Barf Butcher - "Neues vom Metzger!"

Portrait Elke Tonscheidt
von Elke Tonscheidt – 04.10.2018

Wir lieben, was wir tun! So schreibt es Heinz Behrens groß über seine Flyer. Wir? Die Auflösung ist einfach, denn Heinz ist Kölns Barf Butcher, und Lui, sein schwarz-weißer Mischlingsrüde, ist omnipräsent. Lui sieht man nicht nur auf allen Werbematerialien, Lui ziert auch die Website oder springt Dir auf der Preisliste des „Metzgers für Hund und Katz“ entgegen. Lui ist Heinz’ tierischer Begleiter, auch während dessen Arbeitszeit. Ein fröhliches Tier, das aus dem Leverkusener Tierheim stammt und Heinz seit zweieinhalb Jahren gehört.

Wer ist dieser Mann, der in der Kölner Paulstraße ein früheres Geschäft für Heizung und Sanitär sehr aufwendig umbauen ließ? Der dort nun Frischmahlzeiten für Vierbeiner zubereitet und verkauft? Und der die Zutaten dafür dreimal die Woche in aller Herrgottsfrühe auf dem Schlachthof einkauft und auch oft abends noch länger daran arbeitet, die angebotenen Menüs zusammenzustellen? Denn ob ButcherMix, GeflügelMix, FischMix oder AktivMix, alles bereitet Heinz frisch zu. Sogar auf telefonische Bestellung. Und auf Wunsch vacuumiert er seine Menüs oder verpackt sie umweltschonend in Pfand Frischhaltedosen.

Also, wer macht sich eine solche Mühe und warum?

Heinz Behrens wurde 1970 in Köln-Kalk geboren, lebt seit vielen Jahren in der Kölner Südstadt und ist gelernter Metzgermeister. 15 Jahre lang bediente er Kunden von "Kaiser's" in Köln-Zollstock an der Fleisch- und Wursttheke. Doch als der Supermarkt dicht machte, war der heute fast 48-Jährige erst mal ohne Job. Um dann Anfang 2017 – nach intensiver Recherche und vielen Überlegungen, wie er sein Leben neu gestalten kann – sein eigenes Geschäft zu eröffnen. Weiter Frischfleisch, nun aber speziell für Hunde und Katzen - BARF eben. Beim BARFEN orientiert man sich an den Fressgewohnheiten von Wildhunden, bzw. Wölfen. Der Barf-Butcher bereitet die Rationen aus frischem Fleisch, Innereien, Knochen und Fisch zu und ergänzt diese mit Obst, Gemüse und etwas Öl.

Wobei es noch einiges mehr im Angebot gibt. Zum einen gibt es die Waren auch tiefgekühlt, zum anderen bietet Heinz „Kölns größte Auswahl an getrockneten Leckereien aus rein tierischer Herkunft“. Die Snacks lagern fein sortiert in schönen Holzschubladen und laden zum Stöbern und Staunen ein: Lammwürstchen, Bio-Kokosbrocken, Chia-Hähnchenkräuterlis, Rinderohrmuscheln oder Hähnchenbrustfilets. Um nur einige wenige zu nennen. Alles, das ist Heinz wichtig: ohne Lockstoffe, Aromen oder Zucker - und zum Selbermischen. Wer beim BARF BUTCHER kauft, erfährt und weiß, was in den Produkten steckt. Denn Heinz verwendet für die Herstellung seiner Frischmahlzeiten „ausschließlich frisches Fleisch und Innereien, gesunde Fette und Kohlenhydrate.“

Er verteufelt kein Dosenfutter, auch das ist bei ihm in ausgesuchter Qualität zu haben. Wer Tiere jedoch auf ganz natürliche Art und Weise füttern könne und wolle, dem bietet der gelernte Metzger alles, was das Herz begehrt. Für Hunde, die z.B. gern auch Fisch mögen, kann man den Fisch-Mix wählen – bestehend aus 35% Hering, 25% Rindermuskelfleisch, 20% Rinderlunge, 19% Gemüse/Obst und 1% Bio-Öl.

Heinz Behrens Devise lautet: Mehr Klasse statt Masse.

Mit extra billiger Ware aus dem Discount will er nicht konkurrieren. Aber er predigt nicht, er bietet an. Er kennt viele gute Argumente für das Barfen, er macht jedoch keine Religion daraus. Und eins ist für ihn ganz klar: Nicht nur für den Menschen ist Einseitigkeit schlecht, auch für Vierbeiner. Heinz hat sich tief in sein Spezialgebiet eingelesen. Bei Bedarf berät er seine Kunden auch gern und hilft herauszufinden, was für welchen Liebling das Richtige ist. Denn hier ist ein absoluter Tierliebhaber am Werk.
Stetig zieht Heinz Parallelen zwischen Tier und Mensch. Er sieht insgesamt eine große Verunsicherung rund um das Thema „richtige“ Ernährung – und ihn treibt um: Warum nur greifen viele so oft auf Fertigprodukte zurück? Aus purer Bequemlichkeit? Bedauerlich, meint Heinz, dass wir viel zu wenig frisch kochen und essen. „So vieles ist in Vergessenheit geraten...

Ich liebe den Arbeitsplatz meines Herrchens. Hier fällt für mich immer etwas ab, und außerdem riecht es hier einfach phantastisch.

Lui

Promenadenmischung, 2,5 Jahre

Hier bin ich Hund, hier kauf ich ein.

Wer das kleine Lädchen in der Kölner Südstadt betritt, merkt: Hier wird mit Liebe zum Detail gearbeitet. Und es sagt auch viel über Heinz aus, wenn er extra erwähnt, dass seine Selbständigkeit "nur mit viel Unterstützung meines Partners und vieler Freunde möglich war“. Heinz weiß und ist dankbar: „Das aufzubauen, hätte ich so nie geschafft.“ Was sich auch im Interieur zeigt: Die Wände strahlen in himmelblauer Farbe, es gibt Fotos von Lui und anderen Hunden, und vor dem Geschäft lädt eine schöne Holzbank zum Verweilen ein. Wer dort sitzt und ins Schaufenster blickt, liest auf der Glasscheibe: „Hier bin ich Hund, hier kauf ich ein.“ Denn das halbhohe Holzgatter in der Eingangstür ist ledig dafür da, dass Lui nicht allein auf Spritztour geht. Willkommen sind - neben den Käufern - gerade die Tiere selbst: „Hunde dürfen und sollen hier probieren, die müssen doch rausfinden, was ihnen schmeckt“,  erklärt Heinz.

Übrigens: Für alle, die sich mit BARF - aus welchen Gründen auch immer - schwer tun: Heinz’ Website erklärt gut und mit klaren Worten, welche Vorteile die Rohfleischfütterung hat, wie man sein Tier daran gewöhnt oder überhaupt die geeignete Dosierung findet. Selbst die Frage, wie man BARF in den beruflichen Alltag integriert, wird beantwortet. Alles also nur eine Frage der Übung und Organisation? Ja, ist Heinz überzeugt. Natürlich bedürfe es definitiv einer Eingewöhnungszeit, danach sei es jedoch ein Kinderspiel.

Apropos Spiel: Auch ausgewählte und von Heinz getestete Spielzeuge finden sich in den Regalen, hochwertige Fressnäpfe und anderes Zubehör. Es empfiehlt sich, einfach mal zu stöbern und Heinz anzusprechen. Denn sowohl für Lui als auch für Heinz gilt: Die beißen nicht!

Auch Journalistin Elke Tonscheidt, die Heinz Behrens besucht hat, liebt Tiere. Schon als Kind wuchs sie mit einem Hund und diversen Katzen auf. Im Studium und den ersten Jobs begleitete sie Mischlingsrüde Timo, den sie aus dem Bonner Tierheim zu sich nahm. Elke bloggt auf www.ohfamoos.com über #volldasguteLeben.