassen muss man können - auch das ist Übung" 

Bei vielen ihrer Hunde war es von vorne herein klar, dass sie nicht lange bei ihr bleiben würden. Wie man damit umgehen kann? Zum einen wisse man es ja vorher und zum anderen müsse man die menschlichen Bedürfnisse hintenan stellen: „Ich wusste bisher immer, wann es Zeit war loszulassen und die Hunde gehen zu lassen“. Das war bei dem blinden italienischem "Jacques" der Fall, der mit 17 Jahren gegangen ist, bei der griechischen "Pupe" oder bei ihrer spanischen Seelenhündin "Schnucke".

Tierarzt meines Vertrauens

Mehrmals mit dabei als kompetenter Berater waren und sind der Tierarzt Roland Zeidler, der in Rösrath-Forsbach seine Tierarztpraxis betreibt, sowie die Tierärztin Annerose Penz in Wiehl. "Jeder Tierbesitzer sollte einen Tierarzt haben, dem er zu 100% vertraut", erklärt Sombecki, "es bringt nichts, seinen Tierarzt nach Lust, Laune und Angebot zu wechseln!" Simone schätzt neben der fachlichen Kompetenz des Tierarztes ihres Vertrauens, dessen Einfühlungsvermögens. "Mein Tierarzt hat mir immer zum richtigen Zeitpunkt gesagt, wenn ich mich von meinen Hunden verabschieden musste." Sie konnte sich in aller Ruhe im Kreise der Familie verabschieden, noch eine letzte gemeinsame Hunderunde drehen und sie dann mit Hilfe ihres Tierarztes gehen lassen. "Na klar, ist das schrecklich traurig, aber ein Abschied in Würde, und das ist der letzte Freundschaftsbeweis, den ich meinen Tieren erbringen kann."

Für Simone Sombecki war 2018 ein "richtiges Scheißjahr", denn zwei ihrer Hunde sind gestorben. Vivi ist jetzt der einzige Vierbeiner im Hause Sombecki und verkraftet das Alleinsein bisher viel besser als erwartet. „Ich habe das Gefühl, sie genießt es, der einzige Hund im Haus zu sein“, sagt Simone. Aber natürlich sind bei ihr zuhause jetzt „Plätze frei“. Für Vivi bedeutet das sicherlich auch bald wieder mehr tierische Gesellschaft zuhause. Aber sie muss keine Angst haben: „Der Hund, der schon da ist, entscheidet, welcher Hund kommen darf. Es muss einfach passen.“

Denkanstöße geben

Sombecki weiß, dass sie als Tierschützerin noch viel zu tun hat. „Tiere haben in Deutschland zwar eine vergleichsweise gute Lobby, aber die hört meistens beim Haustier auf“, sagt sie. Sombecki bezeichnet sich eher als einen stillen Vertreter der Zunft. Was sie will, ist Denkanstöße zu geben und aufzuklären, da viel Unrecht aus Unwissenheit passiert.

Erleichtert, glücklich und müde rollt Vivi sich auf dem orthopädischen Hundebett im Auto zusammen. Und Simone? „Ich gehe jetzt wieder arbeiten, damit mein Hund weiter ein glückliches Leben haben kann“, sagt sie wieder leicht ironisch schmunzelnd zum Schluss. Aber spätestens nach der Runde wissen wir, dass an dieser Aussage mehr als nur ein Fünkchen Wahrheit dran ist.