Dr. Beate Egner: Globale Visionen, greifbare Erfolge und ein Blick in die Zukunft der Tiermedizin
Dr. Beate Egner hat allen Grund zum Feiern, denn seit 25 Jahren prägt sie weltweit mit ihren Lehrgängen die tiermedizinische Fort- und Weiterbildung. Vor 20 Jahren gründete sie die VBS GmbH, unter dessen Dach sie ihr Verlag-, Consulting- und Coachingangebot entwickelte. Ebenso lange ist sie Marketing- and Educational Partner der University of Tennessee - zunächst als Lizenznehmerin des europäischen CCRP-Programms und seit zwölf Jahren verantwortet sie nun exklusiv weltweit das gesamte Rehabilitations- und Sportmedizin-Programm für Kleintiere und Pferde der US-Universität. Nach dem Erfolg ihres Kleintiermedizin-Standardwerks „Physikalische Medizin, Rehabilitation und Sportmedizin auf den Punkt gebracht" hat sie nun einen wegweisenden Leitfaden für die Pferdepraxis vorgelegt. JUST4VETS sprach mit der Tierärztin, Verlegerin und Unternehmerin über Visionen, Wegmarken und warum es ihrer Meinung nach gerade jetzt lohnt, Teil ihres Netzwerks zu werden.
Was sind die größten Unterschiede zwischen "Bawehause" in Südhessen und dem "Staat der Freiwilligen", wie Tennessee auch genannt wird?
Dr. Beate Egner: Der wohl größte Unterschied liegt in der Mentalität. Während wir in Deutschland, speziell in Südhessen, für unsere Präzision, Verlässlichkeit und unseren hohen Anspruch an Qualität bekannt sind, begegnet man Herausforderungen in Tennessee oft mit einer entspannteren, selbstbewussteren Haltung. Dort herrscht das Selbstverständnis, zu den „Größten“ zu gehören. Gerade diese kulturelle Diversität ist eine Stärke unserer Zusammenarbeit.
Unsere Programme in Bawehause folgen einem globalen Verständnis von Weiterbildung – ein Perspektivwechsel, der für Tennessee durchaus neu war. Hier lag der Fokus ursprünglich eher regional. Durch unsere langjährige, exklusive Partnerschaft konnten wir jedoch gemeinsam neue Dimensionen erschließen: in der Sichtbarkeit, in der Reichweite und im internationalen Renommee.
Vor unserem Engagement war CCRP oder CERP außerhalb der USA kaum ein Begriff. Heute stehen die University of Tennessee und ihre akademischen Programme – insbesondere durch die enge Verbindung zur VAHL – weltweit für Innovation, exzellente Weiterbildung und nachhaltiges Wachstum. Das ist ein Erfolg, auf den wir gemeinsam stolz sein dürfen.
Sie haben ein neues Standardwerk für Pferdemediziner:innen herausgegeben, das weltweit gelesen wird...
Dr. Beate Egner: Nach dem großen Erfolg unserer Publikation zur Rehabilitations- und Sportmedizin bei Kleintieren erhielten wir zahlreiche Anfragen, ein vergleichbares Werk für Pferde herauszubringen. Mit Joao Paulo Marques, dem weltweit anerkannten Spezialisten und IOC-Verantwortlichen für die Betreuung der olympischen Pferdesport-Athleten, konnten wir den idealen Herausgeber gewinnen. Er vereinte über 80 renommierte Expert:innen aus Universitäten und Kliniken rund um den Globus, um ein Werk zu schaffen, das Fachwissen auf höchstem Niveau mit moderner Didaktik verbindet. Unser innovativer, interaktiver Ansatz bleibt dabei im Zentrum: Der strukturierte Text wird durch aussagekräftige Bilder und begleitende Lehrvideos ergänzt – ideal für praxisnahes Lernen. Das Buch wurde sowohl in Europa als auch in den USA als internationales Highlight gefeiert. Es erfüllt uns mit großem Stolz, dass wir mit diesem Titel erneut Maßstäbe in der tiermedizinischen Fachliteratur setzen konnten.
Sie waren in den letzten Monaten extem viel unterwegs. Lohnen sich die ganzen Anstrengungen?
Dr. Beate Egner: Unbedingt. Auch wenn die Pandemie uns zeitweise in digitale Welten gezwungen hat – echtes Wachstum entsteht durch echte Begegnung. Persönliche Kontakte sind der Schlüssel, um Vertrauen zu schaffen, Netzwerke zu stärken und unsere globale Mission mit Leben zu füllen. Diese Reisen ermöglichen uns, nicht nur akademische Lehrgänge weltweit anzubieten, sondern auch unser internationales Netzwerk kontinuierlich auszubauen.
Besonders stolz sind wir auf die enge Zusammenarbeit mit der Vetmeduni Wien, wo der CCRP als Universitätslehrgang angeboten wird und als einzige akademische Weiterbildung in Österreich eine Spezialisierung zum „Akademische:r Expert:in für veterinärmedizinische Physikalische Medizin und Rehabilitation für Hunde“ ermöglicht. Der diesjährige Lehrgang ist erneut ausgebucht. Weitere Partnerschaften bestehen mit der Universität Zagreb (CCRP-Masterprogramm), der Universität Córdoba (Equine Sports Medicine) und der Kasetsart University in Bangkok.
Ein Highlight in diesem Jahr war die Einladung der Royal Stables of Thailand, um den CERP dort anzubieten. Zudem haben wir neue Kooperationen mit Universitäten in Südkorea und Japan geschlossen. Besonders zu erwähnen ist, dass alle unsere akademischen Programme 2025 vollständig aktualisiert wurden. Wir bieten regelmäßig Fortbildungen auf jedem Kontinent an und tragen so aktiv zur globalen Weiterentwicklung der Tiermedizin bei.
Sie wären nicht Beate Egner, wenn nicht schon die nächsten Projekte in der hauseigenen Schublade darauf warteten, umgesetzt zu werden...
Dr. Beate Egner: (lacht) Da liegen Sie absolut richtig. Stillstand ist für uns keine Option. Seit drei Jahren arbeiten wir, gefördert durch das Programm „Hessen Digital“, an einer KI-gestützten App zur komplexen Diagnoseunterstützung in der Tiermedizin. Dieses Projekt hat das Potenzial, völlig neue Wege zu eröffnen: praxisnah, innovativ und mit Funktionen, die es in dieser Form bislang nicht gibt. Der erste Modulabschnitt ist bereits abgeschlossen, und wir stehen kurz vor der Pilotphase im Feld, bevor die offizielle Einführung folgt.
Parallel entwickeln wir derzeit eine Reihe an Weiterbildungsprogrammen für Fortgeschrittene - speziell für Kolleg:innen, die bereits CCRP-, CERP- oder VMPT-zertifiziert sind. Der Fokus liegt klar auf dem interdisziplinären Team-Ansatz und praxisorientiertem Lernen. „Learning by doing“ steht im Mittelpunkt, kombiniert mit internationalem Wissenstransfer.
Und es geht noch weiter: Unser Netzwerk wird künftig über ein exklusives Mitgliedschaftsmodell zugänglich sein – mit umfassenden Vorteilen für engagierte Tierärzt:innen und TFAs. Neben dem Zugang zur neuen App, exklusiven Netzwerkveranstaltungen und attraktiven Konditionen für Fachliteratur und Lehrgänge wird es auch individuelle Coaching- und Consultingangebote geben.
Warum lohnt es sich gerade jetzt, Teil Ihres Netzwerks zu werden?
Dr. Beate Egner: Es gibt keinen besseren Zeitpunkt als jetzt, Teil dieses Netzwerks zu werden. Die Tiermedizin steht vor großen Herausforderungen, aber auch vor enormen Chancen. In unserem Netzwerk bieten wir eine Plattform, die den Austausch von Wissen, innovativen Ideen und praxisnahen Lösungen fördert. Durch den Zugang zu exklusiven Programmen, fortschrittlichen digitalen Tools und internationalen Partnerschaften können Mitglieder aktiv die Zukunft der Tiermedizin mitgestalten und ihr eigenes Fachwissen weiterentwickeln. Wer sich uns anschließt, wird Teil einer Gemeinschaft von Vorreitern, die gemeinsam den Weg für nachhaltiges Wachstum und globale Innovation ebnen.
Ich bedanke mich für das Gespräch und freue mich schon jetzt auf unser nächstes Treffen.