Tod und Trauer in der Kleintierpraxis – Mein Hund muss eingeschläfert werden

Portrait Rosengarten Tierbestattung
von Rosengarten Tierbestattung – 04.06.2019

Das tapsende Geräusch der Pfoten auf dem Weg durch die Wohnung, das Leuchten des Fells in der Sonne und das weiche Gefühl an den Fingern beim Kraulen – diese Eindrücke und der einmalige Charakter des Hundes sind das, was Ihre gemeinsame Zeit prägt.

Aus diesem Grund ist das endgültige Abschiednehmen vom geliebten Haustier immer ein schmerzhafter Verlust. Besonders die Einschläferung eines Tieres ist für alle beteiligten eine herausfordernde Situation. Viele Tierärzte machen, sofern es die Planung zulässt, Hausbesuche, um den geliebten Begleiter in seinem gewohnten Umfeld Zuhause zu erlösen. Unnötige Strapazen und Stress sollen dem Tier erspart bleiben, es soll sanft und schmerzlos im Kreise der Familie hinwegscheiden. Leider ist diese Vorgehensweise im echten Leben oft nicht möglich. Bei Unfällen oder akut lebensbedrohlichen Krankheiten muss während des normalen Betriebes in einer Tierarztpraxis eine Einschläferung durchgeführt werden. Ein Hausbesuch ist aber auch nicht immer die beste Lösung. Stellt der Tierarzt für das Tier ein „Feindbild“ dar, da es unangenehme Situationen oder langwierige Behandlungen gab, kann das Eindringen in sein eigenes Zuhause, sein Revier, zusätzlichen Stress für das Tier bedeuten. Tierhalter lassen Ihren Emotionen in vertrauter Umgebung oft auch mehr freien Lauf, was sich unweigerlich auf das Tier überträgt. Dies kann bei jedem noch so friedlichen Tier zu unvorhersehbaren Angstreaktionen wie Beißen oder Kratzen kommen.

Die Entscheidungsfindung im Vorfeld einer Euthanasie gehört im Zusammenspiel zwischen Tierärzten und Tierhaltern zu den schwierigsten Situationen in der tierärztlichen Praxis. Es ist eine der anspruchsvollsten Aufgaben, einem Menschen die Sinnhaftigkeit oder Notwendigkeit eines Todes zu erklären. Oft wird Tierhaltern der Rat gegeben, dass Tier zu erlösen, wenn es keine Lebensqualität mehr habe. Doch wie genau definiert man Lebensqualität bei einem Tier? Das Wort ist nicht nur gleichzusetzen mit „schmerzfrei“, sondern es zählen auch:

1. Nahrungsaufnahme

Ein Tier, das sein Leben lang gerne und viel gefressen hat und plötzlich die Nahrungsaufnahme einstellt, tut dies nicht ohne Grund. Meistens versteckt sich hinter diesem Symptom eine ernst zu nehmende Krankheit. Wir sprechen hierbei nicht von der Katze, die die neue Futtermarke erst einmal drei Tage lang ablehnt, sondern von einem Tier, dass über einen längeren Zeitraum nicht richtig frisst und stetig an Gewicht verliert. Zum Punkt Nahrungsaufnahme zählt auch die ausreichende Versorgung mit Wasser, denn: Wasser ist Leben. Hat das Tier von alleine keine Kraft oder Anreize mehr, Wasser aufzunehmen, obwohl es ihm frei zur Verfügung steht, besteht dringender Handlungsbedarf.

2. Teilnahme am Leben

Jeder Tierhalter sollte bei seinem Tier einschätzen können, ob es sich „normal“ verhält. Empfindet es Freude wie früher? Nutzt er seine Instinkte und Sinne wie gewohnt? Hat das Tier Schmerzen? Starke, akute Schmerzen, wie bei einer Pfotenverletzung, können oft sehr gut eingeschätzt werden. Schwieriger wird es bei schleichenden Schmerzen, die über einen langen Zeitraum wachsen. Hierbei fällt es Tierhaltern oft schwer einzuordnen, ob das zum normalen Alterungsprozess des Tieres gehört, oder ob eine Krankheit vorliegen könnte. Sätze wie „In seinem Alter mag er Treppensteigen einfach nicht mehr so gerne, daher hat er seinen Platz jetzt unten im Flur.“ hat sicher jeder schon einmal gehört. Verändert sich das Tier im Alter, sind in den meisten Fällen Schmerzen der Grund dafür. Neben Schmerzen bezieht sich der Punkt „Teilnahme am Leben“ aber auch auf die Persönlichkeit des Tieres. Verändert sich das Verhalten des Tieres enorm, wird es vielleicht sogar aggressiv, unsauber oder asozial gegenüber Artgenossen, muss dies als reduzierte Lebensqualität gewertet werden.

Auch wenn letztendlich der Tierhalter die Entscheidung trifft, kommt dem tierärztlichen Team eine besondere Verantwortung zu. Es bedarf einer verständlichen Erklärung, einer medizinischen Nachvollziehbarkeit und einem besonderen Verständnis für die Ausnahmesituation, in der sich der Tierhalter befindet. Der Wunsch nach einer Bestattung des Tieres bedeutet zusätzliche Emotionalität in der eh schon schweren Situation.

Das endgültige Abschiednehmen vom geliebten Haustier immer ein schmerzhafter Verlust. Die Entscheidungsfindung im Vorfeld einer Euthanasie gehört im Zusammenspiel zwischen Tierärzten und Tierhaltern zu den schwierigsten Situationen."

Svenja und Emanuel Holle, Rosengarten-Kleintierkrematorium

Trauerfeier - eine Schlüsselfunktion als Abschiedsritual

Die Einbindung eines Tierbestattungsunternehmens kann hierbei hilfreich sein. Menschen haben zu allen Zeiten in ritualisierter Form Abschied von ihren verstorbenen Angehörigen genommen. In unserer Gesellschaft hat die Beerdigung bzw. die Trauerfeier eine Schlüsselfunktion als Abschiedsritual. Diesen Brauch kann man problemlos auch beim Tod eines Haustieres übernehmen.

Eine Tierhalterin erzählte mir auf einer Messe, dass sie große Angst vor dem Tag hatte, an dem die Asche Ihres Hundes per Post zu ihr zurückgesendet wurde. Als der Postbote ihr das Paket dann brachte, öffnete sie es mit einem dicken Kloß im Hals. Beim Herausholen der Urne klimperte etwas Metallisches, und es hörte sich ganz genauso an wie früher: Das Halsband mit der großen Edelstahlplakette, auf der der Name des Tieres stand, hat dieses Geräusch in der Urne verursacht. Die Tierhalterin hatte gewollt, dass das Halsband mit in die Urne gebettet wird. Dieses vertraute Geräusch gab ihr ein Gefühl der Leichtigkeit. Bis heute, so sagte sie, hebe sie die Urne mindestens einmal am Tag hoch, um dieses Geräusch zu hören. Diese Tierhalterin hat für ihren Hund auch eine Gedenkseite im Internet eingerichtet und berichtet dort ebenfalls von ihrem ganz persönlichen Ritual. Viele Tierhalter haben ihr Trost gespendet und ihrem Hund die letzte Ehre erwiesen. Sogar das Team ihrer Tierarztpraxis hat einen Kondolenzbucheintrag für ihren Hund hinterlassen.