"Von Hund zu Mensch" - Sandmücke macht mächtig Ärger

"Manche Menschen züchten Meerschweinchen, und ich habe mir die Sandmücken ausgesucht", erklärt der weltweit anerkannte Parasitologe in seinem Domizil in Niederkassel, einem kleinen, am Rhein gelegenen Dorf zwischen Köln und Bonn. 

Dr. Torsten Naucke und seine Lebensgefährtin Susanne Lorentz züchten die kleinen, lästigen Sandmücken (Phlebotomus mascittii), die wiederum zur Grundlagenforschung von Infektionskrankheiten bei Tieren dienen. Neben fauligen Äpfeln benötigen die Tiere auch Blut, und dafür stellt der Parasitologe sein eigenes zur Verfügung. Alle zwei Wochen bietet er den Sandmücken seinen Arm an, die dann genüsslich saugen. Fünf Minuten lang. Und das Resultat juckt schrecklich und ist tatsächlich nicht zu übersehen. Zwei Millimeter klein sind die sandfarbenen Stechmücken, auf der Haut fast unsichtbar und fallen durch ihre großen schwarzen Augen auf. Nur die weiblichen Mücken saugen Blut, ohne den Saugakt ist ein Heranreifen der Eier bei den meisten Arten nicht möglich.

"Die Sandmücken kommen derzeit vermehrt in Baden-Württemberg, vereinzelt sogar in Rheinland-Pfalz vor", erklärt Naucke, "und hier sind sie besonders in alten Scheunen mit unbetoniertem Boden zu finden." Hier verstecken sich die kleinen Insekten meist in den äußersten Ecken und schlagen zu, wenn das Opfer schläft und sich nicht bewegt. 

Dabei ist es der Sandmücke egal, ob der Wirt menschlichen oder tierischen Ursprungs ist. Ob Ratte, Hund oder Mensch - alle "Blutspender" sind potentielle Opfer. Und da können auch schon einmal Krankheiten übertragen werden. Man stelle sich vor, dass ein mit Leishmaniose infizierter Hund gestochen wird. Die Insekten nehmen bei einer Blutmahlzeit die Leishmanien auf, die im Darm der Mücken einen Entwicklungszyklus durchmachen und später in den Stechrüssel gekangen. Infizierte Mücken können diese dann beim nächsten Stich weitergeben - zum Beispiel bei einem menschlichen Wirt. 

Spannende Fangaktion

Dr. Torsten Naucke hat mit Hundehaltern, die durch eigene, an Leishmaniose und anderen Infektionskrankheiten erkrankte Tiere gezwungen waren, sich intensiv mit dieser Problematik auseinanderzusetzen, "Parasitus Ex" gegründet. Der eingetragene Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht hat, Grundlagen-Forschung rund um das Thema “parasitäre Erkrankungen bei Tieren” zu fördern. "Für dieses Jahr sind wieder einige spannende Projekte geplant", erklärt Naucke, "wir starten vom 1. Juli bis zum 15. August 2016 eine große Fangaktion von Sandmücken (Phlebotomus mascittii) in Süddeutschland." Die Aktion in Baden-Würtemberg wird im Gebiet zwischen Lörrach und Baden-Baden bis ins Landesinnere stattfinden. Dafür werden Fangnetze in älteren Gebäude und Scheunen mit unbefestigtem Boden aufgehangen. "Wir sind auf Tipps aus der Bevölkerung angewiesen und benötigen vor allem Hinweise auf geeignete Gebäude und die Erlaubnis, dort die Fallen aufhängen zu dürfen", sagt der Parasitologe. Es wird dann eine deutschlandweite Karte mit bekannten Fundorten erstellt und dann durch ein Geoinformationssystem noch unbekannte Brutplätze versucht zu lokalisieren. Im Labor von "Parasitus Ex" wird dann das Verhalten der Sandmücken erforscht und daraufhin versucht, entsprechende Bekämpfungsmaßnahmen zu entwickeln.

Das aufwändigste und abenteuerlichste Projekt wird eine Fangaktion auf der italienischen Insel Montecristo sein. Die dort vorkommenden Sandmücken sollen von Juni bis August diesen Jahres in Kooperation mit italienischen Forschern gefangen werden. Die gefangenen Exemplare werden dann im Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin auf eine mögliche Infektion mit Viren und/oder Leishmanien untersucht.

100.000 Leishmaniose erkrankte Hunde in Deutschland

In den letzten 20 Jahren traten die Sandmücken, die die Leishmaniose übertragen, durch den Klimawandel auch zunehmend in Deutschland auf. Vor gut zehn Jahren gab es dazu die ersten Hochrechnungen. Damals ging man von zirka 10.000 Leishmaniose-positiven Importhunden aus, aktuellen Schätzungen zufolge befinden sich jedoch rund 100.000 Leishmaniose-positive Hunde in Deutschland. Nicht auszudenken, wenn diese Krankheit auf den Menschen übertragen würde - bespielsweise durch die Sandmücke. Damit weiter geforscht werden kann und diese und andere parasitäre Krankheiten bekämpft werden können, ist der gemeinnützige Verein "Parasitus Ex" von Dr. Torsten Naucke auf Spenden angewiesen. " Der Mindestbeitrag", so erklärt der Initiator, "ist mit 30 Euro im Jahr bewusst niedrig gewählt!" Aber auch Spenden von Nichtmitgliedern sind herzlich willkommen.

Parasitus Ex e.V.
VR-Bank Rhein-Sieg eG
BIC: GENODED1RST
IBAN: DE37 3706 9520 0503 1960 18