ElMar: "Jeder schafft sich sein eigenes kleines Paraiso"

Portrait Kai Voßkämper
von Kai Voßkämper – 07.08.2017

Auf Teneriffa treffe ich die Musikerin ElMar mit ihrer Hündin Gipsy, kurz bevor sie nach Deutschland reisen will. Wir sind an ihrem Heimat- und Lieblingsstrand in LaTejita verabredet. Sie kommt gerade von ihrem letzten Konzert vor ihrer Sommerpause auf der Insel. Die verlässt sie einmal im Jahr, denn sie braucht immer mal wieder kulturellen Input vom Festland und natürlich einen Heimatbesuch in München. Dort wurde die 36-Jährige geboren. ElMar heißt eigentlich Ellen-Marisa, hat ihren Künstlernamen aus den Anfangsbuchstaben der beiden Namen geformt. ElMar ist spanisch und heißt übersetzt das Meer. Aber eigentlich hat sie den Namen gewählt, weil es für die Canarios einfacher zu merken und auszusprechen ist als Ellen-Marisa.

"Ich bin gar kein klassischer Bühnenmensch"

Seit sieben Jahren lebt ElMar jetzt auf Teneriffa. Zuerst ist sie als AuPair-Mädchen auf die Inseln gekommen. Doch sie wirkt so, als wäre sie schon immer hier gewesen. Wenn man sie am Strand oder in einer Bar trifft, passt sie perfekt ins Bild der Insel. Kaum jemand würde auf den ersten Blick erahnen, dass die hübsche deutsch-phillipinische Frau eigentlich gar keine Spanierin ist. Für den deutschen Blick und das deutsche Ohr sieht sie aus wie eine Einheimische und spricht auch ein nahezu perfektes Spanisch - auch wenn die zurückhaltende Musikerin das nicht von sich behaupten würde. "Ich bin gar nicht der klassische Bühnenmensch, weil ich gar nicht so gerne im Mittelpunkt stehe". Sie macht Musik, weil die einfach in ihr ist und weil sie für sich diesen Beruf auch als Berufung sieht. "Für mich fühlt es sich einfach richtig an!"

Manchmal geht mir das Gefühl für das, was ich tue, verloren. 

Den Heimaturlaub macht sie vor allem auch deswegen, weil sie die Musik auf der Insel immer mehr als Arbeit empfindet. Darüber hinaus verliert sie das Gefühl, warum sie eigentlich Musik macht. Natürlich sichert die Musik ihr dort ein Einkommen. Oft spielt sie dort in Hotels oder Bars. "Allerdings ist das leider auch nicht immer so ein sicherer Job, denn die Engagements können von einem Tag auf den anderen aufhören." Außerdem könnte die Bezahlung besser sein, denn für ein Konzert bekommt sie oft nur knapp 100 Euro. Dafür lebt sie aber frei und ungebunden und ist in weiten Teilen ihres Lebens ihr eigener Chef. Ein Luxus, den nicht jeder im Leben hat.

Eigentlich ist ElMar ganz ok, allerdings könnte sie mir etwas mehr Futter geben.

Gipsy

Staffordshire-Mix, 4 Jahre

Die Schule des Lebens ohne Regeln und Routinen

Für viele Menschen ist das, was ElMar macht, völlig unvorstellbar, denn sie hat weder studiert noch kann sie eine abgeschlossene Berufsausbildung vorweisen. Alles, was sie weiß, hat sie nach eigener Ansicht nur einer Schule zu verdanken. "La escuela de la vida, donde no hay reglas y rutinas." Auf Deutsch heißt das, die Schule des Lebens, in der es weder feste Regeln noch Routinen gibt. Ein sehr freiheitliches Bild und eine sehr offene Lebensweise. Was vielleicht vielen Menschen als naiv oder weltfremd vorkommt, ist für ElMar eine viel natürlichere Art zu leben.

Es geht um Respekt vor dem Leben und der Natur

Wie viele Menschen, die auf die Insel ausgewandert sind, ist ElMar spirituell - allerdings auf eine sehr zurückhaltende Weise. Sie selbst steht nicht gerne im Mittelpunkt, lässt jedem seine Meinung und sieht sich nicht auf Mission. Ihr geht es vor allem um den Respekt vor dem Leben und vor der Natur. Leidenschaftlich setzt sie sich deswegen für die Umwelt ein. Auf unserem Spaziergang hebt sie auch ganz selbstverständlich eine Bierdose am Strand auf, die jemand dort hat liegen lassen. Eine Geste, die nicht jeder Mensch als selbstverständlich sieht.

Ich muss immer wieder raus aus meiner Komfortzone 

Früher lebte ElMar sehr zurückgezogen und beschreibt sich als Einzelgängerin. Doch je älter sie wird, desto mehr genießt sie den Rückhalt einer Gruppe. Durch die vielen Menschen, die sie auf der Insel kennergelernt hat, ist sie jetzt gerne in Gruppen unterwegs und genießt die Gemeinschaft. Besonders gefällt ihr, wenn in solchen Momenten dann Musik entsteht. "In so einem Umfeld fühle ich mich singend und spielend tatsächlich wohler als auf einer Bühne. Aber so oder so denke ich, dass ich immer wieder aus meiner Komfortzone raus muss, um mich weiterzuentwickeln." Deswegen will sie in Zukunft noch mehr reisen und viele Kulturen kennenlernen.

Der Winter gehört der Insel

Ende August wird Elmar wieder auf die Insel zurückkehren und dort den Winter verbringen. Im Mittelpunkt soll dann auch wieder ihre Band "The Messengers" stehen, ein Trio, das aus ihr und zwei weiteren Musikern besteht. Gemeinsam machen sie eine Mischung aus Reggae und Jazz mit vielen spanischen Einflüssen. Obwohl sie schon Musik macht und singt seitdem sie 13 ist, sagt sie erst seit ein paar Jahren von sich, dass sie sich jetzt auch als Musikerin fühlt. Sie sieht sich jetzt erst in der Lage, während ihrer Konzerten zu improvisieren. Doch jeder, der schon einmal gehört hat, wie sie spielt und singt, würde das gar nicht in Frage stellen. 

Ein Konzert sollte sich also keiner entgehen lassen, der sich auf Teneriffa aufhält.