BARF: Definition, aktuelle Situation, Nutzen und Risiken

Nach dem Motto „Liebe geht durch den Magen“ ist die Fütterung auch eine sehr emotionale Angelegenheit. Jeder wünscht sich ein möglichst langes und vor allem gesundes Leben für die vierbeinigen Freunde. Barfen kann durchaus dazu beitragen und stellt eine moderne gute Alternative zu klassischem Fertigfutter dar. Voraussetzung ist aber, dass die verwendeten Zutaten von guter hygienischer Qualität sind und die Rationen bekömmlich und bedarfsgerecht zusammengesetzt. Da dies häufig nicht der Fall ist, lohnt sich eine Überprüfung der Ration bzw. des Futters fast immer – ganz besonders bei Welpen.


Barf ist der momentane Trend in der Ernährung von Hunden. Ursprünglich stand der Begriff für "Bones And Raw Food" (Knochen und rohes Futter) und wurde später zu Biologically Appropiate Raw Food (biologisch artgerechtes rohes Futter).

Das Konzept der Rohfütterung orientiert sich an der Ernährung des Wolfes, dem Vorfahr des Haushundes. Die Futtermittel sind überwiegend naturbelassen, Getreide und künstliche Zusätze werden möglichst vermieden. Die Ration wird so zusammengestellt, dass sie die verschiedenen Bestandteile des Beutetieres in sich vereint. Als Basis dienen rohes Fleisch, verschiedene Innereien, fleischige Knochen, Gemüse und Obst. Als Ergänzung kommen verschiedene Öle sowie meist Lebertran, Algen und Kräuter zum Einsatz. Eier, Fisch und Milchprodukte werden gelegentlich gegeben. Eierschalen oder Knochenmehl werden auch anstelle von Knochen verwendet. Manche Besitzer füttern stärkereiche Futtermittel dazu, meistens gekochte Kartoffeln.

Während Barfen früher noch mit einem relativ hohen Zeitaufwand für die Beschaffung und Zubereitung der Zutaten verbunden war, bietet der Markt mittlerweile eine große Auswahl an fertigen Fleischmischungen, Fertigmenüs, speziellen Barf-Ergänzungen, Gemüseflocken und sogar Gemüse in Dosen an. Auch industrielle „barf-konforme“ Dosen- und Trockenfutter finden sich auf dem Markt, welche aber mit dem eigentlichen Konzept, der Rohfütterung wenig zu tun haben.

Ernährungsphysiologisch gesehen sind Hunde keine reinen Fleischfresser, sondern carni-omnivor, also Allesfresser mit überwiegend fleischlicher Kost. Sie können daher auf vielerlei Weise ernährt werden, und haben sich sogar im Gegensatz zum Wolf genetisch an eine stärkereiche Kost angepasst, die sie effektiv verdauen können. Katzen hingegen sind in der Tat strikte Fleischfresser und tierische Kost ist für sie überlebenswichtig. Bestimmte, für sie essenzielle Nährstoffe sind nur in Fleisch enthalten (z.B. Taurin).

Der eingedeutschte Begriff suggeriert eine im Vergleich zur kommerziellen Fütterung tierfreundlichere, gesündere Form der Ernährung. In der Tat ist das auch ein häufiger Grund für eine Umstellung auf Barf und die meisten Besitzer erhoffen sich einen positiven Effekt auf die Gesundheit ihres Tieres. Leider zeigt die Praxis aber oft, dass viele Barf-Rationen und Fertigmenüs keine bedarfsgerechte und damit gesunde Ernährung gewährleisten. Berichte über gesundheitliche Nachteile gibt es daher ebenso wie über Vorteile. Auch wenn Barfen der ursprünglichen Ernährungsweise am nächsten kommt, heißt das nicht automatisch, dass man dabei keine Fehler machen kann. Entscheidend für eine bedarfsgerechte Ration ist primär die Ausgewogenheit der Ration. Das bedeutet, dass alle wichtigen Nährstoffe im richtigen Verhältnis vorhanden sind. Eine allgemein gute Bekömmlichkeit ist gleichermaßen wichtig.

Ein Vorteil des Barfens ist die abwechslungsreiche und individuelle Rationsgestaltung. Die Besitzer wissen genau, was Ihr Tier in welchen Mengen bekommt und (im besten Fall) woher die Zutaten stammen. Das Futter kann somit ganz nach den Vorstellungen des Besitzers und den Vorlieben des Tieres zusammengestellt werden. Insbesondere bei Erkrankungen und Unverträglichkeiten ist dies ein wichtiger Aspekt.

Die Verwendung fleischiger Knochen oder größerer Fleischstücke ist für die Hunde ein wahres Fress- und Kauvergnügen und trägt außerdem zu einer guten Zahnhygiene bei. Durch den mechanischen Reibungseffekt durch das intensiv Kauen und Benagen werden die Zähne gereinigt und somit die Zahngesundheit gefördert. Allerdings birgt die Knochenfütterung auch immer eine Verletzungs- und Verstopfungsgefahr, die zu beachten ist. Nicht jeder Hund verträgt Knochen gleichermaßen. Knochen können splittern und brechen und so zu Zahnfrakturen oder Verletzungen am Zahnfleisch oder im Magen-Darm-Bereich führen. Einige Hunde bekommen Verstopfungen (Knochenkotobstipation) und im schlimmsten Fall bleiben größere Knochenteile im Darm steckenbleiben, und können dann nur operativ entfernt werden. Ob ganze Knochen gefüttert werden, sollte daher im Einzelfall abgewägt werden.

Frische unverarbeitete Zutaten sind hochverdaulich, so dass Barf-Rationen in der Regel sehr gut verwertet werden. Die Tiere setzen dadurch weniger Kot ab und haben teilweise auch eine bessere Kotkonsistenz als bei Fütterung von industriell hergestellten Futtermitteln. Die meisten Fertigfutter haben eine Verdaulichkeit von 80-85% - Barf-Rationen hingegen liegen über 90%. Ein Unterschied von nur 10 Prozent macht sich bereits in der doppelten Kotmenge bemerkbar. Eine geringere Kotmenge stellt zwar keinen gesundheitlichen Vorteil dar, wohl aber einen Vorteil für denjenigen, der den Kot aufsammeln muss.

Viele Besitzer berichten darüber hinaus, dass Ihre Tiere nach der Umstellung auf Barf mehr Energie, schöneres Fell, einen besseren Körpergeruch und weniger Mundgeruch und weniger Probleme mit den Analbeuteln, Ohren oder Gelenken haben. Inwieweit dies tatsächlich rein auf die Rohfütterung zurückzuführen ist, lässt sich schwer beurteilen. Studien zu den positiven Effekten auf die Gesundheit gibt es bislang kaum. Dennoch sind diese Erfahrungswerte nicht von der Hand zu weisen, auch wenn es an wissenschaftlichen Beweisen hierzu fehlt. Barfen sollte jedoch nicht als Allheilmittel angesehen werden (wie es teilweise der Fall ist), denn nicht jedes Tier zeigt positive Veränderungen.

Die beiden wesentlichen Nachteilen des Barfens sind die allgemeine Infektionsgefahr durch die Verwendung von rohem Fleisch sowie langfristige Nährstoffmängel aufgrund fehlerhafter Rationspläne. Da der Hund in enger Gemeinschaft mit dem Menschen lebt sollten hygienische Risiken unbedingt beachtet werden sollten. Rohes Fleisch kann verschiedene Bakterien, Viren und Parasiten enthalten, die durch die fehlende Erhitzung nicht abgetötet werden. Und viele Untersuchungen zeigen leider, dass die mikrobiologische Qualität von Barf-Futter aus dem Handel oft mangelhaft ist. Manche Erreger führen „nur“ zum Verderb des Fleisches, andere jedoch zu Erkrankungen bei Tier und Mensch. Es gibt auch Fällen, in denen die Tiere bestimmte Bakterien lediglich ausscheiden, ohne selbst daran zu erkranken (z.B. Salmonellen). Die Gefahr einer durch das Barfen verursachten Infektion besteht vor allem für Kleinkinder, Schwangere sowie ältere und chronisch kranke Personen, da ihr Immunsystem schwächer ist und sie sich leichter anstecken können. Zu dem können die Auswirkungen einer Infektion sehr gravierend sein. Hier ist also besondere Vorsicht geboten und wer lieber auf Nummer sicher gehen möchte, kann das Fleisch gegart füttern.

Gesund barfen erfordert ein gewisses Know-how. Abwechslungsreich füttern bedeutet nicht automatisch ausgewogen und eine Fütterung nach dem Vorbild der Natur allein ist leider kein Garant für eine gesunde Ernährung. Sowohl Studien als auch die eigene Erfahrung zeigen, dass Nährstoffmängel und -überversorgungen beim Barfen leider alltägliche Praxis sind. Vor allem die Spurenelemente Kupfer, Zink, Mangan, Jod sowie Vitamin D sind typischerweise zu wenig enthalten. Auch die Calciumversorgung ist nicht selten ebenfalls zu niedrig oder auch viel zu hoch. Nährstoffmängel machen sich allerdings bei ausgewachsenen Tieren oft erst nach Jahren bemerkbar. Bei Welpen geht das deutlich schneller und ist dann meist auch gravierender. Blutuntersuchungen eignen sich nicht, um die Nährstoffversorgung zu überprüfen. Das Mittel der Wahl bleibt nach wie vor die Rationsüberprüfung, am besten durch einen auf Ernährung spezialisierten Tierarzt.