Assistenzhunde: "Vier Ohren hören mehr!"
Mathias M. ist mit seinem Königspudel Emil unterwegs zum Einkaufen. Die beiden sind schon lange ein eingespieltes Team und Mathias weiß, dass er sich auf Emil verlassen kann. An einer Straßenkreuzung stoppt der Königspudel, Mathias will weitergehen, der Supermarkt ist direkt auf der gegenüber liegenden Seite. Doch Emil stemmt alle vier Pfoten in den Boden und weigert sich. So bleibt auch Mathias stehen und schaut sich um: ein Polizeiauto mit eingeschalteter Sirene fährt über die Kreuzung und durch die Straße, an der die beiden stehen. Mathias hat die Sirene nicht gehört, denn er ist seit seinem vierten Lebensjahr taub.
Tierschutzhündin Donka lebt mit ihrem Frauchen und deren kleiner Familie auf dem Land. Auch Donka hat eine wichtige Aufgabe: immer wenn das Baby weint, macht sie ihr Frauchen darauf aufmerksam. Auch meldet sie, wenn es an der Türe schellt oder das Telefon klingelt. Donkas Frauchen ist schwerhörig, hat bei einem Unfall auf dem Weg zur Schule mit 13 Jahren ihr Gehör fast komplett verloren. Ohne Donka bekäme sie diese Dinge gar nicht mit.
Einen ganz anderen und doch vergleichbaren Job hat der große Schweizer-Sennen-Mischling Fred. Sein Herrchen lebt mit einer Erkrankung des Innenohres. Ihm ist oft schwindelig, er hört phasenweise schwer und ein hartnäckiger Tinitus begleitet ihn schon seit vielen Jahren. Fred hilft im Alltag, vor Gefahren zu warnen (z. B. Sirenen), er meldet die Türklingel und das Telefon. Er hat aber auch gelernt, seinen Menschen bei einem Schwindelanfall zu unterstützen und ihm Sicherheit zu vermitteln.
Assistenzhund bei Schwerhörigkeit oder Hörverlust
Dies sind drei Einsatzmöglichkeiten für einen Assistenzhund bei Schwerhörigkeit oder Hörverlust. So unterschiedlich die drei Teams auch sind, haben sie dennoch ein paar Gemeinsamkeiten. Alle drei:
* leben mit einem speziell für sie ausgewählten und ausgebildeten Assistenzhund,
* sind natürlich tierlieb und achten auf eine gute Mischung aus "Arbeit" und Freizeit,
* haben duch den Assitenzhund ein großes Maß an Freiheit und Lebensqualität gewonnen,
* haben durch ihren Facharzt eine Bescheinigung bekommen, das sie auf die Unterstützung eines Assistenzhundes angewiesen sind,
* haben einen weiten Weg auf sich genommen, um ihren "tierischen Assistenten" in ihr Leben zu holen,
* mussten die sehr umfangreiche (rund 6.000 bis 8.000 Stunden!) und dadurch teure (meist 20.000,- bis 30.000,- €) Spezialausbildung selber aufbringen, haben Spendenaktionen ins Leben gerufen oder Unterstützung seitens Stiftungen erhalten. Einzige Ausnahme ist Donkas Frauchen - ie hatte das "Glück", dass ihr Unfall als Schul-Weg-Unfall anerkannt wurde und die Kosten übernommen worden sind.
Vier Ohren hören manchmal mehr als zwei: Assistenzhunde bei Gehörlosigkeit oder Schwerhörigkeit."
Der Weg zu einem Assistenzhund bei Gehörlosigeit ode Schwerhörigkeit.
Der 1. Schritt - Gespräch mit behandelndem Arzt. Der erste Schritt ist immer das Gespräch mit dem behandelnden Arzt, einem speziall geschulten Ausbilder für Assistenzhunde bei Gehörlosigkeit / Schwerhörigkeit und ggf. mit den behandelnden Therapeuten. Wenn alle drei, sowie die gesamte Familie zu der Erkentniss gelangen, dass ein Assistenzhund Sinn macht und eine gute Ergänzung zum Leben ist, steht der nächste Punkt an.
Der 2. Schritt - die Finanzierung. Neben der Auswahl des passenden Hundes ist dies meist der schwierigste Punkt. Nur selten werden Assistenzhunde von der Krankenkasse (Blindenführhunde), einer Berufsgenossenschaft (bei anerkanntem Berufs,- Wege- oder Arbeitsunfall), von der Rentenversicherung oder einer anderen Versicherung bezahlt. Fast immer muss ein Assistenzhund aus eigener Tasche, aus Spenden- oder Stiftungsgeldern, bzw. Erspartem bezahlt werden. Eine große Aufgabe, die oft viel Zeit in Anspruch nimmt und hin und wieder auch zur Aufgabe des Traumes führen.
Assistenzhundevereine, wie Helfende Pfoten e.V. für Assistenzhund und ihre Menschen in Overath, haben es sich zur Aufgabe gemacht, Spendengelder zu sammeln und Mensch und Hund zusammenzuführen. Aber dies geht nur mit Unterstützung kleiner und großer Geldspenden.
Der 3. Schritt - der passende Hund. Der dritte Schritt wirkt dagegen fast schon "einfach": ein passender Hund muss gefunden werden. Meist werden Welpen gezielt auf ihre Aufgabe vorbereitet. Grundkommandos, Sozialisierung, ein hohes Maß an Ruhe, Sicherheit und Arbeitsfreude sind notwendig und werden zusammen mit den speziellen Assistenzleistungen in zwei bis drei Jahren trainiert. Ein umfangreicher Gesundheitscheck und eine Abschlussprüfung vervollständigen die Ausbildung.
Manche Menschen bilden unter Anleitung eines Ausbilders auch ihren Hund selber aus. Eine große Aufgabe, die mit vielen, vielen Stunden einhergeht und leider oft an der Realität scheitert. Die Aufzucht eines Welpen ist anstrengend. Die Aufzucht eines Welpen, der später einmal in jeder Situation ein verlässlicher Partner und Lebensretter sein wird, erfordert ein hohes Maß an Erfahrung, Geduld und Zeit.
Gekennzeichnet sind Assistenzhunde in den meisten Fällen mit einer roten (fertige Teams) oder einer roten (in Ausbildung) Kenndecke, manchmal auch mit einem Stützgeschirr. Die Teams der großen Organisationen besitzen in Deutschland zusätzlich einen Teamausweis mit den Kontaktdaten des Ausbilders. Leider gibt es nach wie vor keine gesetzliche Regelung zum Thema Assistenzhund, so dass es große Unterschiede in Ausrüstung, Standards und Qualität gibt.
Weitere Informationen unter www.assistenzhund.com