Prophylaktische Goldimplantation bei "Lennox"

Schon seit 2010 wissen die Besitzer von Lennox, dass er unter einer Hüftgelenksdysplasie (HD) leidet. Der braune Rüde war damals knapp drei Jahre alt, als die Familie die niederschmetternde Diagnose bekam. Anfänglich fiel nur ein Knacken in der Hüfte in Bewegung auf.

Schwere beidseitige Hüftdysplasie (HD)

Die Familie entschied sich dann für ein Röntgenbild, wo man eine schwere beidseitige Hüftgelenksdysplasie (HD) feststellte. Da die Erkrankung im Alter fortschreitet und Schmerzen im Bewegungsapparat verursacht, suchten die Besitzer nach einer Therapieform, die den Krankheitsverlauf abschwächt. Nach eingehender Beratung haben sich die Besitzer und das Klinikteam gemeinsam für eine Goldimplantation entschieden. Hierbei werden an ausgewählte Akupunktur- und Triggerpunkte Implantate aus 24-karätigem Feingolddraht platziert.

Die Methode wurde in den USA Ende der 70er Jahre von DVM T. E. Durkes zur Behandlung der Hüftgelenksdysplasie (HD) begründet und seither an tausenden Hunden in den Vereinigten Staaten, Dänemark, Deutschland, Schweiz und Österreich durchgeführt. Eine kontinuierliche Weiterentwickelung und Modifizierung dieser Methode sowie die Integration in die Veterinärorthopädie erfolgt seit Mitte der 90er Jahre auch durch Dr. Martin Kasper (Fachtierarzt f. Akupunktur u. Neuraltherapie, Tierklinik Aspern, Wien), Dr. Andreas Zohmann (Fachtierarzt f. Akupunktur u. Neuraltherapie, Vierbeiner-Reha-Zentrum, Bad Wildungen) und Peter Rosin (Prakt. Tierarzt, Berlin).

Einsatzgebiete 

Zu den Einsatzgebieten gehören vor allem schmerzhafte, chronische Erkrankungen des Bewegungsapparates. Der Vorteil der Goldimplantation ist es durch die Erfassung des gesamten Gangbildes und einer ganzheitlichen Palpation den Patienten als Ganzes zu sehen. Ziel ist eine langfristige wirkende Harmonisierung des Bewegungsablaufes zu Erreichung einer physiologischen Schwung- und Gewichtsverteilung.

Vor dem Eingriff wird ein ausführlicher Vorbericht erhoben. Es folgen eine klinische Untersuchung, Adspektion in Ruhe und in Bewegung sowie eine Beurteilung des Gangbildes. Bei der ersten Gangbildanalyse in der Klinik zeigte „Lennox“ einen leichten LSÜ-Twist, die Hinterbeine standen zeheneng und der Patient fiel schnell in den Trab. Ein LSÜ-Twist beschreibt ein Symptom bei Hunden, das durch Verdrehung (engl. twist) des lumbosakralen Übergangs (LSÜ), also dem Bereich der Wirbelsäule zwischen dem letzten Lendenwirbel und dem Kreuzbein gekennzeichnet ist. Hierbei handelt es sich um eine Ausgleichsbewegung, die die Drehbewegungen des Hüftgelenks beim Vorführen der Gliedmaße ersetzt. Es handelt sich dabei um ein typisches Merkmal bei schmerzhaften Erkrankungen der Hüftgelenke, insbesondere bei der Hüftdysplasie. Bei der Palpation fielen eine Verquellung (= Störzone/ durch Wassereinlagerungen veränderte Beschaffenheit des Gewebes) im Lendenwirbelbereich und mittelgradig sensible Hüfttriggerpunkte auf.

Goldimplantation im Februar 2011 lässt Lennox schmerzfrei laufen

Bei Lennox wurde im Februar 2011 die Goldimplantation durchgeführt und als Schwerpunkt die Hüfte besonders intensiv versorgt. Nach einer 10-tägigen Schonzeit mit Gymnastik im forcierten Schritt und unterstützenden physiotherapeutischen Übungen erfolgten regelmäßige Nachkontrollen in der Klinik mit Palpation der Gelenke und Gangbildanalyse. Das Gangbild verbesserte sich zusehends.

Schon bei der ersten Nachkontrolle am 28.02.2011 berichteten die Besitzer, dass der Hund besser laufen würde, das Gelenkknacken aber noch nicht ganz verschwunden sei. Die zweite Nachkontrolle erfolgte im April 2011. Lennox lief gut, besonders im Schritt fußte er nicht mehr so zeheneng auf. Aber es bestand bei der Palpation noch eine Verquellung im Hüftbereich. Ein schwungvolles Gangbild und eine deutliche Reduktion des „Knackens“ bei unauffälliger Palpation zeigte sich bei der dritten Nachkontrolle. Seitdem sehen wir unseren Patienten ein- bis zweimal im Jahr zur Nachkontrolle oder mit kleineren „Wehwehchen“.

Der Bewegungsapparat bereitet keine Probleme mehr.

Mittlerweile ist der Labrador-Mischling 9,5 Jahre alt und steht noch mitten im Leben. Er leidet an gutartigen Fettgeschwulsten (Lipome), von denen ihm auch schon ein paar entfernt werden mussten. Der Bewegungsapparat aber bereitet keine Probleme. Dieser Patient ist ein gutes Beispiel wie eine frühe, vorbeugende Therapie Erkrankungen lindern und eine lange gute Leistungsfähigkeit für das Tier sichern kann. Unterstützend empfehlen wir bei unseren Arthrosepatienten eine Ernährungskontrolle (besonders eine Vermeidung von Übergewicht), Physiotherapie sowie Glucosaminoglykane in Kombination mit Hyaluronsäure. Auch mit einer ergänzenden Therapie durch Homöopathika oder mit phytotherapeutischen Futterzusätzen haben wir gute Erfahrungen gemacht. Allerdings reagieren unsere Arthrosepatienten ganz unterschiedlich auf unterstützende Therapien, so dass jeder Patient eine ganz individuell auf ihn zugeschnittene Behandlung bekommt.