Osteopathie beim Hund

Welcher Hundeliebhaber kennt nicht die Angst seinen geliebten Wegbegleiter im Alter leiden sehen zu müssen? Man bemerkt auf einmal „Beulen“ im Lendenbereich, findet, dass er „ein wenig unrunder“ läuft, der Kot ist verändert und eventuell trinkt er alte Hund mehr als in jungen Jahren. Die Alterskrankheiten der Hunde sind fast ebenso vielfältig wie die von uns Menschen: die Gelenke schmerzen, der Rücken tut weh, die ersten Schritte nach dem Aufstehen sind mühsam. Lange Spaziergänge sind zu anstrengend. Die Kilos, die im Leben zu viel auf den Rippen waren, führen zu den gleichen Zivilisationskrankheiten wie bei uns Menschen: Zuckerkrankheit, Leberverfettung, Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch dass die Leber, die Nieren oder die Blase nicht mehr richtig arbeiten, kommt häufig vor. Ebenso häufig sind hormonelle Imbalancen, wie eine Unterfunktion der Schilddrüse. Es kommt zu Gebärmuttervereiterungen, Tumorerkrankungen usw., die operiert werden müssen. Es ist eine lange Liste, die sich als Alterserkrankungen der Hunde aufführen ließe.

Ganz natürlich tauchen Fragen auf wie: Was nutzt es einem alten Tier, z.B. noch eine schwere Operation über sich ergehen zu lassen, wenn die Prognose, die Vorausschau auf das was an Lebensqualität noch zu erwarten ist, schlecht ist? Die zunehmende Spezialisierung der Medizin auf immer mehr Detailansichten, vernachlässigt oft den Rest des Körpers und die Psyche zu Lasten der Patienten. Das kennt man auch aus der Humanmedizin.

Welche Möglichkeiten haben Tierbesitzer, ihren älteren Herzensbegleitern etwas Gutes zu tun?

Gute Ernährung, viel Zuwendung, genügend Spaß und Spiel sind Grundlagen eines jeden gesunden Lebens - ob Hund, Katze oder Mensch. Sanfte Unterstützung, wenn die jeweilige Erkrankung es erlaubt, ebenso. Physiotherapeutische Maßnahmen helfen bei vielfältigsten Erkrankungen des Bewegungsapparates. Manche Erkrankungen erfordern entsprechende, manchmal kontinuierliche medikamentöse Behandlungen oder sogar Operationen. Darüber hinaus gibt es vielfältige Möglichkeiten auf die Regulationssysteme des Tieres positiv einzuwirken. Suchen Sie sich daher für Ihr Tier einen Tierarzt, der auch ein gut ausgebildeter Osteopath ist. Tierärzte die am umfangreichsten ausgebildete Fachleute für Tiergesundheit, und osteopathische Tierärzte haben auf Grund des großen Wissens die größte Chance, Ihrem Tier und seinem Lebensgefühl wirksam zu helfen.

Was ist Osteopathie?

Bei der Osteopathie handelt es sich um eine ganzheitliche Methode, die sowohl den Körper als auch die Psyche ihres Tieres bedenkt und behandelt. Ein guter Osteopath findet die übrig gebliebene Gesundheit in Ihrem Tier und hilft ihm, diese so weit als möglich wieder im gesamten Tier zu aktivieren. Selbstverständlich wird ein Hund damit nicht wieder jung – aber er fühlt sich besser! Osteopathische Behandlungen versetzen das Tier in die Lage, wieder gut mit sich selbst zurecht zu kommen. Und häufig können eigentlich gute Behandlungen durch Physiotherapie, Homöopathie, Akupunktur oder auch chemische Beeinflussung auch dann erst wirklich gut wirken, wenn durch die osteopathische Behandlung der Informationsfluss zwischen den verschiedenen Organsystemen wieder gut funktioniert.

Osteopathen denken sehr vernetzt. Sie beachten idealerweise alle Details der verschiedenen Körpersysteme und deren Wechselwirkungen, die zu einem gesunden Leben gehören. Sie behandeln mit ihren Händen und Intentionen das ganze Tier: das Gehirn und seine Steuerungssysteme, die Wirbelsäule, das Rückenmark und Nervensystem, welches zusammen mit dem Gehirn als eine Art Sicherungskasten des Körpers betrachtet werden kann. Der Bewegungsapparat mit seinen Muskeln, Gelenken und Faszien/Bindegewebe, wird nicht nur hinsichtlich der möglichst schmerzarmen oder -freien Fortbewegung wahrgenommen, sondern auch als Ausdruck innerer Vorgänge. Auch der Kreislauf und die Ver- und Entsorgung aller Gewebe mit Blut stehen in seinem Fokus. Er hat Möglichkeiten, mit jedem Organ zu arbeiten und dessen Schwierigkeiten zu erkennen. Auch lässt er das Energiesystem, die Verdauung und Verarbeitung aller Nahrung, auch der seelischen, nicht außer Acht. Tierärzte können Blutuntersuchungen interpretieren und kennen sich mit Medikamenten aus, weshalb sie, mit Rücksicht auf den alternden Stoffwechsel, die notwendigen Medikamente und Dosierungen wählen, die dem Tier nicht noch mehr Schaden zufügen, aber trotzdem wirksam sind.

Osteopathie ist eine ganzheitliche Methode, die sowohl den Körper als auch die Psyche ihres Tieres bedenkt und behandelt."

Dr. Brigitte Traenckner, Tierärztliche Akademie für Osteopathie (TAO Equilibre)

Respekt, Liebe und Mitgefühl

Für einen tierärztlichen Osteopathen geht es nicht immer vordergründig um die Durchsetzung tiermedizinischer Standards. Mit der Anwendung der Osteopathie ist auch eine Lebenshaltung des Therapeuten verbunden, die sich auf Respekt, Liebe und Mitgefühl bezieht. Es steht vor allem das Wohlbefinden des Tieres im Vordergrund und das, was der Besitzer wünscht und leisten kann und wie sich das optimal umsetzen lässt. Auch ist es nicht notwendig, jede Woche einmal oder mehrmals osteopathisch zu behandeln. Beim alten Tier reichen Behandlungen im Abstand von zwei bis drei, oder manchmal auch mehreren Wochen oder Monaten aus, entscheidende Verbesserungen des Allgemeinbefindens der Tiere zu erreichen.

500 Stunden Fortbildung

Einige Wochenenden Fortbildung jedoch reichen nicht aus, um in dieser Disziplin fachlich kompetent zu werden. Die WHO hat Osteopathie 2012 als eine geprüfte komplementäre Methode in die Praxis empfohlen. Sie empfiehlt Ärzten und Hebammen eine Ausbildungsdauer von 1000 Unterrichtseinheiten. Nach Meinung verschiedener internationaler humanmedizinischer Organisationen bedeutet das, dass Ärzte, ihrer klinischen Erfahrung wegen, wenigstens 750 Unterrichtseinheiten, das entspricht 500 Zeitstunden, erhalten haben und ihre Ausbildung mit einer Prüfung abschließen müssen, um Kompetenz in diesem Gebiet garantieren zu können. In der Tiermedizin gibt es in Deutschland keine allgemein geregelte Ausbildungsanforderungen, um sich Osteopath nennen zu können. Allein die European Veterinary Society for Osteopathy (EVSO) und die Tierärztliche Akademie für Osteopathie (TAO Equilibre) verlangen in Deutschland von Tierärzten eine Ausbildung auf dem Niveau, wie es die WHO von Ärzten fordert, um von diesen Institutionen eine Anerkennung (EVSO-C, DOVM) zu bekommen. Auf den jeweiligen Websites www.tao-equilibre.de und www.evso.eu findet man die Absolventenlisten unterschiedlicher Ausbildungsgrade.