Milbenallergie beim Hund – kein hoffnungsloser Fall

Allergien spielen auch bei unseren Hunden eine immer wichtigere Rolle mit immer stärker werdender Belastung. Der Leidensdruck ist hoch, nicht nur für den Vierbeiner. Die ganze Familie leidet unter dem quälenden Juckreiz ihres Schützlings.

Besonders verzwickt ist die Situation, wenn es sich um schwer vermeidbare Allergene handelt. Bei Milbenallergien unterscheidet man zwischen Hausstaubmilben- und Futtermilbenallergien. Nicht verwechselt werden darf die Allergie (immunologische Reaktion) von einem Milbenbefall (parasitäre Erkrankung). Da es aber eine Kreuzreaktion geben kann, sollten vor Diagnosestellung parasitäre Ursachen mittels Hautgeschabsel und die Bestimmung der Sarkoptes Antikörper aus dem Blut, ausgeschlossen werden.

Das klinische Erscheinungsbild einer Milbenallergie ist vielfältig: Husten, Schnupfen, Durchfälle, Abgeschlagenheit, Hautsymptome - alles ist möglich. Am häufigsten kommt es zu quälendem Juckreiz, vor allem, wenn sowohl eine Futtermilben- als auch eine Hausstaubmilbenallergie vorliegt. Wie bei unserem Patienten „Babsi“, einer sympathischen Französischen Bulldogge, die seit zwei Jahren unter sehr starken Hautsymptomen mit starkem Fellverlust leidet. Nach ein paar Untersuchungen (Blutbild, Hautgeschabsel, Pilzkultur) steht fest: „Babsi“ leidet an einer starken allergischen Dermatitis (allergische Hautentzündung).

Diagnose: Milbenallergie

Wenige Tage später kommt vom Labor die Diagnose Milbenallergie. Die Ausdifferenzierung ergibt, dass es unseren Schützling leider doppelt schlimm getroffen hat: die Französische Bulldogge hat sowohl eine Haustaubmilbenallergie (Dermatophagoides farinae) als auch eine Futtermilbenallergie (Acarus siro und Tyrophagus putrescentiae). Allergien nehmen auch bei unseren Hautieren immer mehr zu. Eine Allergie ist nicht heilbar und eine lebenslange Unterdrückung der Symptome mit starken Medikamenten nötig, oder?!

Nein, nicht, wenn wir drei Säulen in der Behandlung berücksichtigen: wenn es richtig heftig juckt, muss dieses Symptom möglichst schonend beseitigt werden. Soweit wie möglich, kann das Allergen vermieden werden. Der wichtigste Punkt ist aber der dritte Faktor der ganzheitlichen Betrachtungsweise: die Ursache des irritierten Immunsystems herauszufinden und zu beseitigen. Dann ist eine Heilung möglich!

Die erfolgreiche Behandlung einer Milbenallergie besteht nicht nur aus einer Juckreizunterdrückung und Meidung des Allergens. Gleichzeitig muss an der Ursache gearbeitet werden."

Andrea Neumann, Tierarztpraxis zur römischen Villa in Longuich

Und wie sieht es bei „Babsi“ aus?

Die Ursache für ihre Allergie finden wir in der Dunkelfeldanalyse. Bei der Französischen Bulldogge wird eine Histaminose sichtbar. Dabei handelt es sich um Gewebshormone, die dann ausgeschieden werden, wenn Lücken im Darmsystem entstehen („Licky gut Syndrom“). Die Histamine verkleben aber leider die roten Blutkörperchen und behindern den Sauerstoff- und Nährstofftransport. Gleichzeitig können Säure und Toxine (Giftstoffe) über die Lücken des Darmsystems aufgenommen werden. Diese Radikalen belasten wiederum das Immunsystem und werden über die Haut oder Durchfälle ausgeschieden. Das ist ein natürlicher Schutzmechanismus, da ansonsten ernsthaftere Gefahren bis hin zur Krebserkrankungen drohen. Das belastete Immunsystem neigt in der Folge zu überschießenden Reaktionen (Allergie).

Bei „Babsi“ wird das in Mitleidenschaft gezogene Verdauungssystem besonders deutlich durch Gewichtsverlust, einer Magenaufgasung und einer faszialen Spannung bis in die Wirbelsäule. Aber schön und gut, auch wenn die Entgiftung über die Haut vor Gefahren schützt, hilft das „Babsi“ nicht wirklich, wenn sie sich ohne Ende kratzten muss. Oder doch? Das kommt auf die Betrachtungsweise an. Zumindest den Besitzern kann es einiges an Druck nehmen, wenn sie wissen, dass die Selbstheilungskräfte noch nicht versagen und es Hoffnung gibt.

Wie sieht nun eine erfolgreiche Therapie bei „Babsi“ aus?

Sie muss folgende Ziele verfolgen, um langfristig von Erfolg zu sein:

    •    Stärkung des Darmsystems
    •    Harmonisierung des Immunsystems
    •    Entgiftung und Entsäuerung
    •    Verbesserung der Nährstoffversorgung des Blutes

Das funktioniert nur mit natürlichen Substanzen. In Zukunft kann das Gleichgewicht der Darm-Blut-Hautachse aufrecht gehalten werden, wenn schädigende Einflüsse (Giftstoffe durch Zusatzstoffe im Futter, Weichmacher im Spielzeug, zu viele Medikamente etc.) vermieden werden. 

Die Meidung von Milben stellt sich gar nicht so einfach dar. Hausstaubmilben reduziert man durch Hygiene- und Reinigungsmaßnahmen, Verwendung von allergikerfreundlichen Hundebetten/-kissen, häufiges lüften und waschen der Schlafgelegenheit, anfeuchten von trockener Heizungsluft im Winter, einsprühen von Hundekörbchen mit z.B. Flee, 5E Paraweg, Neembaumspray oder anderen pestizidfreien Antiparasitika.

Futtermilben können in jedem Trockenfutter vorkommen. Einfrieren von Futter bringt nichts, da es nicht den allergieauslösenden Chitinpanzer abtötet. Daher ist es ratsam, kleine Futtersäcke zu kaufen, die schnell verbraucht werden (da die Milben nachträglich ins Futter kommen).

Alternative: barfen. Da diese Futtermethode aber viele Fehlerquellen beinhaltet, ist dies immer eine individuelle Entscheidung und sollte tierärztlich gut überwacht werden. Um die Histamausschüttung zu reduzieren, empfehle ich in jedem Fall helle Fleischsorten zu verwenden (je dunkler, z.B. bei Wild, umso mehr Histamin) und den Proteingehalt nicht zu hoch zu wählen (Histaminausschüttung über die Nieren).

Und wie geht es mit „Babsi“ weiter?

Darmaufbau, Entgiftung und eine bessere Nährstoffversorgung erzielen wir bei ihr mit Darmbakterien, Zeolith, Huminsäuren, antioxidativen Ölen und Vitaminen. Die Haut wird regelmäßig mit einem speziellen Shampoo gebadet, und es erfolgt eine Ernährungsoptimierung. Das Immunsystem harmonisieren wir mit nativen Eigenblut und einer Eigenblut-Desensibilisierungskur. Statt Kortison erzielen wir eine Juckreizunterdrückung mit monoklonalen Antikörpern (künstliche, gentechnisch hergestellte Antikörper, die gespritzt werden können, um gezielt Krankheitserreger, Tumorzellen oder krankmachende Substanzen zu neutralisieren). Bereits nach der ersten Therapie verbessern sich das Allgemeinbefinden und der Hautzustand von „Babsi“. Da es sich um ein chronisches Geschehen handelt und die Heilung von Darm und Immunsystem Zeit brauchen, liegt aber noch Arbeit vor uns, um eine vollständige und langfristige Heilung zu erzielen. Es lohnt sich aber zu kämpfen, da jeder Schritt in die richtige, heilende Richtung ein Erfolg ist.  

Fazit

Die erfolgreiche Behandlung einer Milbenallergie besteht nicht nur aus einer Juckreizunterdrückung und Meidung des Allergens. Gleichzeitig muss an der Ursache gearbeitet werden. Neben einer eventuell notwenigen Entgiftung oder Entsäuerung, besteht diese immer im Aufbau von Darm- und Immunsystem.