Dr. Elisabeth Müller - "30 Jahre Laboklin"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 06.11.2019

Dr. Elisabeth Müller kommt gerade aus Griechenland, wo das „College für veterinärmedizinische Mikrobiologie“ zum ersten Mal getagt hat, um schwerpunktmäßig das Thema „Multiresistente Keime“ im Kreise von weltweit anerkannten Spezialisten zu behandeln. „Das war ein absolut interessanter Austausch mit vielen Impulsen für mich und meine Kollegen“, erklärt Müller freudig. "Aus Athen habe ich einen Rattenschwanz an Ideen und Arbeit mitgebracht.“

So oder so ähnlich arbeitet die „Müllerin“, wie sie ehrfürchtig in der VET-Branche genannt wird, nun seit 30 Jahren. „Eigentlich ist Laboklin immer noch das, was es vor 30 Jahren war“, erklärt Dr. Elisabeth Müller, die angetreten ist, als Fachlabor für Tierärztinnen und Tierärzte in der Praxis ultimative Dienstleistungen anzubieten und umzusetzen. Anhand eines Beispiels erklärt sie, was sie darüber im täglichen Leben denkt: „Ich bestelle im Etablissement meiner Wahl einen Kaffee, der schnell und mit einem freundlichem Lächeln serviert wird, der schmeckt und auch noch bezahlbar ist.“

Das heiße Getränk schmeckt im Kurhaussaal gerade nach der ausgedehnten Hunderunde durch den Kurpark in Bad Bocklet. Der Kurort mit der stärksten Stahlquelle Deutschlands ist ein Bayerisches Staatsbad, und darüber hinaus einmal im Jahr Veranstaltungsort für die von Laboklin organisierte Züchtertagung, an der über 150 Hundezüchter und -innen teilnehmen. „Wir verfügen über eine langjährige Erfahrung bezüglich der Durchführung und Entwicklung genetischer Untersuchungen, besonders in den Bereichen Erbkrankheiten, Farbanalysen, DNA-Profile, Abstammung und Geschlechtsbestimmung“, erklärt Müller.

Und so fing alles an...

Im Jahr 1989 hat Dr. Elisabeth Müller mit ihren damaligen Partnern, Dr. Rüdiger Leimbeck und Prof. Dr. Bernd Sonnenschein, Deutschlands erstes tiermedizinisches Labor von Dr. Hans-Joachim Flaßhoff übernommen. „Und zwar mit einem Businessplan, mit dem heutzutage sicherlich kein Blumentopf zu holen wäre!“ Laboklin, das Labor für Tierärzte, war geboren. Der gelernten Fachtierärztin für Mikrobiologie war schnell klar, dass das junge Labor schnell wachsen, eine kritische Masse von Proben schaffen, neue Tests entwickeln und sich dabei innovativ im Markt bewegen musste. Dafür war ein enger Telefonkontakt mit den Tierärzten notwendig. „Teilweise habe ich die Leute an der Stimme erkannt, und die auffälligen Befunde habe ich im Kopf gehabt“, so Müller. „Mittlerweile besitzen wir einen Gerätepark, der sich sehen lassen kann und auf den ich sehr stolz bin. 420 Menschen sorgen im Stammhaus in Bad Kissingen dafür, dass sich das Unternehmen bei gleich bleibender Qualität stets weiter entwickeln kann.

Ich bin froh, wenn Elisabeth viele Pausen macht, die sie dann mit mir in der Natur verbringt. Ich brauche sehr, sehr viel Auslauf!"

Winnie

Jagdhundmischling, 4 Jahre

Dienstleistung für den Tierarzt

In erster Linie beschäftigt sich das Team von Laboklin mit Hobbytieren, sogenannten Companion Animals. Blut- oder Gewebeproben von Hunden, Katzen, Pferden, Vögeln und Nagetieren werden von den Tierarztpraxen nach Bad Kissingen ins Labor gesandt, die dann untersucht werden. Es werden Blut- und Hormonwerte ermittelt, Antibiogramme, Allergietests, Leukämie- und Virusdiagnostik, Zelluntersuchungen (Zytologie) oder feingewebliche Untersuchungen (Histologie) gemacht. „Wir machen alles das, was der Kollege Tierarzt in der Praxis braucht“, so Müller.

Anfangs schickten die Tierärzte ihre Proben per Post nach Bad Kissingen, doch wurde zusätzlich deutschlandweit ein Abholsystem installiert, das auf privaten Fahrern basiert. So werden die Proben über Nacht in die Zentrale gebracht, so dass morgens ab zehn Uhr die Ergebnisse auf den verschiedensten Kommunikationswegen an die Tierärzte übermittelt werden. Schnelligkeit ist Trumpf, und deshalb hat man in Bad Kissingen auch eine internetbasierte APP entwickelt, mit der man die Testergebnisse abfragen und ggfs. direkt an die Tierhalter weiterleiten, bzw. Rückfragen stellen und Nachbestellungen machen kann.

Digitalisierung bedeutet Vernetzung

Diskussionsrunden mit Spezialisten aus ganz Europa finden regelmäßig statt, in denen Fälle vorgestellt und besprochen werden. Digitalisierung bedeutet für uns in erster Linie, dass wir Spezialisten aus allen Winkeln der Veterinärwelt vernetzen können. Neben Bad Kissingen mit 420 Mitarbeitern und der den beiden Kolleginnen an der TU in Berlin, gibt es in Großbritannien, Italien, Polen, Spanien, Holland, Schweiz, Österreich und der Slowakei sieben weitere Standorte. Auch im Rest Europas sind Repräsentanten unter Vertrag, die in der jeweiligen Landessprache mit den Tierärzten kommunizieren und kooperieren. Die gesammelte Erfahrung wird nicht nur in der täglichen Arbeit genutzt, sondern wird auch an die Tierärzte und Tiermedizinischen Fachangestellten der Praxen weitergegeben. Über 50 verschiedene Workshops und Seminare bietet Laboklin allein in Deutschland an, darüber hinaus sind die Spezialisten des Unternehmens gefragte Referenten der führenden Fortbildungskongresse Europas.

Ich bin sehr froh, dass ich Elisabeth fast überall hin begleiten darf."

Winnie

Jagdhundmischling, 4 Jahre

Das Bessere ist der Feind des Guten!

Wir versuchen innovativ zu sein und die bestmögliche Diagnostik möglichst schnell an unsere Auftraggeber zu bringen. Dabei ist die Beratung ein wesentlicher Baustein, die nur funktioniert, weil wir alle Abteilungen mit Fachleuten besetzt haben. Und die Untersuchungsergebnisse müssen schnell beim Tierarzt sein, schließlich ist vom Ergebnis die weitere Behandlung jeden einzelnen Patienten abhängig.

Und weiter geht’s ...

„Ich wollte eigentlich immer die Sachen, die ich mache, gut machen“, erklärt Müller. Das Unternehmen hat aber mittlerweile eine Dimension erreicht, dass es unabdingbar war, einen Fachmann für die Bereiche Marketing und Sales in die Geschäftsführung zu berufen. Hubertus Keimer war lange Jahre bei zwei Pharmaherstellern in der Veterinärmedizin tätig und kennt die Branche wie seine Westentasche. Während Elisabeth Müller weiter die Expertise im Bereich Tiermedizin hat, setzt Keimer seine Energie ein, um weiter Industriekontakte zu knüpfen und neue Vertriebsbereiche zu erarbeiten. „Nur so kann die Idee, das Unternehmen mit Qualität und Innovationsfreude wachsen lassen, auch weiterhin greifen“, ist sich das Firmenoberhaupt sicher. Derzeit wird kräftig am Firmenstandort in der Bad Kissinger Steubenstraße gebaut. 5000 weitere Quadratmeter warten darauf, bespielt zu werden. „Und ich schenke ich mir den dazu gehörenden Balkon mit Blick auf die Rhön“, erklärt die Müllerin mit einem Lächeln und der Gewissheit, auch schon die Weichen für die übernächsten Entwicklungsschritte gestellt zu haben.

Auszeichnung

Was in den letzten 30 Jahren mit dem Fachlabor geschehen ist, ist wahrlich eine Erfolgsgeschichte, die auch einer großen Öffentlichkeit außerhalb der Vet-Branche bewusst wurde. So wurde Laboklin jüngst vom Bayerischen Staatsministerium, der Kreisstadt Bad Kissingen, dem Landkreis und der Regierung von Unterfranken zum „Großen Preis des Mittelstandes“ nominiert. Der von der Oskar-Patzelt-Stiftung vergebene Preis ist, so schrieb die WELT, „deutschlandweit die begehrteste Wirtschaftsauszeichnung.“ Laboklin schaffte es bis ins Finale der besten zehn Unternehmen.

Und nicht nur darüber ist die ganze Laboklin-Familie mächtig stolz.