TFA: Mit Fortbildung zu weniger Fachkräftemangel in der Tierarztpraxis

Haben Sie Ihre ATF-Stunden für dieses Jahr schon zusammen?

Und wie sieht es mit Ihren Tiermedizinischen Fachangestellten (TFA) aus? Hat sich Ihr Team ausreichend fortgebildet? Und wer entscheidet eigentlich, was „ausreichend“ bedeutet?

TFAs sind sehr motiviert zur beruflichen Weiterbildung, jedoch wird dies von Arbeitgebenden oft unzureichend unterstützt. Laut zweier Umfragen des Verbands medizinischer Fachberufe e.V., die Anfang 2024 durchgeführt wurden (nachzulesen in Ausgaben 5+6/24 “praxisnah”), haben 80 % der Befragten Interesse an Fortbildungsmöglichkeiten, 62 % davon im tiermedizinischen Bereich. Sie möchten sich weiterentwickeln und ihren Beruf adäquat ausüben können. Doch bei der Umsetzung werden sie aktuell noch im Regen stehen gelassen. „Wir haben bei den TFAs eine hohe Ausstiegsquote, sogar während der Ausbildung. Im Jahr 2022 war die Zahl der Vertragsauflösungen auf 39 % angestiegen, 2021 waren es noch 31 %. Vergleicht man diese Zahlen mit Zahlen aus dem Jahr 2008, waren wir bei nur 22 % Vertragsauflösungen während der Ausbildung“, erklärt Katrin Hammermann, Referatsleitung TFA beim Verband medizinischer Fachberufe (vmf) die Brisanz der Lage. „Nur durch eine schnelle Auseinandersetzung mit dem Thema können wir dem Fachkräftemangel den Kampf ansagen.“

Mehr als die Hälfte der TFAs suchen geeignete Fortbildungen.

Mehr als die Hälfte der TFAs sucht Fortbildungen, um Fachwissen zu erweitern und auf dem neuesten Stand der Tiermedizin zu bleiben. Doch oft fühlt es sich an, wie die Nadel im Heuhaufen zu finden – was für Angebote gibt es? Was ist seriös? Und was darf ich die erlernten Inhalte dann in der Praxis auch wirklich umsetzen?

Diese und weitere Themen behandelt die Arbeitsgruppe „Weiterbildung TFA und Praxismanager:innen“ des Dessauer Zukunftskreises (DZK), zusammengestellt aus Fachkräften der verschiedensten Bundesverbände wie eben dem VMF und auch des Bundesverbandes Tiermedizinisches Praxismanagement e.V. Es geht hierbei hauptsächlich um die Frage, inwieweit es möglich ist, den Tierärztemangel durch besser und weiter geschultes tiermedizinisches Fachpersonal den Kampf anzusagen, zum Beispiel eben durch die Unterstützung der TFAs im Bereich der Weiterbildung. Hier eben nicht nur im Medizinischen, sondern auch im Praxismanagement.

Bereits zum 31.01.2023 haben der Berufsverband Praktizierender Tierärzte e.V. (bpt) und der vmf eine erste offizielle Fassung des sogenannten Delegationsrahmenplans veröffentlicht. Das Dokument führt tierärztliche Leistungen aus den Bereichen Administration, Praxismanagement und Versorgung auf, die an ausgelerntes tiermedizinisches Fachpersonal delegiert werden dürfen und trotzdem nach der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) abzurechnen sind. „Leider sind die Details nur den wenigsten Tiermediziner:innen und TFAs bekannt, dabei sehe ich es als große Chance für ein verbessertes Zeitmanagement in der Tierarztpraxis. Im gleichen Zeitfenster kann so mehr Umsatz generiert werden, trotz eines entspannteren Arbeitsklimas.“ führt Svenja Holle, TFA und Tierarztberaterin bei der VetFamily GmbH, weiter aus.

Dr. Maren Kaepke, Inhaberin der berliner fortbildungen ergänzt den Nutzen für beide Seiten: „Bedenkt man, wie viele TFAs den Wunsch nach eigenständiger Arbeit haben, ergibt sich durch den Delegationsrahmenplan eine Win-Win Situation für Arbeitgebende und Arbeitnehmende. Dementsprechend sollten die Inhaber:innen von Tierarztpraxen ein großes Interesse an der Qualifizierung und Fortbildung ihrer TFAs haben“.

Seit 2009 können TFAs sogenannte AG-TFA-Stunden durch die Teilnahme an Fortbildungen sammeln. Die AG-TFA (Arbeitsgemeinschaft zur Anerkennung der Fort- und Weiterbildungsstunden für Tiermedizinische Fachangestellte) bearbeitet, ähnlich wie die ATF, Anträge von Fortbildungsveranstaltern, um das Qualitätsniveau der ausgelernten TFAs hochzuhalten oder zu verbessern. Dies kann neben dem Aspekt der Weiterbildung zudem auch zu einer Erhöhung des Gehaltes führen.

„Dieses Ziel begrüßen wir sehr, jedoch ist der Weg, der dazu eingeschlagen wurde, nicht optimal,“ sagt Doreen Meyer, Fachtierärztin und Mitinhaberin des Fachzentrums für Kleintiermedizin am Chemnitz Center. Für sie steht die Qualitätssicherung des Berufs der TFA im Vordergrund, doch aktuell werden nur Fortbildungen mit entsprechenden Fortbildungspunkten anerkannt, die Tätigkeiten lehren, welche nicht Teil der Ausbildung waren. „In dieser Welt sind TFAs nach ihren maximal 3 Jahren perfekt ausgebildet und benötigen keinerlei Auffrischung oder Wiederholung des gelernten Wissens. Aus meiner Erfahrung ist dem einfach nicht so. Wir Tierärzt:innen handhaben es mit den ATF-Stunden auch anders: Hier stehen die Sicherung und Vertiefung des gelernten Wissens im Vordergrund. Diese Aufrechterhaltung des Wissens sehe ich auch bei den TFAs als essenziell an“, fasst Doreen Meyer zusammen.

„Die Qualität der Ausbildung im Ausbildungsbetrieb und in den beruflichen Schulen muss verbessert werden, denn nur durch eine fundierte Ausbildung können TFAs von der Fachkraft zu Berufsexpert:innen qualifiziert werden“, fordert Dr. Katharina Gratzke, die selbst neben ihrer praktizierenden Tätigkeit an Berufsschulen unterrichtet. Diesen Herausforderungen stellen wir uns als Arbeitsgruppe „Weiterbildung TFA und PM‘s“ innerhalb des Dessauer Zukunftskreises. Unser Ziel ist es, eine hochwertige und kostenfreie Plattform anzubieten, die eine übersichtliche Darstellung der Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für TFAs aufzeigt.

Stärkung von Tiermedizinischen Fachangestellten und von Mitarbeitenden im Praxismanagement

Aus der Sicht des DZK müssen die Fort‐ und Weiterbildung von Tiermedizinischen Fachangestellten und von Mitarbeitenden im Praxismanagement (PM) deutschlandweit gestärkt werden. Nur so kann einerseits ausreichend qualifiziertes Personal in den Praxen zur Verfügung stehen, an das Aufgaben, die derzeit von Tierärzt:innen durchgeführt werden, delegiert werden können. Andererseits werden für die TFAs und PMs Arbeitsperspektiven geschaffen, die eine kontinuierliche persönliche Entwicklung bei wirtschaftlich angemessener Entlohnung ermöglichen. "Wir haben uns dafür konkrete Lösungswege überlegt, die eine Zusammenarbeit der Bildungsanbietenen und -einrichtungen sowie der Arbeitnehmende und der Politik erfordern", erklärt Dr. Katharina Gratzke.

Sind Sie mit dabei?

Ansprechpartnerin der Arbeitsgruppe "Weiterbildung TFA und PM‘s": Kathrin Siemer: info@kathrin-siemer.de

Mehr Informationen auf der Website: www.beruf-TFA.de