"Zur Sache Schätzchen!" - die praktische Seite der Welpenernährung

Es gibt kaum eine sensiblere Phase im Leben eines Hundes als die Wachstumsphase – ganz besonders bei den großwüchsigen Hunderassen. Daher ist die Sorge vieler Besitzer, ob sie das neue Familienmitglied auch richtig ernähren, nicht völlig unbegründet.

Ein ausgewogenes Welpenfutter sollte also auf die Bedürfnisse heranwachsender Hunde abgestimmt sein, ebenso wie die dazugehörigen Fütterungsempfehlungen. Mit einem hochwertigen, leicht verdaulichen und gut abgestimmten Welpenfutter ist man in der Regel also auf der sicheren Seite.

Ganz allgemein gilt folgendes: Wenn das Tier das Futter auf Dauer mit Appetit frisst, gut geformten Kot in nicht zu großer Menge absetzt, wenig Gase entstehen, Haut- und Fellbeschaffenheit gut sind und der Welpe neben einem gleichmäßigen Wachstum Energie und Lebensfreude zeigt, hat man für ihn das richtige Futter gefunden.

Der problematische Teil der Welpenfütterung beginnt jenseits des Futternapfes: beim Training und in der Freizeit.

Fast überall wird Gehorsam mit Belohnung in Form von Leckerchen trainiert. Diese Leckerchen sind sehr unterschiedlich in Energiegehalt und Zusammensetzung. Sie haben nur eines gemeinsam: in der Regel werden sie freudig mit einem Happs verschlungen. Die kleinen leckeren Häppchen werden von uns Menschen jedoch nicht in dem Ausmaß als Energielieferant wahrgenommen, wie es sein müsste. Schauen wir uns doch einmal an, was welcher Snack für einen mittelgroßen Hund im Wachstum bedeutet.

Betrachten wir als Beispiel einen Golden Retriever. Mit einem Erwachsenengewicht von 30 kg sollte er mit sechs Monaten um die 20 kg wiegen. Er benötigt im Moment - je nach Aktivität und genetischer Voraussetzung - täglich eine Energiemenge von ca. 6925 kj. Von einem passenden Alleinfuttermittel für Welpen, mit einem Energiegehalt von beispielsweise 1555 kj/ 100g benötigt er demnach 445 g/ Tag. Bei einem vergleichbaren Nassfutter wären dies ca. 1398 g/ Tag. Diese Futtermengen würden ihn mit allen notwendigen Vitaminen und Mineralstoffen sowie ausreichend Energie versorgen. Nun wird der Kleine natürlich beim täglichen Spaziergang dafür belohnt, dass er zurückkommt wenn man ihn ruft oder wenn er brav bei Fuss geht. Zusätzlich trainiert er noch 2x die Woche mit Frauchen oder Herrchen in der Hundeschule, außerdem braucht er auch etwas zur Beschäftigung, damit er keine Schuhe zerkaut, und beim Frühstück sowie beim Abendessen haben sich natürlich auch schon ein paar liebevolle Rituale etabliert…

Grundsätzlich stellen die täglichen Belohnungen kein Problem dar, sofern man diese bei der Fütterung des Hauptfutters berücksichtigt. Denn dieses deckt ja bereits den gesamten Tagesbedarf des Welpen – wenn man sie also nicht entsprechend anpasst, wird das Tier deutlich über seinem Bedarf mit Energie versorgt.

Beispiele beliebter, gängiger Snacks und Belohnungen:

1 Kauknochen (Rinderhaut, ca. 190 g, 3276 kj) deckt 42% des Tagesbedarfs des Welpen

1 Rinderohr (ohne Muschel, ca. 20 g, 313 kj) deckt 4,5% des Tagesbedarfs des Welpen

1 Wiener Würstchen (60 g, 543 kj) deckt 7,8% des Tagesbedarfs des Welpen

10 Lammfleisch-Leckerchen (reines Fleisch, ca. 112 kj) decken 1,6% des Tagesbedarfs des Welpen

Kein Kauartikel oder Leckerchen kann ein Alleinfuttermittel ersetzen, keines ist in seiner Nährstoffzusammensetzung geeignet den Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen, an Aminosäuren und essentiellen Fettsäuren zu decken."

Dr. Sabine Wagner, Tierärztin und Ernährungsberaterin

Alles ist erlaubt, so lange es in Maßen gegeben wird!

Da Hunde im Wachstum normalerweise nicht dick werden, sondern die aufgenommene Energie ins Wachstum stecken und schlank bleiben, wird dies oft nicht als Problem wahrgenommen. Tatsache ist aber, werden die Welpen aufgrund übermäßiger Energieversorgung zu schnell zu groß und zu schwer – auch wenn sie nicht dick aussehen, können dadurch bleibende Schäden an Knochen und Gelenken verursacht werden. Tatsächlich muss man die Menge an Futter entsprechend der gefütterten Leckerchenmenge reduzieren. Allerdings darf man nicht zu viel von der Tagesration abziehen, da sonst keine bedarfsdeckende Nährstoffversorgung mehr gewährleistet ist. Allerhöchstens 30% der Tagesration sollten eingespart werden.

Abgesehen vom hohen Energiegehalt, ist außerdem die Zusammensetzung so mancher Leckerchen als eher suboptimal zu bezeichnen. Kein Kauartikel oder Leckerchen kann ein Alleinfuttermittel ersetzen, keines ist in seiner Nährstoffzusammensetzung geeignet den Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen, an Aminosäuren und essentiellen Fettsäuren zu decken.

Kleine leicht verdauliche Leckerchen mit einem mäßigen Energiegehalt eignen sich besonders gut für das tägliche Training. Größe und Form sollten es dem Welpen ermöglichen diese leicht und schnell abzuschlucken, um unnötige Ablenkungen während des Trainings möglichst gering zu halten. Alternativ bietet es sich an, - sofern Trockenfutter verwendet wird - einen Teil der Tagesration als Belohnung zu verwenden. Kauartikel sollten nur wohldosiert und gelegentlich gegeben werden. Noch besser wäre es, wenn der Welpe sie sich erarbeiten müsste. Denn durch körperliche Aktivität verbraucht er mehr Energie, so dass das eine oder andere Leckerchen zusätzlich, doch mal drin ist. Merke: alles ist erlaubt, so lange es in Maßen gegeben wird.

Tipp

Um in einer mehrköpfigen Familie nicht den Überblick zu verlieren, eignet sich beispielsweise ein Glas an einem zentralen Ort des Haushalts, in welches die Tagesration an Leckerchen (genau abgemessen) eingefüllt wird. Ist das Glas leer, gibt es nichts mehr.