Zwingerhusten und CIRD beim Hund

„Meiner Luna geht es seit gestern gar nicht gut. Hoffentlich hat sie nichts Schlechtes gefressen“ - so erreichte mich morgens der besorgte Anruf einer Hundebesitzerin. „Sie würgt und bricht schon die ganze Nacht hindurch, aber es kommt nur weißer, zäher Schaum heraus. Ich befürchte, dass sie vergiftet worden oder ein Ast im Rachen stecken geblieben ist.“ So oder so ähnlich sind die Erzählungen, die ich als Tierärztin zu hören bekomme, wenn ein Hund akut an Zwingerhusten bzw. caniner infektiöser Respirationserkrankung (CIRD) erkrankt ist. „Als dann auch noch meine Gasthündin Emma damit anfing, wurde mir klar, dass es etwas Ansteckendes sein musste.“, berichtete die Kundin.

Tatsächlich ist Zwingerhusten hoch infektiös. Im Winter beobachte ich in meiner Tierarztpraxis die meisten Krankheitsfälle. In der kalten Jahreszeit sind unsere Patienten anfälliger für die Infektion, die häufig dort auftritt, wo viele Hunde miteinander Kontakt haben, wie beispielsweise in Auslaufgebieten, Hundepensionen oder Zwingern. Von Letzterem leitet sich auch der Name für diese Atemwegserkrankung mit dem charakteristischen Husten ab, selbst wenn sich in der Fachliteratur die Bezeichnung CIRDC für canine infectious respiratory disease complex immer mehr durchsetzt.

Luna und Emma zeigten typische Symptome einer infektiösen Tracheobronchitis bzw. Laryngotracheitis. Sie wurden tagelang von bellendem, anfallsweise auftretendem Husten geplagt, der sich nachts verschlimmerte und von Nasenausfluss und Niesen begleitet wurde. In schweren Fällen, z.B. bei sehr jungen oder immungeschwächten Hunden, kann sich auch eine fiebrige Lungenentzündung mit hochgradiger Störung des Allgemeinbefindens entwickeln. Dann sind die Patienten appetitlos, schlapp und es besteht Lebensgefahr.

Die CIRD wird durch verschiedene Virusarten und Bakterien hervorgerufen. Die beteiligten Viren schädigen die respiratorischen Epithelien und setzen damit die lokale Abwehr der Luftwege herab. Somit ebnen sie den Weg für sogenannte Sekundärinfektionen mit Bakterien.

Häufigste virale Krankheitserreger:

• canines Parainfluenzavirus

• canines Adenovirus Typ 2

• canines Influenzavirus

Häufigste bakterielle (Sekundär)-Erreger:

• Bordetella bronchiseptica

• Streptococcus equi

• Mycoplasma spp.

Die Bordetellen sind unterschiedlich virulent, d.h. manche Arten sind sehr ansteckend. Sie können auch als Primärerreger eine Infektion hervorrufen. Die gramnegativen, aeroben Kokken-Bakterien heften sich an die Flimmerhärchen des Atemtraktes und produzieren Giftstoffe. Der gebildete Bronchialschleim kann nicht mehr aus dem Atemtrakt befördert werden (Ziliostase) und muss ausgehustet werden.

Zwingerhusten (CIRD) ist sehr ansteckend und tritt häufig dort auf, wo viele Hunde zusammenkommen. Den besten Schutz bietet die Impfung."

Dr. Ute Busch, Kleinmachnow

Die Inkubationszeit, d.h. die Zeit zwischen Kontakt mit dem Erreger und dem Beginn der Erkrankung, beträgt bei der CIRD zwischen 2 - 14 Tagen. Die Ansteckung erfolgt direkt von Hund zu Hund bzw. über eine sog. Tröpfcheninfektion beim Husten oder Niesen. Die Erreger sind bis zu 48 Stunden in der Umwelt überlebensfähig und können per Schmierinfektion, z.B. durch Hundespielzeug, übertragen werden. Auch gemeinsam genutzte Wassernäpfe sind meistens kontaminiert.

Als Hundebesitzer sollte man sich gut die Hände waschen, wenn man ein infiziertes Tier gestreichelt hat. Denn die Bordetellen sind nicht nur auf andere Hunde, sondern auch auf die Katze und in sehr seltenen Fällen auch auf den Menschen übertragbar, wenn diese immungeschwächt sind oder an Mukoviszidose leiden.

Damit es Luna und Emma schnell besser ging, sorgte ihre Besitzerin für viel frische Luft und Ruhe. Bei den eher kurzen Spaziergängen achtete sie darauf, dass die beiden Patientinnen nicht an der Leine ziehen, um weiteren Hustenreiz zu vermeiden. Ein Brustgeschirr statt eines Halsbands ist hierfür ideal. Zur Unterstützung der physiologischen Abwehr der Atemwege wurden schleimlösende und hustenlindernde Medikamente eingesetzt. Ob Antibiotika angewendet werden, hängt von der Schwere des Krankheitsverlaufs ab. Bitte verabreichen Sie keine Hustenmedizin für den Menschen, denn Kombinationspräparate können Paracetamol enthalten. Das ist giftig für den Hund.

Die beste Maßnahme gegen eine Infektion ist die gut verträgliche nasale Impfung gegen Parainfluenza-Viren und Bordetellen als Haupterreger. Nach dem Einträufeln in die Nase wird nach 72 Stunden eine schnelle und lokale Immunantwort für ein Jahr erreicht. Und es gibt gute Aussichten. Ab diesem Frühjahr 2020 gibt es auch in Europa einen neuen, oral zu verabreichenden Impfstoff. In den USA wurde er schon im Jahr 2016 eingeführt und sehr positiv beurteilt. Denn einfacher und stressärmer geht es nicht mehr: Der Impfstoff wird einfach per Spritze in die Backentasche gegeben und bietet für ein Jahr Schutz gegen eine Bordetellen-Infektion. In diesem Zeitraum werden Symptome und Erregerausscheidung vermindert. Ob daraus eine höhere Impfbereitschaft resultieren wird, bleibt abzuwarten.

Für Luna und Emma kommt der neue Impfstoff für dieses Jahr zu spät. Macht nichts. Sie sind mittlerweile herkömmlich geimpft worden und bleiben hoffentlich noch lange gesund.