Kerstin "die immer lacht" Ott - "An der Nordseeküste!"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 01.02.2017

St. Peter Ording liegt lediglich 30 Kilometer entfernt von der Kreisstadt Heide entfernt. Der Strand gehört zu den beiden absoluten Lieblingsspots von Kerstin Ott und ihrer Freundin Karolina. Mit ihren drei Hunden genießen sie hier die Strandspaziergänge in "SPO"  - ganz besonders während der Nebensaison. 

Kerstin Ott. Irgendwo hat man den Namen schon einmal gehört. Spätestens jedoch, wenn das Lied angespielt wird, mit dem sie bekannt wurde, fällt der Groschen. Ihr "Die immer lacht" wurde zwischenzeitlich über 86 Millionen Mal angeklickt - die Norddeutsche wurde dadurch innerhalb kürzester Zeit zum YouTube-Star. Über 800.000 verkaufte Singles bedeuten darüber hinaus Platin, Geld auf dem Konto, ein neues Auto und jährlich über 150 Auftritte in Diskotheken, auf Galas und Festivals.

Never say never again ...

Wer sie jetzt im Radiointerview hört oder im Fernsehen, wie zum Beispiel bei "Markus Lanz", erlebt, wie sie die Geschichte ihres kometenhaften Aufstiegs erzählt, denkt keinesfalls, dass Kerstin eigentlich ein sehr schüchterner Mensch ist. Die 35-jährige gelernte Malerin und Lackiererin hatte zwar in jungen Jahren Erfahrungen gesammelt, als sie mit dem "Kinderchorleiter" Rolf Zuckowski ("In der Weihnachtsbäckerei") gemeinsam auf der Bühne stand. Doch brachte sie bei einem Nachwuchswettbewerb, als die damals 15-Jährige gegen ihre große Liebe antreten musste, keinen Ton heraus und schwörte sich an diesem Tag, niemals mehr in der Öffentlichkeit zu singen. Doch sagt wiederum ein altes, norddeutsches Sprichwort, dass man niemals "NIE" sagen sollte.

Kerstin schrieb weiter ihre Lieder und spielte erstens aus Freude und darüber hinaus für sich im stillen Kämmerlein. Erst als ihre jetzige Freundin und Lebenspartnerin Karolina sie in eine Karaokebar in ihrer Heimatstadt Heide "entführte", sang sie erstmalig wieder vor fremden Menschen. "Da passen aber auch nur 20 Leute rein, und außerdem gibt es hier immer genug zu trinken", erklärt Kerstin. Vor sage und schreibe 15 Jahren schrieb sie den Megahit "Die immer lacht", mit dem sie zu einem Kumpel ins Studio ging, um es aufzunehmen. Und weil sie die Sache gar nicht schlecht anhörte, ließ sie sich 20 CD's brennen, die sie dann im Freundeskreis verteilte. 


Sechs Jahre später ...

Geschlagene sechs Jahre später hatte jemand diese Aufnahme im Netz hochgeladen. Kerstin war überrascht, maß dem jedoch keine besondere Aufmerksamkeit bei und konzentrierte sich derweil auf die zahlreichen Wände in Deutschlands Norden, die gestrichen werden wollten. Der Wahnsinn begann eigentlich erst, als Rico Einenkel und Sebastian Seidel von "Stereoact" das Potential erkannten, der Aufnahme einen Deephouse-Beat unterlegten und diesen Remix dann ins Netz stellten. Kerstin Ott erkannte ihr Lied, nahm über Facebook Kontakt zu den Produzenten aus dem Erzgebirge auf und fuhr kurzentschlossen mit Freundin Carolin - aber ohne die Hunde - nach Sachsen. Es folgte ein erster Plattenvertrag für diesen Song - und die Erfolgsgeschichte nahm weiter ihren rasanten Lauf.

Eigentlich sollte ich Beatbox heißen, weil ich so wunderbar kläffen kann. Ich liebe es, auf Kerstins Schoß zu sitzen und stundenlang mit ihr zu kuscheln.

Batman

Pinscher-Chihuahua-Mix, 2 Jahre

Manch eine wären der Erfolg, das Rampenlicht und das ewige Schulterklopfen zu Kopf gestiegen. Die Norddeutsche jedoch ist mit beiden Beinen auf dem Boden geblieben und weiß, wohin sie gehört. "Ich genieße den Erfolg und mache weiter, solange es Freude macht", erklärt die Musikerin, "und wenn der Spaß zu Ende ist, ist es eben so!" Die Arbeit als Malerin hat sie erst einmal zurückgestellt, und auch für ihre Auftritte als DJane reicht die Zeit nicht mehr. Kerstin freut sich nun erst einmal über den Plattenvertrag, der ihr die Freiheit gibt, ihre musikalischen Fähigkeiten auszuleben. So wie Kerstin Ott nun mal ist - gerade heraus, bodenständig, klar - sind auch die Gespräche mit "Universal" verlaufen. "Das Label lässt mich arbeiten, quatscht mir nicht viel rein, freut sich wie ich auf das gemeinsame Abenteuer", erklärt die Musikerin, "und wenn das alles keinen Sinn mehr macht, kehre ich zu meinen Wurzeln zurück!" 

 

Meine kleine Farm

Falls es mit der Musikkarriere nicht mehr klappen sollte, fällt die Norddeutsche nicht tief. Jederzeit kann sie in ihren alten Beruf wieder zurückkehren, als Malerin ihre Brötchen verdienen, das Leben mit Karolina, den Kids und den Hunden genießen. "Als nächstes großes Projekt, das wir für die kommenden zwei Jahre angedacht haben, steht ein Umzug an". Derzeit sind die beiden noch auf der Suche nach einer neuen Bleibe mit genügend Grünfläche in ihrer norddeutschen Heimat. "Dort wird dann auf jeden Fall noch Platz für Katzen und Pferde sein, die ein neues Zuhause suchen." Und für ein kleines Musikzimmer wird mit Sicherheit auch eingeplant.