Ettlinger Thementage 2024

Ruhig Blut bewahren! - Hämatologische Erkrankungen bei Hund und Katze

Ettlingen wird vom 24.-26 Mai 2024 erstmals Veranstaltungsort der Thementage der DVG-DGK sein. Tagungsleiterin ist Dr. Dorothee Dahlem, Fachtierärztin für Heim- und Kleintiere, Diplomate für Innere Medizin (ECVIM) und Oberärztin an der Kleintierklinik der Großen Kreisstadt. Die Ettlinger Thementage sollen Tierärzt:innen die Gelegenheit zur Aufarbeitung von Erkrankungen des hämatologischen Systems bieten, deren Ursachenfindung und Therapie in der Praxis häufig Kopfzerbrechen bereitet. JUST4VETS hat die Tagungsleiterin zum Interview getroffen.

Was fasziniert Sie persönlich am Thema "Hämatologische Erkrankungen"?

Dr. Dorothee Dahlem: Das Spannende an hämatologischen Erkrankungen ist die Vielfältigkeit, mit der wir konfrontiert werden. Allein aus internistischer Sicht betrachtet müssen wir uns bei dem Oberbegriff „hämatologische Erkrankungen“ mit Erkrankungen verschiedener Blutzellen und Gerinnungsstörungen auseinandersetzen. Zytopenien können einzelne Blutzellreihen betreffen, aber auch als Bi- oder Panzytopenie auftreten und in Zusammenhang mit komplexen Gerinnungsstörungen vorkommen. Für alle diese Laborbefunde kommen verschiedenste Ursachen in Betracht, zum Beispiel infektiöse Erkrankungen, immunologische Erkrankungen aber auch tumoröse Erkrankungen. Es ist spannend herauszufinden, was die Ursache der Erkrankung ist und eine gezielte Therapie für den jeweiligen Patienten festzulegen. Auch im Anschluss bleibt es häufig spannend, weil die Therapie an die Entwicklung des Patienten angepasst werden muss. Das Ansprechen auf die Therapie lässt sich bei vielen hämatologischen Erkrankungen nicht vorhersagen.

Faszinierend an hämatologischen Erkrankungen ist zudem, dass alle Tierärzt:innen mit diesen Erkrankungen oder Laborbefunden konfrontiert sind, nicht nur die internistisch interessierten Kolleg:innen. Denken wir nur an die komplexen Folgen der Anämie, zum Beispiel in Form der kardialen Dekompensation durch Volumenüberladung oder neurologische Symptome als Folge eines ischämischen oder hämorrhagischen Infarktes im Rahmen einer immunhämolytischen Anämie oder an Traumapatienten, die einer Bluttransfusion bedürfen. Für jede veterinärmedizinische Fachrichtung finden sich bei den hämatologischen Erkrankungen interessante Fälle.

Wie gelingt es Ihnen tagtäglich als Oberärztin der Tierklinik Ettlingen "ruhig Blut" zu bewahren?

Dr. Dorothee Dahlem: Niemandem, so auch mir, gelingt es wohl immer „ruhig Blut“ zu bewahren. Das Wichtigste im Klinikalltag ist, dass man Kolleg:innen hat, auf die man sich verlassen kann. Der Klinikalltag ist nicht planbar. Jeder muss in Abhängigkeit vom Patientenaufkommen bereit sein, seine Kolleg:innen zu unterstützen und auch seinen Feierabend zu opfern, um eine adäquate Patientenversorgung zu gewährleisten. Wenn die Alltagslast sich auf den Schultern von Wenigen verteilt, ist es vorbei mit dem „ruhigen Blut“. Arbeiten im Team, kollegialer Umgang und stukturiertes Denken und Handeln bei der Patientenaufarbeitung sind die Grundbausteine für „ruhiges Blut“ im Arbeitsalltag.

Mit Hilfe der Seminare und der Vorträge im Rahmen der Hauptveranstaltung möchte ich alle relevanten hämatologischen Themengebiete abdecken. Berücksichtigt werden wollen hierbei sowohl die labordiagnostischen Fallstricke als auch die therapeutische Herangehensweise an Zytopenien, Zytosen, neoplastische Erkrankungen und chirurgische Erkrankungen sowie Koagulopathien."

Dr. Dorothee Dahlem, Tierklinik Ettlingen

Wie haben Sie Ihre Tagung aufgebaut und wen wollen Sie mit Ihrem Programm ansprechen?

Dr. Dorothee Dahlem: Mit Hilfe der Seminare und der Vorträge im Rahmen der Hauptveranstaltung möchte ich alle relevanten hämatologischen Themengebiete abdecken. Berücksichtigt werden wollen hierbei sowohl die labordiagnostischen Fallstricke als auch die therapeutische Herangehensweise an Zytopenien, Zytosen, neoplastische Erkrankungen und chirurgische Erkrankungen sowie Koagulopathien.

Ich hoffe, dass sich alle Tierärzt:innen von diesem Thema angesprochen fühlen, sowohl junge Tierärzt:innen als auch Kolleg:innen mit langjähriger Berufserfahrung, Tierärzt:innen, die primär im Notdienst tätig sind oder auch diejenigen mit chirurgischem, internistischem oder anderweitigem Interessensschwerpunkt. Wie bereits erwähnt, bin ich der Meinung, dass alle Kolleg:innen mit hämatologischen Erkrankungen konfrontiert sind. Zudem haben sich in den letzten Jahren einige Neuerungen, vor allem im Bereich der immunmediierten Zytopenien und Koagulopathien ergeben, weshalb hoffentlich auch erfahrene Tierärzt:innen neue Kenntnisse in Diagnostik und Therapie gewinnen können und ihr bisheriges Wissen vertiefen oder auffrischen können.

Sie machen auch den Tiermedizinischen Fachangestellten ein Fortbildungsangebot ...

Dr. Dorothee Dahlem: Leider gibt es relativ wenig Fortbildungsangebote für Tiermedizinische Fachangestellte und Tierpfleger:innen, bzw. werden die Kolleg:innen auch wenig motiviert, sich fortzubilden. In vielen Fällen fehlt auch die finanzielle Unterstützung, wodurch die Fortbildungsbereitschaft sinkt. Dennoch sind die TFAs häufig die ersten Ansprechpartner:innen für Tierbesitzer:innen am Telefon und auch an der Anmeldung. Sie müssen Notfallsituationen erkennen, die es gerade auch bei Koagulopathien und Zytopenien gibt, müssen Bluttransfusionen bei hospitalisierten Patienten überwachen und führen in vielen Fällen die Labordiagnostik durch. Die gute Ausbildung der TFAs muss ein wichtiges Anliegen in der Tiermedizin sein. Ein gut ausgebildetes Team bestehend und eine gute Zusammenarbeit ist die wichtigste Basis für eine gute Patientenversorgung.

Auf welche Referent:innen/Themen freuen Sie sich persönlich ganz besonders?

Dr. Dorothee Dahlem: Bezugnehmend auf die Referent:innen kann ich nicht sagen, dass ich mich auf einzelne mehr freue als auf andere. Vielmehr freue ich mich, dass sich die seltene Gelegenheit ergibt, dass ich viele Kolleg:innen von all meinen vorherigen Arbeitsstätten als Referent:innen wiedertreffe. Ähnlich verhält es sich auch mit den Themen. Ich bin froh, dass sich so viele meiner früheren und aktuellen Kolleg:innen bereit erklärt haben sich mit Vorträgen einzubringen, so dass wir die Möglichkeit haben, das komplexe Thema der hämatologischen Erkrankungen weitreichend abzudecken.

Vielen Dank für dieses Gespräch. Ich wünschen Ihnen und allen Mitwirkenden eine lebendige Veranstaltung.

INFOS AUF EINEN BLICK

Kosten: Der Frühbucherzeitraum dauert noch bis zum 28.04.24. DVG-Mitglieder zahlen für die Teilnahme am zweitätigen wissenschaftlichen Programm bis dahin € 280.- / Nicht-Mitglieder € 340.-, Praxisgründer:innen € 190.- / € 250.-, Studierende € 90.- und TFA € 120.- / € 150.-.

ATF-Anerkennung: 11 Stunden

Fortbildungsort: Stadthalle Ettlingen, Friedrichstraße, 76275 Ettlingen

Programm: HIER. // Anmeldung: HIER.