Andreas Pohl - "Vater der Pechkekse"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 07.12.2015

Schwarz kommen sie daher. Mit Liebe verpackt. Lecker. Und mit einer witzig-makabren Botschaft versehen. Was am langen Holztisch in der Wohnung des Hamburger Filmproduzenten Andreas Pohl als Schnapsidee begann, hat sich längst zu schwarzem Erfolgsbackwerk entwickelt. "Pechkekse", das Gegenstück zum ostasiatischen Knuspergebäck samt der versteckten Zukunftssprüche, bestritten in den letzten beiden Jahren unaufhörlich einen wahren Siegeszug. Von Beginn an schlugen sich die Redaktionen der Zeitschriften um ihn und die Geschichte der schwarzen Plätzchen, die Redakteure gaben sich die Klinke in die Hand, und bereits sechs Wochen nach dem Start Mitte 2013 wurden über 200 Händler in Deutschland beliefert.


Schaurig-schöne eingebackene Sprüche


"Halloween" wird in Deutschland immer populärer. Die Menschen verkleiden sich auf schaurig-schöne Weise als Geister, Untote oder Hexen, machen die Walpurgisnacht zum Tage und feiern, was das Zeug hält. Eltern schicken ihre Kinder von Haus zu Haus, die mit Streichen drohen, falls sie nichts Süßes bekommen. In der Zeit vor Halloween geht's bei den "Pechkeksen" ordentlich zur Sache, denn in diesen Tagen werden die makabren Botschaften sehr gerne verschenkt. "Ich weiß, wo Dein Auto gestern stand!" - dieser Spruch liest sich gut und entlockt tatsächlich auch ein Lachen beim Beschenkten, jedoch bleibt eben jenes Lachen im Halse stecken, wenn dieser tatsächlich vom Autodiebstahl betroffen ist. "Die Kekse suchen sich ihre Menschen", verrät der Pechkeks-Bäcker, "irgendwie passen die Sprüche fast immer!" Gerade zu Halloween trauen sich viele, ihren Mitmenschen einen Spruch reinzudrücken, um gemeinsam darüber zu lachen - von hinten durch die Brust ins Auge. Die Hochzeit für die Hamburger ist sicherlich die dunkle Jahreszeit, wenn zu Halloween, Weihnachten und Silvester die Pechkekse verschenkt werden und auf den Tisch kommen. Dieses Jahr startete man erstmals in Großbritannien, landete auf der Insel einen Achtungserfolg und übte für den nächsten großen Step, der 2016 auf jeden Fall folgen soll: der Schritt ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Und wenn es so weitergeht, werden die Amerikaner nach Kindergarten, Wunderkind und Sauerkraut wohl auch Pechkeks mit in ihren aktiven Sprachschatz aufnehmen.

"Die Botschaften sind ehrlich und direkt, pessimistisch und garantieren in erster Linie Spaß", verspricht der Erfinder. Der hatte sich als Produzent von Werbe- und Trickfilmen in der Branche einen Namen gemacht und erntete dafür Preise auf nationalen und internationalen Festivals. Vor zwei Jahren sattelte er um, deklinierte die Idee der Pechkekse durch und macht jetzt nur noch Filme, die ihn "absolut interessieren" und bei denen er die Produktion von der Idee bis zum Endprodukt allein bestimmt. Keine zeitfressenden und nervtötenden Besprechungen und Meetings mehr.

Die gibt es rund um die Pechkekse auch nicht. Andreas Pohl ist auch hier der Bestimmer, der die Entscheidungen trifft. Im Hintergrund gibt es 13 (in Worten: dreizehn!) Gesellschafter, die an das schwarze Designprodukt und dessen schier grenzenlose Entwicklung glauben. Natürlich werden die mehr oder minder stillen Teilhaber informiert und wissen um die strategischen Schritte - doch nur einer hat den Hut der Entscheidung auf, und dem wird bedingungslos vertraut.

Meine Chefin ist Petra, sie füttert mich und hat mir alles beigebracht, was ich kann. Andreas ist mein Spielgefährte und bietet mir immer wieder eine coole Abwechslung. Auf ihn kann ich mich verlassen.

Johnny

Kleinpudel, 1,5 Jahre

Regelmäßig macht sich Andreas Pohl mit seinem Kleinpudel "Johnny" auf den Weg in den Hamburger Volkspark, der nur zehn Minuten von seinem Büro entfernt liegt. Die grüne Lunge der Hansestadt bietet zahllose Wege und Wandermöglichkeiten. Während der Hund genüsslich die Gegend erforscht, bleibt seinem Begleiter die Möglichkeit, "einfach einmal mal an nichts zu denken", auch wenn ihm das sehr schwerfällt. Denn Pohl sagt von sich selbst, dass er noch etliche Ideen hat, die danach schreien, umgesetzt zu werden. Denn es soll auf keinen Fall bei Keksen, Papiertaschentüchern, Pechwunschkarten, Pech-Shirts und Stofftaschen bleiben. Es wird zurzeit an einem eigenen Kräuterschnaps getüftelt, der die Fangemeinde beglücken soll, und eine Kollektion von Thermobechern für den Genuss schwarzer Heißgetränke schreit nach den Pech-Cartoons und wird dann sicherlich den Weg in den Handel finden.

Man darf gespannt sein, was Pohl auf den Hunderunden durch den Hamburger Volkspark noch austüfteln wird. Auf jeden Fall werden es hochwertige Produkte mit dem gewissen "Etwas" sein, versehen mit einer Portion schwarzen Humor.