Tierklinikportrait Bozen: "Jeder Handgriff sitzt!"
Dr. Georg Moser und Dr. Simon Kirchler sind die beiden Betreiber der
Tierklinik in Bozens Innenstadt, die auf 250 Quadratmeter alles bietet,
was eine "kleine, aber feine" Klinik bieten muss. Besonders
bemerkenswert ist, dass die beiden Teilhaber mit der Hilfe eines
Assistenzarztes und einer Sekretärin, die die Anmeldung und Abrechnung
übernimmt, im Durchschnitt 50 Patienten täglich verarzten.
Der 38-jährige Kirchler arbeitet bereits seit 2007 in Bozen bei Seniorchef Moser, der sich mit seinen 64 Jahren auf der Zielgeraden seiner beruflichen Laufbahn befindet. Die Nachfolge ist natürlich auch bereits geregelt: Dr. Katharina Moser, die nach ihrem Studium in Wien, Aufenthalten an der Universität in Georgia und dem Royal College of London, sowie einer Residency an der LMU München und einer Anstellung an der Tierklinik Haar sich für die Rückkehr in ihre Heimat entschieden hat.
Seit 2007 arbeitet Dr. Simon Kirchler bereits mit Dr. Georg Moser, der die Tierklinik 1983 an einem anderen Standort gegründet hat, zusammen - zunächst als angestellter Tierarzt und seit 2011 als gleichberechtigter Partner. In dem Jahr haben die beiden die heutigen Praxisräume bezogen, die einen großzügigen Wartebereich, zwei Sprechzimmer, einen Vorbereitungsraum, einen Operationssaal, sowie einen Röntgen- und CT-Raum beherbergen. "Neben der technischen Ausstattung, sowie der schnellen und effizienten Behandlung ihrer Tiere, schätzen die Kunden besonders die Parkplätze direkt vor der Klink, die in einer Stadt wie Bozen absoluter Luxus sind", weiß Kirchler zu berichten. Der Tierarzt selbst wohnt übrigens nur 15 Minuten von der Praxis entfernt und kommt immer auf dem Fahrrad zur Arbeit.
Die beiden Chefs arbeiten, unterstützt durch Assistenzarzt Luca Zampiccoli, den ganzen Tag im Team zusammen in den beiden durch eine Schiebetür getrennten Untersuchungsräumen."
Arbeitstag in der Klink
Einen typischen Arbeitstag gibt es in der Bozener Klinik nicht, was sicherlich daran liegt, dass keine Termine vergeben werden. "Wir haben gut ein halbes Jahr vor der Pandemie versucht, eine Terminsprechstunde einzurichten", erklärt Kirchler, "doch haben die Patientenhalter diese Idee nicht besonders gut angenommen." Die Kundschaft, die zu einem großen Anteil aus Stammkunden besteht, ist mit der Klinik groß geworden und hat sich an die Arbeitsweise gewöhnt. Im zweigeteilten Wartebereich, der Hunde- und Katzenbesitzer voneinander trennt, hat Sekretärin Cristiane de Stefani alles im Griff. "Sie hat früher in einem Hotel gearbeitet und ist ein Organisationstalent", erklärt Kirchler. Die beiden Chefs arbeiten, unterstützt durch Assistenzarzt Luca Zampiccoli, den ganzen Tag im Team zusammen in den beiden durch eine Schiebetür getrennten Untersuchungsräumen. Im Durchschnitt kommen die beiden auf diese Weise auf 50 Patienten. Dabei verstehen sich die beiden auch ohne Worte - zur nonverbalen Kommunikation reichen meist für den Besucher kaum erkennbare Gesten. Wenn tatsächlich etwas zu diskutieren ist, ziehen sich die beiden Tierärzte in den Röntgenraum zurück und kommen in Rekordzeit zu einem Ergebnis.
Pranzare e operare
Alle Südtiroler und Südtirolerinnen brauchen mittags unbedingt ein gutes Essen - il pranzo
- das jeden Tag von der Mosers Gattin gekocht und pünktlich um 12 Uhr
auf dem Tisch in deren Privathaus steht, das sich in Gehweite von der
Klinik befindet. Eine halbe Stunde ist dafür eingeplant, danach geht's
für die Tierärzte zurück in die Praxis, schließlich warten dort die
Patienten, die operiert werden müssen.
In der Sprechstunde am Nachmittag geht es dann genauso intensiv wie am Vormittag weiter. Meistens sind die beiden dann gegen 19 Uhr zu Hause. Natürlich springen die beiden Chefs auch ein, wenn der Notdienst, für den die beiden drei TierärztInnen eingestellt haben, unterbesetzt ist. Da bleibt nicht viel Zeit für Hobbys und geschweige denn für Urlaub. In der Regel genehmigen sich beide Partner einmal im Jahr eine Woche am Stück Ferien.
Die Vetclinic erhielt als erste Tierarztpraxis in Südtirol die Akkreditierung als Cat Friendly Clinic."
Made in Alto Adige
Wer meint, es bliebe neben der vielen Arbeit keine Zeit mehr für
andere Dinge, kennt die Menschen in Südtirol und besonders Simon
Kirchler nicht. Neben seinem außergewöhnlichen Hobby, der Aufzucht und
Pflege von Bonsaibäumen, hat er mit zwei Freunden mit PET ALPIN
ein in Südtirol gefertigtes Katzen- und Hundefutter entwickelt, das
sich, "obwohl wir es bisher noch nicht beworben haben, schon extrem gut
verkauft". Wichtig war den drei Südtirolern, dass ein renommierter
Tierarzt mit Schwerpunkt Ernährungsberatung die entsprechenden Rezepte
entwickelt hat. Die Inhalte bestehen aus Südtiroler Produkten und werden
in der Metzgerei in der Nähe von Bozen hergestellt. "Wir sind vom
Erfolg ein wenig überrascht worden", erklärt Kirchler, der mit einer
"riesigen Freude" dieses noch junge Projekt weiterentwickeln will.
Frischer Wind
Gespannt darf man sein, wie sich der Generationenwechsel in der Klinik bemerkbar macht. "Sobald meine Tochter eingearbeitet ist, ziehe ich mich zurück, werde viel reisen und mein Rentnerdasein genießen", versichert Georg Moser. Ob er jedoch tatsächlich dem Klinikleben vollständig den Rücken kehren kann, bleibt abzuwarten. Ganz sicher ist, dass sich in den nächsten Monaten und Jahren einiges verändern wird in der Klinik. Katharina Moser, die von ihrem Vater die Hälfte der Klinikanteile übernimmt, wird die Abläufe kennenlernen und ihre Vorstellungen nach und nach mit in den Klinikalltag mit einbringen.
Andreas Moll