Leaky Gut Syndrom beim Hund

Das Leaky-Gut-Syndrom, auch bekannt als "durchlässiger Darm", ist ein Zustand, bei dem die Darmwand von Hunden durchlässiger wird als normal. Dies ermöglicht es Bakterien, Giftstoffen und unverdaute Nahrungsbestandteile, in den Blutkreislauf zu gelangen und eine Reihe von gesundheitlichen Problemen zu verursachen. Seit ca. zehn Jahren beschäftige ich mich mit der Problematik des Leaky Gut Syndroms.
Grundlagen und Pathomechanismen
Das Mikrobiom und seine Bedeutung sind mittlerweile ja in der gesamten Fachwelt präsent. Eine groß angelegte Humanstudie aus Minnesota zeigt, dass die Gabe von Antibiotika in den ersten zwei Lebensjahren mit einem erhöhten Risiko für Krankheiten wie Asthma, Allergien, Übergewicht und ADHS im Kindesalter verbunden ist. Besonders betroffen waren Kinder, die mehrfach oder frühzeitig Antibiotika erhielten. Die Ergebnisse unterstreichen die Notwendigkeit eines vorsichtigen und gezielten Einsatzes von Antibiotika bei Kleinkindern (1). Es ist nachgewiesen, dass eine Störung im Mikrobiom zu einer Entzündung der Darmschleimhaut führt. Bei einer intakten Darmschleimhaut und intakter Barrierefunktion werden Stoffe selektiv durch die Darmschleimhaut hindurch transportiert. Eine besondere Rolle spielen dabei die Tight Junctions, die wie eine Art Silikon Dichtung zwischen den Zellen wirken. Verschiedene Faktoren, die die Darmschleimhaut direkt oder das Mikrobiom schädigen, führen zu einer Entzündung der Darmschleimhaut, wie Antibiotika, Pestizide, Mangelernährung, Konservierungsstoffe, Stress oder hochverarbeitete Lebensmittel.
Es entstehen Lücken zwischen den Darmzellen, die ein Ausmaß annehmen können, dass 300 E.coli Bakterien nebeneinander durchrutschen können. Bakterien, Viren, Toxine und Pilze können nun den parazellulären Weg passiv zwischen den Darmschleimhautzellen hindurch nehmen. Die Darmbarriere ist nicht länger intakt. Durch den Blutkreislauf werden diese Stoffe im gesamten Organismus verteilt. Sie führen zu Reizungen, Mikroentzündungen und anderem. Dadurch kommt es zu einer extremen Überforderung des Immunsystems.
Bei einer intakten Darmbarriere nimmt die Darmschleimhaut einzelne Aminosäuren auf, welche für das Immunsystem neutral sind. Jetzt allerdings gelangen Polypeptide in die Blutbahn. Das Immunsystem stuft dieses Eiweiß als fremd ein. Nach und nach produziert das Immunsystem Antikörper. Die erste Unverträglichkeit bzw. Allergie entwickelt sich. Führen wir jetzt eine Ausschlussdiät durch und die Barrierefunktionsstörung bleibt bestehen, ist es nur eine Frage der Zeit bis das neue Eiweiß nicht mehr vertragen wird, auch immer neue Eiweißquellen und Futtergrundlage wie Insekten, werden an diesem Pathomechanismus nichts verändern. Die Zusammenhänge und Co-Abhängigkeiten von Darmschleimhaut, Immunsystem, Mikrobiom, Nervensystem und anderen sind extrem komplex, werden aber mittlerweile mehr und mehr erforscht.
Becherzellen und die Schleimproduktion ...
Wir picken uns mal ein Beispiel heraus, um die Komplexität zu zeigen. In der Darmschleimhaut befinden sich Becherzellen - diese produzieren Mucin, einen speziellen Schleim, der eine schützende Schicht auf der Darmoberfläche produziert. Diese schützt vor Verdauungsenzymen, mechanischen Reizen und schädlichen Mikroorganismen. Dieser Schleim bietet auch den Lebensraum für gute Bakterien des Mikrobioms, die aus Ballaststoffen kurzkettige Fettsäuren produzieren, die die Darmschleimhaut ernähren. Die Darmschleim deckt etwa 40 % ihres Energiebedarfs aus diesen kurzzeitigen Fettsäuren. Bekommen diese Bakterien durch Fehlernährung zu wenig Ballaststoffe, gibt es zu wenig kurzzeitige Fettsäuren und die Darmschleimhaut bekommt durch Energiemangel Probleme. Dadurch sinkt die Produktion des Darmschleims. Durch die Gabe von Medikamenten, die die Darmschleimhaut schädigen, kommt es auch zu einer Verminderung des Schleims und damit zu einem Verlust des Lebensraumes für diese Bakterien. Antibiotika schädigen diese Bakterienfraktion wiederum mit der Folge weniger Energie für die Darmschleimhaut. Betrachtet man nur dieses isolierte Beispiel, sieht man schon die Komplexität der Abhängigkeiten und Stoffwechselvorgänge.

Der Darm ist die Wurzel der Pflanze Mensch - wir aber machen Folgendes:
Folgen des gestörten Mikrobioms beim Menschen
Folgendes wir beim Menschen mit einem gestörten Mikrobiom in Zusammenhang gebracht:
- Chronisches Müdigkeitssyndrom
- Angstzustände
- Schmerzen, chronische Gelenk- und Muskelschmerzen
- Multiple Sklerose
- Adipositas
- Kardiovaskuläre Erkrankungen
- Depression
- Konzentrationsstörungen
- Migräne
- Diabetes
- Chronische Infekte
- Allergien
- Nahrungsmittelintolleranzen
- Ekzeme
- Blähungen
- Morbus Chron / Colitis ulcerosa
- Autoimmungeschehen (Haschimoto, Rheuma, Lupus, Pemphigus, Psoriasis)
Folgen des gestörten Mikrobioms bei Hund (und Katze)
- Metabolisches Syndrom
- Inflammatory Bowel Disease (IBD)
- Krebs
- Asthma
- Allergien
- Diabetes
- Adipositas
- Stress-assoziierte Krankheiten
- Erkrankungen der Schilddrüse
- Autoimmunerkrankungen
Ist nun die Dysbiose Folge einer Erkrankung oder Ursache?
Auch dazu gab es eine Studie mit dem Ergebnis, dass eine Dysbiose zu einer Entzündung der Darmschleimhaut führt (2). Schon Anfang des 20. Jahrhunderts erkannte der Kurarzt F.X. Mayr die zentrale Bedeutung des Darms für die Gesundheit. Wie eine Pflanze nur mit gesunden Wurzeln gedeiht, braucht auch der Mensch eine gut funktionierende Verdauung, um Nährstoffe optimal aufzunehmen. Zudem beeinflusst der Darm nicht nur das Immunsystem, sondern auch unsere emotionale Balance.

Neue Herangehensweisen eröffnen auch immer neue Chancen, neue Alleinstellungsmerkmale, neue Kund:innen und durch Futter, Supplemente, auch Affiliate- und Networkmarketing. Der Blick über den Tellerrand und aus unserem Hamsterrad heraus, zeigt Chancen und Möglichkeiten für unsere Patienten und für uns."
Es gibt ein sehr altes chinesisches Sprichwort: "Eine Krankheit kann viele Väter haben, aber die Mutter ist immer die Ernährung". Das System ist natürlich viel komplexer. Ein komplexes Zusammenspiel aus Darmschleimhaut, Mikrobiom, Ernährung, Immunsystem, Nerven- und Hormonsystem. Dadurch reicht es einfach nicht, dauerhaft nur eine Ausschlussdiät oder Allergiefutter zu füttern. Ebenso wenig helfen isolierte Prä- und Probiotika oder Medikamente, die die Darmschleimhaut regenerieren sollen.
Schlachtplan
Ausschlussdiät
6 Wochen, um das Immunsystem herunterzufahren und die Entzündung der
Darmschleimhaut zu vermindern. Danach klotzen, nicht kleckern, da wir
das große Damoklesschwert "Zeit" im Nacken haben. Solange die
Darmbarriere nicht wieder intakt ist, können die Polypeptide der
Ausschlussdiät ins Blut eindringen und auch dieses Eiweiß auf Dauer
untauglich machen. Greift die Ausschlußdiät, kann die Darmschleimhaut
ausheilen, L-Glutamin, Huminsäuren (Moor, Colostrum, Ballaststoffe, Prä- und Probiotika. Unbedingt beachten, wie bei einer Provokationsprobe, immer nur eine Komponente für 3 Tage und schauen, wie es vertragen wird.
Darüber hinaus ist eine bedarfsgerechte Versorgung mit Nährstoffen wichtig. Ich bin der Meinung, dass sowohl unsere Hunde als auch wir selbst mangelernährt sind. Meiner Meinung nach gibt es kein Alleinfuttermittel, auch wenn es als rechtlich geprägter Begriff auf den Produkten draufsteht. Gerade ein Darm, der sich regenerieren soll, hat aber einen umso höheren Bedarf an Nährstoffen, der unter normalen Umständen schon nicht gedeckt ist. Daher behandeln wir alle Aspekte des Darmes und stehen in enger Kommunikation mit den Besitzer:innen, eben um alle 3-4 Tage das individuelle Therapiekonzept zu erweitern und auch Unverträglichkeiten zu erkennen, teilweise wegen der schnellen Kommunikation über Messenger Dienste. Dabei kommen Ernährungspläne, Prä-und Probiotika, Blütenessenzen, Supplemente, chinesische Heilpilze, Homöopathie sowie andere medizinische Sparten zum Einsatz. Auch Apoquel, Cortison und ähnliches verwenden wir, wenn es kurzfristig nicht anders geht.
Vor 4 Jahren habe ich ein spannendes Gespräch mit Prof. Dr Jan Suchodolski von der Universität Texas geführt. Dieser vertrat die Meinung, dass ein so chronisch veränderter Darm nur gemanagt, aber nicht geheilt werden kann. Die Meinung kann ich so nicht teilen, wie z. B. die beiden Fälle von Lennox und Archie zeichen.
Fall Lennox: Continental Bulldog, 7 Jahre alt, diverse Therapien bei verschiedenen Tierärzt:innen. Der Hund beißt sich massiv die Beine auf. Nach 5 Monaten Betreuung: Kein Juckreiz mehr, kein Aufbeißen der Pfoten.
Fall Archie: Archie, Englischer Springer Spaniel, 4 Jahre, chronischer Durchfall, Juckreiz - nach 7 Monaten symptomfrei
Fazit
Neue Herangehensweisen eröffnen auch immer neue Chancen, neue Alleinstellungsmerkmale, neue Kund:innen und durch Futter, Supplemente, auch Affiliate- und Networkmarketing. Der Blick über den Tellerrand und aus unserem Hamsterrad heraus, zeigt Chancen und Möglichkeiten für unsere Patienten und für uns.
Literatur
1. Association of infant antibiotic exposure with childhood health outcomes, Zaira Aversa, MD, PHD, www.mayoclinicproceedings.org/article/S0025-6196(20)30785-0/fulltext
2. “Dysbiotic gut microbiota causes transmissible Crohn's disease-like ileitis independent of failure in antimicrobial defence”, Monika Schaubeck et al., https://pubmed.ncbi.nlm.nih.go...