Fortbildung: Bioresorbierbare Osteosynthese- und Knochenankersysteme
Mein türkischer Kollege, Dr. Efe Onur, und ich sind der Einladung der in der Schweiz ansässigen Firma VetWelding gefolgt. Dort traf sich am 15.09.2023 eine kleine Gruppe internationaler Tierzahnärzt:innen, um ein innovatives Konzept zur Versorgung von Knochenfrakturen in der oromaxillofazialen Gesichtschirurgie kennenzulernen: bioresorbierbare Pins und Platten. Ein unglaublich nettes und fachlich sehr kompetentes Team um CEO Konrad Tagwerker und Education Managerin Stephanie Waite hat uns vor Ort empfangen, während Zahnspezialist Yves Debosschere uns theoretisch und praktisch in der neuen Technik geschult hat.
Bioresorbierbare Osteosynthese- und Knochenankersysteme
In der humanen Knochenchirurgie ist das Konzept der resorbierbaren Platten und Pins schon seit einigen Jahren erfolgreich in der Anwendung. VetWelding hat die bioresorbierbaren Osteosynthese- und Knochenankersysteme nun auch für die Anwendung in der Veterinärmedizin etabliert. Resorbierbare Polylactid-Platten und Knochenpins können zur Fixation von Schädel- und Gesichtsfrakturen, der Rekonstruktion des Orbitabodens, bei Reparaturen des Palatinums und natürlich bei der Fixation von Mandibula Frakturen bei kleinen Hunden und Katzen verwendet werden.
Die resorbierbaren Knochenpins werden mit einem Handstück mittels Ultraschallenergie aufgeschmolzen und im Knochen verankert, so dass die Fragmente nur monokortikal fixiert werden müssen und die Zahnwurzeln und Blutgefäße geschont werden. Die Implantation der Pins dauert nur wenige Sekunden. Die Platten können im sterilen Wasserbad auf 70° C erwärmt und beliebig vorgebogen und an die Knochenanatomie angepasst werden. Die Implantate werden innerhalb von 12-24 Monaten vollständig resorbiert und degradieren schließlich in Wasser und C02. Klinische Studien belegen, dass der kurze Ultraschallimpuls und das lokale Aufschmelzen des Polymers keine thermischen Nebenwirkungen haben.
Fazit
Wir können es kaum erwarten, das System zukünftig in der Praxis bei Frakturen des Gesichtsschädels, zur Rekonstruktion nach Trauma oder onkochirurgischen Ektomien anwenden zu können.
Dr. Anna Draschka