MBST® (Molekulare Biophysikalische Stimulation): die Kernspinresonanz-Therapie zur Behandlung arthrosebedingter Schmerzen beim Hund

Eine neue Methode, die zunehmend in der Veterinärmedizin eingesetzt wird, ist die so genannte Magnetresonanztherapie, die unter dem Handelsnamen MBST® (Molekulare Biophysikalische Stimulation) bekannt ist und aus der diagnostischen Magnetresonanztomographie (MRT) stammt.

Basierend auf dem physikalischen Prinzip der Kernspintomographie

Die Molekulare Biophysikalische Stimulation (MBST®) basiert auf dem physikalischen Prinzip der Kernspintomographie mit schwächeren Feldern und niedrigeren Frequenzen als in der bildgebenden Diagnostik. Im Mittelpunkt stehen hierbei Wasserstoffatome (Abb. 1), deren Kernspin normalerweise – also unter dem Einfluss des Erdmagnetfeldes – ungeordnet sind. Sie können aber von stärkeren Magneten beeinflusst werden, und die Protonen richten sich entlang der Feldlinien aus (Abb.2). Wird jetzt ein Radiofrequenzimpuls angelegt werden die Kernspins aus dem Gleichgewicht gebracht und kippen, je nach Dauer und Intensität des Impulses, um bis zu 180°. Nach Abschalten des Radiofrequenzimpulses streben die Protonen, bedingt durch das konstante Magnetfeld, unter Energieabgabe in ihre Ausgangsverteilung zurück (Abb. 3). Diese ausgesandten Wellen können mit Detektorspulen aufgefangen werden und geben u. a. Auskunft über Protonendichte und chemische Umgebung der Protonen in dem angeregten Gewebe – dies wird in der MRT zur Bildgebung genutzt.

Energietransfer in Zellen des zu therapierenden Gewebes

Für die Bildgebung werden sehr starke Magnetfelder genutzt, um eine entsprechende Auflösung zu erreichen. MBST® hingegen nutzt die gewebespezifischen Parameter nicht zur Bildgebung, sondern um gezielt den Transfer von Energie in spezifische Zellen des zu therapierenden Gewebes zu ermöglichen. Die benötigten Parameter, wie Feldstärke und Frequenz werden mittels Behandlungskarten an das Gerät übermittelt (Abb. 4). Die Effekte reichen von der Stimulation der Regenerationsfähigkeit und Neubildung von Knorpelzellen über die Reduktion von Arthrose-Schmerzen bis hin zur Verbesserung der Gelenkfunktion (Abb. 5) (1).

Studienergebnisse

Studien zur Behandlung mit MBST® zeigen jedoch teilweise widersprüchliche Ergebnisse: Während einerseits in vitro positive Effekte bei der Neubildung und Regeneration von Knorpelzellen (2,3) gezeigt wurden, konnte in einer Tiermodellstudie (4) kein Effekt nachgewiesen werden. Im klinischen Bereich wurde MBST® bei verschiedenen Erkrankungen des Menschen untersucht. So konnte beispielsweise bei Patienten mit Rückenschmerzen (5) nach täglicher Therapie über fünf Tage zusätzlich zu einem standardisierten Physiotherapieprogramm eine signifikante Schmerzverbesserung in der MBST®-Gruppe nach drei Monaten beschrieben werden. In einer multizentrischen Studie (6) mit mehr als 4.500 Patienten mit Arthrose und Rückenschmerzen wurde sechs Wochen nach der Therapie eine Schmerzreduktion nachgewiesen, die sechs und zwölf Monate später noch nachweisbar war. Eine Studie über die Wirksamkeit der Fingerfunktion bei Patienten mit Arthrose in dieser Region zeigte neun Tage nach der Therapie und sechs Monate später eine signifikante Verbesserung im Vergleich zu einer Placebogruppe (7).

Bei der Kernspinresonanz-Therapie handelt es sich um eine nicht invasive, nebenwirkungsarme und, laut ersten Untersuchungen, vielversprechende Methode in der Therapie von arthrosebedingten Schmerzen."

Randomisierte Doppelblindstudie mit Hunden

Die aus der Humanmedizin bekannten, teilweise positiven Berichte über diese Therapiemethode führten zur Einleitung einer randomisierten, doppelblinden Studie mit Hunden, die an Osteoarthritis leiden. Ziel dieser Studie war es, zu testen, ob der Einsatz von MBST® die Lahmheit bei diesen Hunden verbessern kann.

Insgesamt wurden 30 Hunde in die Studie einbezogen. Teilnahmekriterien waren das Vorliegen einer radiologisch erkennbaren Arthrose sowie klinische Anzeichen wie Schmerzen und/oder Lahmheiten bei der orthopädischen Untersuchung. Die Hunde wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt, wobei 15 Hunde eine Placebo-Behandlung und 15 Hunde die eigentliche Therapie erhielten. Weder der untersuchende Tierarzt noch der Besitzer wussten, welcher Hund welche Therapie erhielt. Aus ethischen Gründen durften die Tiere während der Studie Schmerzmittel und sofern notwendig eine unterstützende Physiotherapie erhalten.

Die Behandlung (oder Placebobehandlung) wurde an neun aufeinander folgenden Tagen durchgeführt und dauerte jeweils eine Stunde. Die Hunde wurden innerhalb des Spulenbereichs platziert und durften sich leicht bewegen, solange das zu behandelnde Gebiet die ganze Stunde über im Spulenbereich blieb.

An den Tagen 0 und 9 sowie drei und sechs Monate nach der letzten Therapie wurden die Hunde orthopädisch untersucht und der Grad der Lahmheit und Schwere der Schmerzen im betroffenen Gelenk auf einer 5-Punkte-Skala erfasst. Für die objektive Beurteilung der Lahmheit wurden die Bodenreaktionskräfte mittels Druckmatte gemessen. Zur Auswertung wurden die maximale vertikale Kraft (PFz) und der vertikale Impuls (IFz) verwendet. Diese Werte der betroffenen und der kontralateralen Extremität wurden miteinander in Beziehung gesetzt und ein Symmetrieindex, als Ausdruck der Lahmheit in Prozent, berechnet.

Lahmheit und Schmerzen waren in der Therapiegruppe nach drei Monaten gegenüber der Messung zu Beginn der Therapie signifikant reduziert, wobei diese signifikante Veränderung sechs Monate nach der Therapie nicht mehr nachweisbar war. Die Ergebnisse der Bodenreaktionskraftmessungen zeigten nach drei Monaten eine signifikante Verbesserung der Symmetrieindizes für PFz und IFz in der Therapiegruppe. Nach sechs Monaten verschlechterten sich diese Werte wieder, erreichten aber nicht das Niveau der Ausgangswerte, obwohl statistisch keine Signifikanz nachgewiesen werden konnte. In der Placebogruppe wurden zu keinem Zeitpunkt signifikante Veränderungen beobachtet (8).

MBST® in der Praxis

Für die MBST®-Kernspinresonanz-Therapie sind spezielle MBST®-Therapiekarten erforderlich, eine exakte Diagnostik ist demnach immer notwendig. Es gibt MBST®-Therapiekarten mit Behandlungssequenzen für Gewebe mit langen Relaxationszeiten, z. B. Knorpel, mit kurzen Relaxationszeiten, z. B. Knochen, Sehnen, Bänder, und einer Kombination aus kurzen und langen Relaxationszeiten für Bandscheiben. Die Therapiedauer ist abhängig von Diagnose und Indikation und kann 3, 5, 7 oder 9 Einheiten umfassen. Die Behandlungszone wird durch den Aufbau des MBST®-VET-Therapiegeräts vorgegeben. Der Patient muss sich mit dem zu behandelnden Bereich in der gerätespezifischen Behandlungszone befinden und kann sich ansonsten frei bewegen (Abb.6). Die Behandlung erfolgt stressfrei und geräuschlos) Der Besitzer kann während der Behandlung anwesend sein. Viele Patienten berichten, dass eine Verbesserung der Symptomatik bereits nach den ersten Therapieeinheiten eintritt. Der Effekt kann aber auch mit einer Verzögerung von einigen Wochen eintreten, es ist daher unbedingt empfehlenswert, in diesem Zeitraum eine zusätzliche Schmerztherapie (medikamentös und/oder physiotherapeutisch) durchzuführen. Eine ergänzende Physiotherapie zur Verbesserung der ROM, der Muskelmasse und -kraft, Gelenkfunktion etc. sollte unbedingt durchgeführt werden (1).

Referenzen

1. Bockstahler B. Kernspinresonanztherapie. In: Bockstahler B ed. et al. Physikalische Medizin, Rehabilitation und Sportmedizin auf den Punkt gebracht. VBS VetVerlag, Buchhandel und Seminar GmbH; Auflage: 1 (1. April 2019), 259-263.

2. Digel, I., Kurulgan, E., Linder, Pt., Kayser, P., Ports, D., Braem, G.J., Zerlin, K., Artmann, G.M., Temiz Artmann, A. (2007) Decrease in extracellular collagen crosslinking after NMR magnetic fields application in skin fibroblasts. Medical & Biological Engineering & Computing 45, 91-97.

3. Temiz-Artmann, A., Linder, P., Kayser, P., Digel, I., Artmann, G.M., Lücker, P. (2005) NMR in vitro effects on proliferation, apoptosis, and viability of human chondrocytes and osteoblasts. Methods and Findings in Experimental and Clinical Pharmacology 27, 391-394.

4. Jansen, H., Frey, S.P, Paletta, J., Meffert, R.H. (2011) Effects of low-energy NMR on posttraumatic osteoarthritis: observations in a rabbit model. Archives of Orthopaedic and Trauma Surgery 131, 863-868.

5. Kullich, W., Schwann, H., Walcher, J., Machreich, K. (2006) The effect of MBST®-nuclear resonance therapy with a complex 3-dimensional electromeagnetic nuclear resonance fiels on patients with low back pain. Journal of Back and Musculoskeletal Rehabilitation 19, 79-87.

6. Kullich, W., Overbeck, J., Spiegel, H.U. (2013) One-year-survey with multicentre data of more than 4.500 patients with degenerative rheumatic diseases treated with therapeutic nuclear magnetic resonance. Journal of Back and Musculoskeletal Rehabilitation 26, 93-104.

7. Kullich, W., Ausserwinkler, M. (2008) Functional improvement in finger joint osteoarthritis with therapeutic use of nuclear magnetic resonance. Orthopädische Praxis 6, 287-290.

8. Mucha, M., Virac, I., Lang, C., et al. (2017) Treatment of the clinical symptoms caused by osteoarthritis using nuclear magnetic resonance (MBST®) in dogs - A randomized trial. Wiener Tierarztliche Monatsschrift 104(3-4), 109–117.

Abbildungen 1-5 aus: Bockstahler et al. Physikalische Medizin, Rehabilitation und Sportmedizin auf den Punkt gebracht, VBS VetVerlag, Buchhandel und Seminar GmbH; Auflage: 1 (1. April 2019)