Toxocara canis - Spulwürmer beim Hund

Der Hundespulwurm (lat: Toxocara canis) ist ein weltweit verbreiteter Parasit von Hunden, Füchsen und anderen hundeartigen Fleischfressern, in deren Dünndarm die erwachsenen Würmer leben. Die Weibchen sind bis zu 20, die Männchen bis zu 10 Zentimeter lang. Die weiblichen Würmer produzieren pro Tag etwa 200.000 Eier, die mit dem Kot ins Freie gelangen. Die Eier sind im frischen Hundekot nicht infektiös, die Infektiosität erreichen sie erst nach einer Reifezeit von 4 bis 6 Wochen.

Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wissen wir, dass auch der Mensch  durch Verschlucken infektionstüchtiger Eier über kontaminierte Hände, Lebensmittel oder Wasser die Infektion erwerben kann. Im Dünndarm des Menschen schlüpfen aus den Eiern Larven, die sich in die Darmschleimhaut einbohren und über den Blutweg in die Leber, das rechte Herz, die Lunge und über die linke Herzkammer in alle Organe transportiert werden können.

In Abhängigkeit von der genauen Lokalisation und der Anzahl der Larven sowie der Reaktivität des Immunsystems kann sich die Toxocara-Infektion klinisch unterschiedlich manifestieren. Glücklicherweise verlaufen die meisten Toxocara-Infektionen klinisch unauffällig, in manchen Fällen kommt es zu Blutbildveränderungen (Erehöhung der eosinophilen Granulozyten, IgE-Erhöhung), in anderen Fällen zur klinischen Manifestation, wobei sich ganz unterschiedliche Krankheitsbilder (bis heute sind insgesamt sechs Syndrome beschrieben) einstellen können, die unter dem Sammelbegriff „Toxokarose sensu lato“ zusammengefasst werden. Das „klassische“ Krankheitsbild ist das sogenannte „Larva migrans visceralis-Syndroms sensu stricto“, das vor allem bei Kindern (aber auch bei Erwachsenen) beobachtet werden kann und das durch rezidivierenden Husten, Lebervergrößerung und einer Erhöhung der eosinophilen Granulozyten (bestimmte Gruppe weißer Blutkörperchen) gekennzeichnet ist, aber auch Gelenksbeschwerden und Muskelschmerzen können auftreten. 

Beim „okulären Larva migrans-Syndrom“, also beim Einwandern der Larven in die Augen, kann es zu einem meist einseitigen Sehverlust kommen, aber auch Entzündungsreaktionen in anderen Bereichen des Auges können das Sehen unangenehm beeinflussen. Das Krankheitsbild der sogenannten „covert toxocarosis“ (also verdeckten Toxokarose), tritt bei Kindern auf und geht mit oder ohne rezidivierendem Husten, mit oder ohne Eosinophilie, aber mit Schlafstörungen und/oder Aggressivitätssteigerung einher. Bei der „common toxocarosis“ (oder gewöhnlichen Toxokarose) stehen vor allem gastrointestinale Symptome (Magen-/Darmbeschwerden) im Vordergrund. Dringen die Larven in das zentralne Nervensystem können neurologische Symptome (Meningitis, Enzephalopathien, Myelitis, Symptome eines Schlaganfalls, Lähmungserscheinungen)  auftreten. Schließlich können die Toxocara-Larven auch den Herzmuskel befallen und eine entsprechende Symptomatik (Myokarditis, Endokarditis) auslösen.

Die Diagnose der Toxocara-Infektionen, bzw. der Toxokarose basiert auf der Zusammenschau anamnestischer, klinischer und vor allem parasitologisch-serologischer Untersuchungen, da letztlich erst durch spezifischen Antikörpernachweis festgestellt werden kann, ob ein Mensch/Patient überhaupt eine Toxocara-Infektion hat.

Klinisch unauffällige Toxocara-Infektionen werden üblicherweise nicht behandelt, klinisch manifeste Toxokarosen (Larva migrans visceralis-Syndrom, „covert toxocarosis“, „common toxocarosis) werden meist ausschließlich mit Wurmmitteln (v. a. mit dem Antihelminthikum Albendazol) behandelt, das okuläre Larva migrans-Syndrom, die Neurotoxokarose und die kardiale Toxokarose werden ebenfalls antihelminthisch, allerdings unter Kortisonschutz behandelt. 

In Österreich (wie auch in anderen mitteleuropäischen Ländern) sind Toxocara-Infektionen sehr häufig, in den letzten Jahren wurden Seroprävalenzen (Anzahl der Menschen mit serologisch nachgewiesener Toxocara-Infektion), von 4% in der Normalbevölkerung bis über 40% bei Landwirten erhoben. Wir schätzen, dass die jährliche Inzidenz der (klinisch manifesten) Toxokarose (sensu lato), also der Anzahl der an Toxokarose erkrankten Menschen in Österreich mehrere hundert Patienten, in Deutschland dann vermutlich mindestens 10 mal so viel, umfasst. 

Regelmäßige Entwurmung der Hunde durch den Haustierarzt!

Die prophylaktischen Maßnahmen bestehen in erster Linie aus der regelmäßigen Entwurmung der Hunde durch den Haustierarzt und gründliches Händewaschen (mit Seife) nach Kontakt mit Tieren und Erdboden (z. B. nach Gartenarbeiten, sportlichen Tätigkeiten, Spielen in Sandkisten).