"Das Leben ist ein sauberer Ponyhof!"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 15.05.2016

Jeden Tag gehe ich mit meinem Hund Pepples durch den Römerpark. Tatsächlich jeden Tag. Dieser Park ist wahrlich nicht zu vergleichen mit den großen, schönen, pompösen Günanlagen aus Wien, Berlin oder Madrid. Der Römerpark ist eher überschaubar und schlicht gestaltet, wird jedoch vielleicht gerade deshalb von den Kölnern so beliebt. Von den vielen Familien, die hier im Sommer die Grünflächen ebenso mit Grill und Picknickdecke belagern, genau wie die Studenten der nahe gelegenen FH, die, wird es zu warm, die Vorlesungen auf die große Wiese des Parkes verlegen. Für die Sportstunden der einen Steinwurf entfernten Grundschule wird der Park ebenfalls regelmäßig genutzt, und die Hunde des Viertels samt ihrer Besitzer genießen diesen besonders in den ruhigen Morgenstunden. 

Lieblingspark und der Müll

Klar ist auch, dass bei derlei Nutzung Müll entsteht, obwohl der Römerpark dank der umsichtigen Nutzung der Südstädter und der nicht minder akkuraten Säuberung durch die Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) sicherlich zu einem der saubersten und gepflegtesten Anlagen in Köln gilt. Doch hat man auch in der Domstadt den Werbeslogan von "Klementine" aus den 1970er Jahren nicht vergessen, die bei Nutzung eines speziellen Waschpulvers die Reinheit der Wäsche versprach. Die Domstädter gründeten die Aktion "Kölle putzmunter" und fragen die Bewohner der Stadt, ob sie nicht beim aufräumen helfen möchten. Von Frühlingsanfang bis Ende September meldet man eine Aktion an, erhält Handschuhe und Müllsäcke und die Gewissheit, dass der gesammelte Müll an einem zu vereinbarenden Ort abgeholt und fachgerecht entsorgt wird. Den Pfingstsonntag hatte sich die KG Ponyhof ausgesucht, um mit Müllsäcken und -zangen bewaffnet, meinen Lieblingspark zu säubern.

"Stall usmeste om Ponyhof"

Köln hat nicht nur den Dom und den Rhein, sondern auch den Karneval und Vereine, die sich diesem Brauchtum und sich dem für Fremde kaum beschreibbaren Lebensgefühl hingeben. Im Süden der Stadt beheimatet ist die noch junge Karnevalsgesellschaft "Ponyhof", die dem schlechten Wetter zum Trotz ein Team von über 40 Aufräumern mobilisieren konnte. Bewaffnet mit dem orangefarbenen Müllsäcken und den hurtig organisierten Greifzangen, machten sich die Kölner auf ins Unterholz, um "Klar Schiff" zu machen. Was dort aufgesammelt wurde, geht auf keine Kuh-, bzw. Ponyhaut. Kronkorken und Zigarettenstummel standen auf der Fundliste ganz oben und waren nicht zu zählen, aber auch etliche Flaschen, Picknickreste und Mini-Plastiktütchen, in denen vormals Warenproben und andere Substanzen aufbewahrt wurden, fanden den Weg in die Müllsäcke. Höhepunkt war das rosarote Kinderfahrrad, das im Gebüsch am "Baui" gefunden und sichergestellt wurde. Derzeit wird nach dem rechtmäßigen Besitzer gesucht.

Nach drei Stunden war der "Stall ausgemistet", die mitgebrachte Kölschkiste geleert und die Doppel-CD "Karneval der Staers" komplett gehört (und mitgesungen).

Im normalen Leben kann ich Pferde und Ponys überhaupt nicht leiden, aber die Herde vom KG Ponyhof ist absolut in Ordnung.

Pepples

Pepples, 4 Jahre

"Wir feiern das Brauchtum und lieben unsere Stadt fern von strengen Regularien oder verquerem Denken anderer Karnevalsgesellschaften", erklärt Ponyhof-Vorstandsmitglied und Eventplaner Jochen Gasser, "wir huldigen dem Brauchtum unserer Heimatstadt und möchten es neu beleben." Und wie es für einen Verein üblich ist, werden diese und andere Punkte in einer Satzung niedergeschrieben. So heißt es, dass sich der Verein für die Pflege kölnisch-rheinischer Eigenart, insbesondere den Erhalt und die Förderung eines volkstümlichen, dem Gemeinwohl dienenden Kölner Karnevals einsetzt. 

Nachbarschaftshilfe in der Südstadt und auch in der Landeshauptstadt

Für viele der mittlerweile 175 Mitglieder, die alle einen Jahresbeitrag in Höhe von 60 Euro berappen, ist der "Ponyhof" zu einer zweiten Heimat geworden. Gemeinsam werden Konzerte mit jungen Karnevalsgruppen und Künstlern aus dem Viertel organisiert und Partys veranstaltet - und das nicht nur in der für die meisten Kölner so wichtigen fünften Jahreszeit. Feiern geht immer - soziales Engagement aber auch. So schenken die Ponys unter dem Motto "Glühwein saufen für den guten Zweck" den heißen Alkohol aus und spenden das Geld - 2015 waren das sage und schreibe fast 14.000 Euro - an soziale Einrichtungen. Nachbarschaftshilfe leistet die noch junge Gesellschaft, indem sie ein Schiff chartert, um die Landeshauptstadt beim diesjährigen Nachholtermin des ausgefallenen Rosenmontagzuges zu unterstützen. Aber auch beim Südstadtzug, der jedes Jahr am Veilchendienstag durch das heimische Viertel führt, machen die Mitglieder der blau-weiß-roten KG eine gute Figur.

Wer den "Ponyhof" und seine Paarhufer kennenlernen will, ist herzlichst zum "Öffentlichen Stammtisch" eingeladen, der an den ungeraden Monate jeweils am ersten Mittwoch um 19:30 Uhr im Keller des Südstadt-Restaurants „Sissi & Franz“ stattfindet.

Mehr Infos: www.kg-ponyhof.de.