Chancen und Risiken von KI im Blick
Der Dessauer Zukunftskreis (DZK) befasst sich mit aktuellen und zukünftigen Themen, die die Veterinärmedizin beeinflussen und bestenfalls positiv gestalten. Beim 23. Treffen in der Tierklinik Germersheim setzten sich die gut 30 Teilnehmer:innen mit dem Thema "Chancen und Risiken von KI für die Tiermedizin" auseinander.
Künstliche Intelligenz (KI) ist eine Schlüsseltechnologie und ein großer Treiber sowohl im privaten wie auch im beruflichen Alltag. KI ermöglicht aber auch große Sprünge im medizinischen Fortschritt, vor allem wenn klinische Expert:innen und KI zusammenarbeiten. Spätestens nach der Freischaltung von ChatGPT geht an dieser Entwicklung kein Weg mehr vorbei. Künstliche Intelligenz wird sich in nahezu allen Bereichen des Lebens immer weiter ausbreiten – und das mit bislang ungeahnter Geschwindigkeit. ChatGPT beispielsweise knackte bereits nach nur 5 Tagen die 1-Millionen-Nutzer-Marke und stellt damit einen neuen Rekord dar.

Beim 23. Treffen in der Tierklinik Germersheim setzten sich die gut 30 Teilnehmer:innen mit dem Thema "Chancen und Risiken von KI für die Tiermedizin" auseinander.
KI in Medizin, Wissenschaft und Forschung
KI hilft im Bereich Wissenschaft und Forschung, in dem sie beispielsweise die Suche nach neuen medizinischen Wirkstoffen unterstützt und neue Therapien findet, die besten auswählen oder mehrere Behandlungsoptionen für den Patienten besonders effektiv kombiniert. Durch Algorithmen und maschinelles Lernen erfahren wir gerade im Bereich der Diagnostik und Analytik sehr große Unterstützung und vielfach auch eine Verbesserung der Leistung bzw. der Leistungsfähigkeit, da ein Algorithmus und ein Computer weder müde werden, schlafen oder essen müssen, noch Pausen für eine ausreichend hohe Konzentration benötigen. Zudem kann entsprechend der beim Anlernen verwendeten Datenqualität auch die Anzahl der Fehldiagnosen gesenkt werden. Aufgrund der sehr schnellen Verarbeitung und Auswertung sehr großer Datenmengen steht KI auch für große Fortschritte im Bereich der Früherkennung und Prävention (Predictive Analytics).
Aber auch in anderen Bereichen des Praxisalltags kann die Vielfalt von KI zum Einsatz kommen und helfen, Zeit zu sparen, Ressourcen freizusetzen und Prozesse zu optimieren. Hier seien als Beispiele intelligente Steuerungen von Verwaltungsprozessen, Chatbots und Sprachsysteme für Patient:innen und medizinisches Personal, Dokumentation, Terminvergabe, Praxismanagement, Urlaubs- und Vertretungsplaner, Literaturrecherche und -verwaltung, Datenerfassung und -aufbereitung sowie bei der Erstellung von Präsentationen oder dem Verfassen von Emails genannt.
Das alles klingt in der Theorie gut
und schön. Bis zur Anwendung im Alltag und zum Einbinden in die
Praxisstrukturen ist es aber ein langer, oft endlos erscheinender Weg.
Um die Berührungsängste und die Skepsis bei den 30 Teilnehmer:innen des
DZK-Treffens in Germersheim abzubauen, einen ersten „Kontakt“
herzustellen und möglicherweise Lust auf mehr zu machen, gab Tobias
Knopf von der Hochschule Anhalt mit Schwerpunkt IT ein spannendes Update
über die wirtschaftliche Revolution durch KI und über die Entwicklungen
von KI, etablierte Anwendungen und Zukunftsaussichten. Anschließend
demonstrierte er an mehreren Beispielen in Echtzeit, wie sich KI
gestützte Tools bereits heute von „Jedermann“ einsetzen lassen. Auf
diesem Weg wurden erste Kontakte zwischen Teilnehmer:innen und KI
geknüpft und auch Anwendungshürden oder -hemmungen abgebaut. Besonders
beeindruckt waren die Anwesenden neben der großen Zahl an
Einsatzmöglichkeiten, die zum Teil sogar kostenlos genutzt werden
können, aber vor allem von der unglaublichen Geschwindigkeit, mit der
die KI die gestellten Aufgaben erledigen konnte. Obgleich für ein
zufriedenstellendes Ergebnis meist mehrere, teilweise auf einander
aufbauende Versuche benötigt wurden, war die Zeitersparnis, um zumindest
eine solide Basis für eine Weiterbearbeitung zu schaffen, doch riesig.
Dabei darf nicht vergessen werden, ist die Basis, z.B. für
Patientenemail, Rücküberweisungen, Patientenbriefe usw. erst einmal
geschaffen, kann sie stets wiederverwendet werden – es sei denn, die KI
weist auf entsprechende Verbesserungen hin.
Fazit
Das Seminar sowie der Workshop haben bei allen Teilnehmer:innen dafür gesorgt, die Skepsis sowie die Berührungsängste abzubauen. Beides wurde von einer Aufbruchsstimmung und einer Offenheit für Neues sowie einen proaktiven Wandel abgelöst, der Lust auf mehr Einblicke sowie auf mehr Anwendungen bei den Teilnehmer:innen aufkeimen ließ. Der DZK wird in Kürze eine hilfreiche Sammlung von nützlichen KI-gestützten Tools zusammenstellen und auf seiner Webseite unterwww.dessauer-zukunftskreis.de veröffentlichen.
Julia Henning und Hubertus Keimer für den DZK