Hundecoach Sabine Hulsebosch: "Projekt Superhund"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 14.01.2018

Sabine Hulsebosch hat in diesen Tagen einen prall gefüllten Terminkalender, denn neben ihrer Tätigkeit als Hundetrainerin in Neuss und Umgebung promotet sie derzeit die TV-Reihe "Projekt Superhund - Helfer auf vier Pfoten", die ab dem 14. Januar 2018 jeweils sonntags um 18:55 Uhr auf SAT.1 läuft. Gemeinsam mit dem Kölner Hundetrainer Masih Samin hat sie sich in den letzten sechs Monaten in Tierheimen auf die Suche nach Hunden gemacht, die Menschen mit Handicaps unterstützen sollen. Dabei sagt die gebürtige Holländerin selbst von sich, dass sie "eigentlich keine Rampensau" ist. Doch das Projekt hat sie total gereizt, obwohl die Ausgangssituation schon überaus herausfordert war: "Hunde aus dem Tierschutz mit einer ungewissen Vergangenheit treffen auf Menschen mit Handicap und werden dann auch noch gefilmt!" Eigentlich nicht zu machen - aber natürlich auch sehr, sehr reizvoll.

Sabine Hulsebosch scheint wie "gebaut" für diese Aufgabe, denn schließlich arbeitet sie seit Jahren schon intensiv mit Hunden, ist als tiergestützte Fachkraft in diversen Einrichtungen in Düsseldorf tätig und hat in "ihrem früheren Leben" 15 Jahre lang Trailer für diverse TV-Sendungen produziert. Und trotzdem erbat sie sich eine Woche Bedenkzeit, nachdem die Produktionsfirma "Docma TV" ("Elstners Reisen"/SWR Fernsehen, "Harte Hunde"/VOX, "Tierarztgeschichten"/SWR Fernsehen) mit der Idee an sie herangetreten ist. Erst als ihr Mitspracherecht beim Casting der Menschen und die Entscheidungsgewalt bei den entsprechenden Hunden gewährt wurde, willigte sie ein. Auch brauchte sie Klarheit darüber, falls das Matching von Mensch und Hund nicht funktionieren sollte, bzw. die Hunde nicht bei ihren neuen Besitzern hätten bleiben können.

... eine Bühne für Hunde aus dem Tierschutz!

Und dann erzählt Sabine Hulsebosch von den den vielen Hunden in Not, bzw. Straßenhunden, die sie in den deutschen Tierheimen gesehen hatte, die aber nicht für ihre neue Rolle geeignet schienen. Nachdem acht Menschen mit den verschiedensten physischen und psychischen Handicaps gecastet wurden, fanden sehr intensive Gespräche zwischen den beiden Hundetrainern und den Protagonisten statt. "Als ich meine Kandidaten kennengelernt hatte und auch wusste, welche Eigenschaften die gesuchten Hunde mitbringen mussten, machten wir uns die Suche nach Vierbeinern, die sie für ihre neuen, auf Hilfe angewiesenen Besitzer trainieren konnten. "In diesem Projekt bekommen Hunde aus dem Tierschutz eine Bühne, die eigentlich kaum eine Chance mehr haben. Unsere Herausforderung war es, Hunde zu finden, die nicht nur das Können, sondern auch Spaß an diesen speziellen Aufgaben haben." Dafür muss natürlich auch die Chemie zwischen Zwei- und Vierbeiner passen.

In insgesamt vier Folgen zeigt "Projekt Superhund - Helfer auf vier Pfoten", wie acht Menschen mit Handicap ihre neuen tierischen Partner kennenlernen und intensiv trainieren. Einer von ihnen ist Marcel, der an einem seltenen Gendefekt leidet und seit einigen Jahren im Rollstuhl sitzt. Seine körperliche Verfassung verschlechtert sich stetig. Der 28-Jährige kämpft darum, so lange wie möglich selbstständig zu bleiben. Sabine Hulsebosch vermittelt ihm die Mischlingshündin Buffy, die Marcel im Alltag unterstützt, Türen und Schränke öffnet, Socken auszieht oder heruntergefallene Gegenstände aufhebt. Ob die beiden zueinander finden, bzw. Buffy der Aufgabe gewachsen ist und/oder Marcel auf Dauer mit einem Hund leben kann, darf natürlich im Vorfeld nicht verraten werden. "Einschalten ist angesagt!", fordert Sabine Hulsebosch, "denn nur wenn die Einschaltquoten überzeugen, geht der "Superhund" in Serie. 

Die vier Sendetermine von „Projekt Superhund – Helfer auf vier Pfoten“: 14. Januar, 21. Januar, 28. Januar und 4. Februar 2018, immer sonntags von 18:55 - 19:55 Uhr aus SAT.1 und später in der Mediathek).

Alles an meinem Frauchen ist toll - ich bin ihre „Nr. 1“. Sie denkt sich unterwegs immer so viele lustige und aufregende Dinge aus, die wir dann gemeinsam machen. Sie versteckt Tannenzapfen, Bälle oder Taschentücher, die ich dann irgendwann suchen darf.

Jasper

Golden Retriever, 6 Jahre

Hochwasser & Sonne mit Jasper & Kleo

An ihrem freien Mittwochnachmittag genießt sie die einzigen Sonnenstrahlen der letzten Tage in der Neußer Rheinaue - ganz in der Nähe des Sporthafens, der an diesen Tagen sehr unter dem Hochwasser leidet. Sabine Hulsebosch ist mit ihren beiden Hunden unterwegs: Jasper und Kleo. Jasper, ein reinrassiger Golden Retriever, hat sie vor knapp sechs Jahren vom Züchter gekauft und als Welpen zu sich genommen. "Jasper muss ich immer beschäftigen, denn er stammt aus der sogenannten Arbeitslinie dieser Rasse, "über die viel zu wenig bekannt ist" sagt die Hundefachfrau, "und das verpflichtet mich als Besitzerin!" Während der gesamten Hunderunde "arbeitet" sie mit Jasper, legt Fährten, schmeißt Dummies ins Wasser und versteckt ihren Schlüsselbund, den Jasper dann auf Kommando holen darf. Und Jasper ist mit seinem Job absolut zufrieden. Kleo jedoch, ein Podenco-Galgo-Mix, ist das gesamte Gegenteil. Die Hündin hatte es der Trainerin angetan, als sie für die "Superhund-Serie" in deutschen Tierheimen auf Casting-Tour war. Obwohl sie, wie sie sagte, in dieser Phase absolut keine Zeit für eine neue Aufgabe hatte - und vor allem nicht für das zu dieser Zeit völlig verängstigte Weibchen. Aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt und drittens hatte sich der Hundecoach einfach in Kleo verliebt. So ist das eben. Für die Serie hätte Kleo von ihrer Empathie und ihrer Klugheit her schon gepasst, jedoch ist der Jagdtrieb für eine Partnerschaft mit einem gehandicapten Menschen absolut nicht geeignet. Sabine Hulsebosch ermöglicht Kleo nun ein Leben, wofür sie gemacht wurde: Laufen, laufen, laufen und kontrolliert jagen dürfen. Natürlich ist die tägliche (Erziehungs-) Arbeit mit dem Podenco-Galgo-Mix überaus wichtig.

Pepples und der "Angstkamm"

Nachdem Sabine Hulsebosch die Übungen mit Jasper beendet hatte, erklärte sie mir erst einmal meinen Hund. "Ah, der Angstkamm", erklärt die Expertin. Pepples stellt beim ersten Aufeinandertreffen mit den beiden Hunden vom Hals bis zur Rute die Haare auf, doch als sich Rüde Jasper nicht uninteressiert zeigt, vergeht die Angst schnell, Pepples geht über zum "Nahangriff", nimmt erst einmal eine "Nase", und riecht genüsslich an und in Hals und Ohren. Nachdem die Hunde innerhalb nur einer Minute alles untereinander geklärt haben (Kleo und Pepples reichten ein kurzes Beschnüffeln), kann die eigentliche Hunderunde und das Interview starten.

Sie erzählt natürlich viel über das Fernsehprojekt, ist gespannt, wie die TV-Reihe bei den Menschen ankommt und ob es im Laufe des Jahres eine Verlängerung gibt. Ihr liegt die Inklusion der assistenzsuchenden Menschen besonders am Herzen und hilft in ihrer Hundeschule "hundtutgut" bei der Ausbildung. "Bei uns bilden die Menschen ihre Hunde unter meiner Anleitung selbst aus. Ziel ist es, dass die Hunde spezielle Aufgaben übernehmen, die die Menschen in ihrem Alltag unterstützen und dadurch Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zu schaffen", erklärt die Expertin. Sie weiß, dass ein Hund dabei hilft, soziale Kontakte aufzubauen. Insbesondere bei Menschen mit Handicap können Hunde große Dienste leisten. Aber auch psychische Erkrankungen wie PTBS, Depressionen oder emotionale und Verhaltensstörungen wie ADHS/ADS können durch einen Hund in ihren Auswirkungen auf den Betroffenen gemildert werden.

Unter der kompetenten Anleitung von Sabine Hulsebosch wird dann manch' Vierbeiner schnell zum "Superhund".