Künstler Hans Peter Adamski - "Malerische Runde im Volkspark Friedrichshain"

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 19.11.2015

Eigentlich malt er keine Hunde. Eigentlich. Doch forscht man ein wenig, lässt sich zumindest eine Arbeit finden, die zwar keinen Namen hat, jedoch unmissverständlich einen Hund zeigt. "Eigentlich", so der 68-jährige Hans Peter Adamski, "kann ich auch gar nicht malen." Das verrät ein Mann, der Anfang der 80er Jahre die Kölner Künstlergruppe "Mülheimer Freiheit" mit ins Leben rief, zu den bedeutendsten Vertretern der "Neuen Wilden" zählte und weltweit mit seiner Kunst für Furore sorgte. Und eigentlich hat dieser Mann schon an einem frühen Zeitpunkt seiner Karriere das erreicht, wozu andere Künstler ihr gesamtes Leben benötigen - den Zenit seiner Schaffenskraft. 

Äußerst gut gekleidet spaziert der in Berlin lebende und arbeitende Künstler Hans Peter Adamski durch den Volkspark Friedrichshain, das im Osten der Hauptstadt gelegene Erholungsgebiet. Er wirkt keinesfalls wie jemand, der das Rentenalter erreicht hat, obwohl er bei dem, was er alles geschaffen hat, absolut das Recht darauf hätte. Vor allem, wenn er in einem Moment noch wortgewandt die Geschichte der Weltfriedensglocke erzählt, eine Passage aus Schillers Glocke rezitiert und sich dann wie ein kleiner Junge unter die Glocke begibt, sich aufrichtet und minutenlang unter dem gusseisernen Klangwerk verweilt.

Adamski genießt die regelmäßigen Runden in der großzügig angelegten Parklandschaft - und er ist dabei nicht allein. Ihm folgt sein Dalmatiner-Bernhardiner-Mix auf Schritt und Tritt, auch wenn dieser die "Glockeneinlage" seines Begleiters absolut gelangweilt geschehen ließ. "Malko Nikel" hatte der Wahl-Berliner seinen Hund nach den Hollywood-Stars John Malkovich und Jack Nicholson genannt, die Adamski sehr mag, weil die beiden so skurril sind. In seinem Hund erkennt man zwar nicht die Charaktereigenschaften der Namenspaten, doch vereint er sowohl die Eleganz und Klugheit des Dalmatiners, als auch die Ruhe und die Tapferkeit des Bernhardiners in sich. "Meine Frau Michele und ich haben sehr viel Zeit und Muße darin investiert, den Dickkopf Malko zu solch einem ausgeglichenen Hund zu erziehen", verrät der Hundenarr, der diesen regelmäßig in seinem, in Berlins angesagten Hackeschen Höfen gelegenen Atelier beherbergt. 

Hier lassen sich Hund und Herrchen keinesfalls durch die Touristenströme stören, die durch die Höfe geschleust werden. Vielmehr freut sich Adamski, dass er sich mitten im Berliner Leben befindet und hier seinen großzügigen Arbeitsplatz eingerichtet hat, der zeitweise auch seinen Lebensmittelpunkt darstellt. Viele Touristen stoßen im Hof auf das von ihm kreierte Blechschild mit dem Titel "Emotionales Denkmal", wodurch diese zu körperlichen Aktionen aufgefordert werden. "Bei aufkommenden Emotionen, bitte hier streicheln" - mit Sicherheit stand auch bei dieser Arbeit sein Hund Malko Pate.

Mein Herrchen überrascht mich immer wieder, langweilig ist es nie mit ihm.

Malko Nikel

Dalmatiner-Bernhardiner-Mischling, 7 Jahre

Kurz vor der Jahrtausendwende folgte der Künstler dem Ruf der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, lehrte fortan als Professor für Malerei und Grafik und konnte so sein Wissen und seine Erfahrungen an den Nachwuchs weitergeben. Ihm war es dabei in dieser Zeit stets wichtig, die Unterschiedlichkeit seiner Schüler herauszuarbeiten und diese zu fördern. Unter dem Titel „Route 66 - zu Hause. wo ich fremd bin“ fand im Oktober 2013 zum Ende seiner Lehrtätigkeit an seiner Wirkungsstätte eine Ausstellung mit ausgewählten Arbeiten seiner Schaffenszeit statt.

Und was kommt nun?

Der Erfolg hat der Künstler durch seine Anti-Haltung erlangt, die den Blick auf die Kunst in den 80er Jahren maßgeblich revolutionierte. Unter dem Motto "Je bekloppter, je peinlicher, desto besser!" hat die Kölner Gruppe "Mülheimer Freiheit" (1980-1983) um Hans Peter Adamski, Peter Bömmels, Walter Dahn, Georg Jiri Dokoupil, Gerhard Kever und Gerhard Naschberger die Idee von Kunst in den Mittelpunkt gestellt und dieser so eine Frischzellenkur verpasst. Vom Herzen her ist Adamski weniger ein Maler als vielmehr ein waschechter Dadaist. Für seine skurrilen Ideen und frechen Gedankensprünge, welche die Originalität seiner Werke, aber natürlich auch seiner Person ausmachen, findet der Künstler immer wieder originelle Ausdrucksformen. In diesem Sinne dürfen wir uns auch in Zukunft auf seine zarten Gedankenparadoxien an unerwarteten Orten freuen.