Ohrenentzündungen bei Hunden - Allergien sind die häufigste Ursache

Ohrenschmerzen tun weh! Leider kann das Tier sich nicht äußern und beschweren. Die ersten Anzeichen sind Ohrenschütteln, Kratzen der Ohren mit den Hinterpfoten und Berührungsempfindlichkeit. Wird die Ohrenentzündung chronisch, sind oftmals reduzierte Lebhaftigkeit und mehr Ruhebedürfnis die einzigen Symptome. Es ist Aufgabe von Besitzer und Tierarzt, eine Ohrenentzündung schon zu Beginn zu erkennen, so dass es erst gar nicht zu schwerwiegenden und schmerzhaften Veränderungen kommt.

Allgemeines zur Ohrenentzündung

Die Entzündung des äußeren Gehörgangs wird auch Otitis externa genannt. Am Ende des äußeren Gehörgangs liegt das Trommelfell. Es trennt das äußere Ohr vom Mittelohr. Eine Mittelohrentzündung wird Otitis media genannt und ist die Folge einer lang andauernden Entzündung des äußeren Gehörgangs. Die Otitis externa ist vermutlich die häufigste Erkrankung beim Hund. Schätzungen zufolge leiden etwa 20% aller Hunde mindestens einmal in ihrem Leben unter einer Ohrentzündung. Grund genug, sich mit diesem Thema einmal näher zu beschäftigen.

Was hat eine Otitis mit einer Allergie zu tun?

Ohrenerkrankungen werden den Hauterkrankungen zugerechnet. Der Ohrkanal ist nichts anderes als eine Einstülpung der äußeren Haut - und die Haut ist das Zielorgan einer allergischen Erkrankung beim Hund. Die Ohren sind sogar besonders empfänglich für Allergien. Das hängt auch damit zusammen, dass die Haut in den Ohren schlecht belüftet ist. Insbesondere gilt das für Hunde mit Hängeohren oder starkem Haarwuchs im Ohr. Auch Feuchtigkeit im Ohr fördert Ohrentzündungen. Bei Hunden , die viel schwimmen ist das der Fall. Bestimmte Rassen wie der Cocker Spaniel sind prädisponiert für Ohrentzündungen. Sie haben besonders viele Drüsen im Ohr, die vermehrt Ohrsekret (Cerumen) produzieren. Also gilt, dass eine Allergie Hauptursache für eine Allergie ist und Faktoren wie schlechte Belüftung und Feuchtigkeit ein zusätzliche entzündungsfördernde Faktoren sind.

Schätzungen zufolge leiden etwa 20% aller Hunde mindestens einmal in ihrem Leben unter einer Ohrentzündung.

Dr. Birgitta Nahrgang, Tierärztin in Köln

Die Krankengeschichte von Billis Ohren

Als Billi, ein freundlicher, kastrierter Mischlingsrüde, bei uns vorgestellt wird, erzählt uns sein Frauchen seine Leidensgeschichte. Seit Jahren schon schüttelt Billi den Kopf, kratzt sich mit den Hinterpfoten die Ohren und riecht unangenehm. Inzwischen weint er auch, wenn man ihn an den Ohren berührt. Billis Frauchen verabreicht ihm immer wieder die vom Tierarzt verordneten Ohrentropfen, die anfangs gut geholfen haben. Heute bringen sie allenfalls kurzfristig Linderung. Als Billi uns vorgestellt wird, stellen wir viele Fragen und schauen uns den ganzen Hund an. Uns fällt auf, dass Billi auch an seinen Pfoten leckt. Billis Fell ist an den beleckten Stellen durch Speichelenzyme verfärbt. Die Besitzerin war der Meinung, dass es sich um ein Putzverhalten und nicht um Juckreiz handelt. Bei der Besichtigung fällt ein stark gerötetes Ohr und viel braunes Ohrenschmalz auf, das übel riecht. Im Gegensatz zu der weit verbreiteten Meinung, dass es sich hierbei um Ohrmilben handelt, sind es erfahrungsgemäß fast nie Milben, sondern Mikroorganismen wie Bakterien und Hefepilze.

Was ist falsch gelaufen?

Billis Frauchen fragt uns, was sie hätte besser machen können, denn sie hat ja immer wieder mal Ohrentropfen verabreicht. Wir erklären ihr, dass ein gesundes Ohr sich von selber reinigt. Bei einem erkrankten Ohr funktioniert der Selbstreinigungsmechanismus jedoch nicht mehr. Die ganzen vorliegenden Entzündungsprodukte müssen aus dem Ohr gespült werden, bevor ein Wirkstoffpräparat eingebracht wird. Der zweite wichtige Punkt ist, dass unbedingt nach der auslösenden Ursache für die Ohrentzündung gesucht werden muss, um diese abzustellen. Erfahrungsgemäß sind Futterallergien häufig die Ursache von Ohrentzündungen und erhalten diese aufrecht. So darf ein Futtermittelallergiker nur noch ein auf ihn abgestimmtes Allergiefutter fressen. Der dritte Punkt betrifft die im Ohr befindlichen Mikroorganismen. Der Tierarzt identifiziert sie und setzt ein darauf abgestimmtes Präparat ein.

Zu guter Letzt ist es ratsam, so lange beim Tierarzt Ohrkontrollen vorzunehmen, bis das Ohr wieder gesund ist. Die Selbstreinigung des Ohres sollte wieder funktionieren, ansonsten spült der Besitzer weiter das Ohr regelmäßig zuhause mit einem Ohrreinigungspräparat. Das üben wir mit ihm zusammen in der Praxis. Übrigens ist es nicht ratsam, ein gesundes Ohr zu reinigen. Wie erwähnt, unterliegt es einem Selbstreinigungsmechanismus, der nicht gestört werden sollte.

Billis Frauchen weiß jetzt, was sie besser machen kann. Sie füttert Billi ausschließlich mit Allergikerfutter und kommt regelmäßig zur Kontrolle. Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf und damit, wie Billis Frauchen mitarbeitet. Noch spült sie dreimal pro Woche die Ohren und verabreicht täglich ein Präparat. Nach vier Wochen reduzieren wir die Therapie auf nur noch einmal wöchentliches Ohrenspülen. Billi hat auch aufgehört seine Pfote zu belecken. Das zeigt uns, dass es sich auch hierbei um eine Futterallergie handelt. Auch das Ohrenschütteln und Kratzen an den Ohren hat ein Ende.

Was tun, wenn es sich um eine hochgradige, über Jahre andauernde Ohrentzündung handelt?

Sam, ein 8-jähriger Golden Retriever, leidet seit Jahren sehr unter seiner chronischen Ohrentzündung. Der Eiter läuft ihm quasi aus den Ohren. In diesem Fall hat sich die schwere Ohrentzündung auf das Mittelohr ausgebreitet. Da hilft nur noch eine Spülung von Gehörgang und Mittelohr in Vollnarkose durch den Tierarzt. Mit Hilfe eines Videoendoskops wird der Ohrkanal mit einer starken Lichtquelle unter Vergrößerung auf einen Bildschirm übertragen und untersucht. Tiefe Ohrregionen und das Mittelohr können so von zähem Sekret und Eiter mit einer an das Gerät gekoppelten Spülvorrichtung befreit werden. Auch Medikamente können über eine Vorrichtung in tiefe Ohrregionen verabreicht werden. Die Ausrüstung steht wenigen, spezialisierten Praxen zur Verfügung.