Herbstzeit ist Arthritiszeit
Wer kennt es nicht, das saisonal gehäufte Auftreten von Krankheitsbildern zu bestimmten Jahreszeiten? Zur Sommerzeit, besonders bei Wetterwechseln zu schwülwarmen Phasen, werden die kardiologischen Patienten mit Verschlechterungen des Krankheitsbildes in der Tierarztpraxis vorstellig.
Nun steht die nasskalte Jahreszeit des Herbstes und Winters bevor. Dies ist die Jahreszeit, in der sich besonders arthritische Probleme verschlechtern. Das ist dadurch bedingt, dass durch diese Witterungslage im Gelenk Entzündungsschübe (auch „Flares“) ausgelöst werden und eine eventuell schlummernde Arthritis wieder „aufflammt“. Um weitere degenerative Schäden im Gelenk zu vermeiden, ist eine Behandlung mit einem hoch wirksamen NSAID, wie Metacam® oder Previcox®, indiziert. Durch die selektive Hemmung der COX-2 wird die Entzündung bereits an ihrem Entstehungsort verhindert und damit das Übel an der Wurzel gepackt. Folglich ist es in der kalten Jahreszeit ratsam, ein besonderes Augenmerk auf die vorgestellten caninen bzw. felinen Patienten mit Osteoarthrose zu legen und bei der Diagnose und Therapie den Fokus auf inflammatorische Prozesse zu setzen.
Biotropie, der Einfluss des Wetters, ist ein so gut untersuchtes Phänomen, dass der renommierte deutsche Wetterdienst eine entsprechende Warnseite für den Wettereinfluss auf verschiedenen Erkrankungen eingerichtet hat: Wetter und Klima - Deutscher Wetterdienst - Bio-Wetter - Gefahrenindizes für Wetterfühlige (dwd.de)
Biotropie, beschreibt die Wirkungen bestimmter Wetterphänomene (Wetterakkord) auf das psychische und physische Befinden des gesunden und kranken Menschen oder Tieres (Wetterfühligkeit). Biotrope Wetterlagen sind solche, während derer bestimmte Befindensstörungen, Krankheitsbilder bzw. Todesfälle gehäuft auftreten. Im Rahmen einer umfangreichen Studie zur Wetterfühligkeit, die vom Deutschen Wetterdienst im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt wurde, befragte das Institut für Demoskopie Allensbach 2013 eine repräsentative Stichprobe von 1623 Bundesbürgern zu diesem Thema (Koppe et al. 2013). Die Ergebnisse zeigen, dass 50 % der Befragten der Meinung sind, dass das Wetter auf ihre Gesundheit viel oder zumindest etwas Einfluss hat. Die häufigsten Symptome bei diesen wetterfühligen Befragten waren: Kopfschmerzen und Migräne (59 %), Müdigkeit (55 %), Abgeschlagenheit (49 %), Gelenkschmerzen (42 %), Schlafstörungen (40 %). 29% der Wetterfühligen waren im Jahr vor der Befragung mindestens einmal nicht in der Lage, ihrer normalen Tätigkeit nachzugehen.
Auch bei unseren Hunden ist eine Verschlechterung der Arthritis bei nasskaltem Wetter bekannt. Das ohnehin bei Arthritis geschwächte Binde- und Stützgewebe, welches für die Gelenksfunktion wichtig ist, wird bei kalten Außentemperaturen steifer. Zusätzlich ist der Untergrund häufig glatt (Eis) oder sehr uneben (verschiedene Schneeverhältnisse) und zusammen mit dem steiferen Bindegewebe führt das vermehrt zu Schäden am Gelenkknorpel und Entzündungsschübe (Flares) können entstehen.
Literatur: Bucher K (1993): Ein Verfahren zur objektiven Klassifikation des Wetters unter biosynoptischen Gesichtspunkten. Berichte des Deutschen Wetterdienstes 183, 138 S. Koppe, C, Zacharias S, Bernhard D (2013) Repräsentativbefragung zur Wetterfühligkeit in Deutschland. Bericht zum Forschungsvorhaben des Umweltbundesamtes UFOPLAN 3711 61 238. Höppe P, von Mackensen S, Nowak D, Piel E (2002): Prävalenz von Wetterfühligkeit in Deutschland. Dtsch. Med. Wochenschr. 127, 15-20. Bucher K, Wanka E (2007): Das Problem der Wetterfühligkeit. promet, Jahrg. 33, Nr. ¾. Hennemann K (2013) Winter lameness in dogs in IVC Journal