Mehdi Tabatabai - "Der kölsche Perser"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 26.01.2016

Versprochen hatte er seiner Mutter zwei Dinge, als er aus Teheran nach Deutschland ging: nach seiner Schulzeit: zu studieren und als Arzt Karriere zu machen und darüber hinaus eine iranische Frau zu heiraten. Diese Versprechen hatte der heute 42-Jährige vor beinahe 30 Jahren gegeben. Damals hatten seine Eltern für ihn entschieden, ihn vor dem iranischen Militärdienst zu bewahren und ihn nach Deutschland geschickt. Für den mitten in der Pubertät steckenden Jungen bedeutete das in erster Linie das große Abenteuer. Er verließ also seine Heimat Teheran, um im fernen Deutschland, wo auch schon sein Vater studierte, sein Glück und seinen Frieden zu finden. Und das, ohne auch nur ein Wort deutsch zu sprechen und geschweige denn zu verstehen.

Bei einem Bekannten in Köln kam er zunächst unter, der ihm einen Platz in einem Internat im Sauerland verschaffte. Zwei Jahre später dann, nachdem er die Sprache erlernt hatte, wechselte er in ein Wohnheim in Eitdorf, und im ortansässigen Gymnasium machte er schließlich sein Abitur. Alles schien nach Plan zu laufen, als er dann an der Universität zu Köln BWL studierte und nebenbei seinen Lebensunterhalt mit Kochen finanzierte. Doch mit der Zeit verschoben sich die Schwerpunkte, Mehdi ergriff die Kochleidenschaft und war total angefixt. Er war 25 und mittendrin in einer fetten Sinnkrise, schließlich hatte er seinen Eltern versprechen müssen, als Arzt, Architekt oder Ingenieur Karriere zu machen.

Zehn Jahre hatte er keinen Kontakt mehr zu seiner Familie, fühlte sich mit keinem seiner Heimatländer so richtig verbunden und würde, das war ihm zu diesem Zeitpunkt klar, die Erwartungen seiner Eltern absolut nicht erfüllen. Er beantragte ein Visum, flog in den Iran und machte dort seiner Familie deutlich, dass er seiner Leidenschaft nachgeben und Koch werden wollte - und zwar ein guter!

Ich liebe die ausgedehnten Spaziergänge mit Mehdi und freue mich, wenn Reste aus der Küche für mich abfallen.

Benny

Golden Retriever, 2 Jahre

Zanderfilet auf Schwarzwurzel und Zuckerschotengemüse mit persischem Kräuterreis

Der kölsche Perser lernte kochen - er kochte im Kölner "L'Escalier", schnupperte bei Klaus Jaquemod im "Capricorn i Aries" den süßen Duft der Sternegastronomie ebenso wie im Schloss Bensberger "Vendome". Für ihn war dann 100%ig klar, dass er seine Fähigkeiten nur in einem eigenen Restaurant auf die Teller seiner Gäste bringen wollte. In der Kölner Südstadt fand er dann schließlich das passende Objekt, serviert hier seit einigen Jahren seinen Gästen persisch-mediterrane Küche und kombiniert hier auf diese kulinarische Weise seine iranische und seine europäische Seele.

Ein Ziel hat der Deutsch-Iraner für die Zukunft. Er möchte sich gerne mehr einbringen und zwischen den beiden unterschiedlichen Kulturen vermitteln. Und dabei weit mehr erreichen, als er das schon als Koch, Gastgeber und Musiker in seinem persischen Restaurant tut. Und sicherlich wird das dem jungen Mann mit dem starken Willen auch gelingen - ob in der Grundschule im Viertel, auf dem Straßenfest oder auf der nächsten Hunderunde.