Leidensgeschichte Durchfall

Der dreijährige abgemagerter Mopsmischling (4,7 kg) wurde mir in der Praxis vorgestellt. Seine Besitzer erklärten, dass der Rüde im Alter von 12 Wochenstark blutigen Durchfall mit Erbrechen hatte. Der Kot wurde positiv auf Giardien getestet und der Welpe bekam einige Wurmkuren. Die Kotkonzistenz wechselte auch nach der erfolgreichen Giardienbehandlung immer mal wieder zu Durchfall. Der Hund hatte zudem starke Blähungen und musste häufig aufstoßen. Der Kot stank, laut Patientenbesitzer, immer extrem. Der Durchfall kam zum Teil herausgeschossen und sah braun und schleimig aus. Leider räumte der Kleine mit Vorliebe Mülleimer aus, um die Reste zu fressen. Dies wurde aber schnell abgestellt – der Durchfall blieb. Der Kot wurde immer wieder auf Parasiten untersucht. Der Hund entwickelte sich ansonsten ohne weitere Probleme.

Im letzten Jahr wurde eine leichte Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse) festgestellt, die medikamentös eingestellt wurde. Danach hatte der Rüde deutlich erhöhten Hang zum Durchfall. Anfang 2016 hatte er ein Gummispielschwein gefressen. In der Nacht musste er mehrmals wegen Durchfall raus. Sein Allgemeinbefinden war nicht getrübt. Die Besitzer fuhren trotzdem zum Tierarzt und ließen den Hund durchchecken. Auf dem Röntgenbild war kein Gummischwein zu erkennen und der Tierarzt diagnostizierte einen Infekt. Er verordnet Antibiotika, während der Gabe war der Kot geformt. Nach Absetzten des Medikamentes trat erneut Durchfall auf.

Der Tierarzt wurde gewechselt, weil der Hund zunehmend abnahm. Ein großes Blutbild mit weiteren Blutwerten war unauffällig. Leber-, Nieren- und Lipasewerte waren im Referenzbereich. Es gab erneut Antibiotika sowie einen Magenschoner. Der Kot war wieder geformt. Auch diese Behandlung brachte nicht den gewünschten Erfolg, sodass der Tierarzt eine Futtermittelallergie vermutete. Es wurde sechs Wochen lang nur Pastinaken und Kängeruhfleisch gefüttert. Ebenfalls ohne Erfolg. Der Durchfall hielt sich hartnäckig. Fütterungstechnisch wurde einiges an hochwertigen Nassfuttersorten durchprobiert. Auch Barfen hatten sie versucht, was die Situation nur noch verschlimmerte. Auffällig war der permanente Hunger. Er bekam drei Mahlzeiten Nassfutter am Tag und verspeiste ohne Probleme den Inhalt einer 400-Gramm-Dose. Wobei die Fütterungsempfehlung für einen kleinen Hund mit ca. sechs Kilogramm je nach Futterhersteller bei ca. 250 Gramm liegt.

Anamnese
Auffällig ist: Er trinkt sehr viel, leckt seinen Napf und den Boden akribisch ab und frisst gerne seinen Kot auf. Die Besitzer hatten dem Hund zwischendurch Zeolithpulver gegeben. Er hat es vertragen, aber eine Besserung des ständigen Durchfalls hat sich nicht eingestellt. Im Haushalt befindet sich auch eine kastrierte Dackeldame. Durch den ständigen Durchfall wurde keine Kastration durchgeführt, trotzdem ist der Rüde ausgeglichen. Vom Verhalten ist er ein sehr freundlicher Hund. Er kuschelt gerne, mag Wärme und ist rangniedrig im Rudel. Bei der Untersuchung fällt mir nichts auf, außer, dass der Hund abgemagert ist. Die einzelnen Rippen und die Wirbelkörper sind sichtbar.

Therapie
Bevor ich tätig werde, erkläre ich den Besitzern, dass ich eine Kotprobe machen lassen möchte, um Parasiten, Bakterien, Pilze etc. auszuschließen und um mir einen Überblick über die Darmflora zu verschaffen. Außerdem pendele ich Phosphor C1000 als derzeitiges Konstitutionsmittel aus. Einen Tag später rufen mich die Besitzer an und schildern mir, dass nun ein Teil des Gummischweins herausgekommen ist. Jetzt hätte er auch wieder Durchfall mit Blähungen. Ich verordne Nux vomica D12 als Notfallmittel. Am nächsten Tag ist der Durchfall weg und der Kot recht fest in der Konsistenz. Die Blähungen bleiben. In den nächsten sieben Tagen kommen immer wieder Teile des Gummischweins zum Vorschein. Der Kot wechselt zwischen Durchfall, normaler Konsistenz und fester Konsistenz, und ist oft sehr schleimig.

Der Befund der Kotprobe ergibt einen erhöhten Elastasewert, einen mäßigen Gehalt an Streptokokken, einen hohen Gehalt an Escherichia coli sowie keine Parasiten, keine Salmonellen, keine Shigellen, und einen pH-Wert von 7. Daraufhin stelle ich folgenden Therapieplan zusammen: Symbioflor 2, China D30, Cerivikehl und Pancreas/Meteoreisen Ampullen. Das Futter ändern wir nicht. Er bekommt weiterhin dreimal täglich Kängeruhfleisch. Eine Rücksprache zwei Wochen später ergibt, dass kein Durchfall mehr aufgetreten ist, seit er die Mittel bekommt. Außerdem hat er wieder etwas mehr Energie und es sind ab und zu weitere Teile des Gummischweins rausgekommen. Der Kot ist gelegentlich noch schleimig.

Die erste Hürde ist geschafft, jetzt muss der Hund wieder zunehmen. Ich mache für drei Nassfuttersorten eine Kalorienberechnung und rate zu Vollkornflocken als Zwischenzusatzmahlzeit. Zwei Wochen später hat er bereits 400 Gramm zugenommen. Allerdings bekommt er von den Vollkornflocken wieder Durchfall, sodass wir hier ein wenig experimentieren müssen, bis er diese verträgt. Zusammen mit Banane als Zwischenmahlzeit funktioniert es dann ohne Probleme. Einige Monate später besuchen mich die Besitzer wegen einer anderen Sache, und der kleine Mopsmischling hüpft fröhlich, munter und mit einer guten Figur in die Praxis.