Bullmastiff "Buddy" und seine Kreuzschmerzen

Buddy, einen eineinhalbjährigen männlichen Bullmastiff mit 57 Kilogramm, haben wir erst Ende September 2017 kennengelernt und sofort lieb gewonnen. Nach Besitzerwechseln und verschiedenen anderen Problemen ist der "Schoßhund" zum Glück bei seiner jetzigen Besitzerin gelandet, die sich mit dieser Rasse sehr gut auskennt. Deshalb ist ihr auch aufgefallen, dass Buddy an manchen Tagen ständig mit einem "Katzenbuckel" herumläuft und sich nicht gerne bewegen will. Beim Streicheln hat der gesamte Rückenbereich reflexartig gezuckt, der Hund ist sofort auf seinen Platz gegangen und wollte seine Ruhe haben.

Nach einigen, eher wenig erfolgreichen Versuchen mit Schmerztabletten, wurde Buddy in unserer Schmerzambulanz vorgestellt. Nach einer Gangbildanalyse, sowie einer Schmerz- und Triggerpunktpalpation (manuelle Untersuchung der Schmerzpunkte) haben wir bei der ersten Visite vor allem an den Schmerzpunkten im Nah- und Fernbereich akupunktiert. Unsere Patienten haben bereist oft im gesamten Körper unabhängig von der primären Ursache Schmerzen und nehmen Schonhaltungen ein, die die Schmerzen noch verstärken. Um sie möglichst rasch aus dieser Schmerzspirale herauszuholen, hat es sich bewährt, in der ersten Sitzung nur die Schmerzen zu behandeln. Nahpunkte sind die aktiven Triggerpunkte direkt an den erkrankten Gelenken, Knochen etc. Fernpunkte liegen auf dem zugehörigen Meridian in einer anderen Körperregion und können die lokale Schmerzausschaltung zusätzlich verstärken. Durch die Akupunkturnadeln wird der Energiefluss in den Meridianen angekurbelt und Entzündungen, die in der chinesischen Medizin ja als Hitzestau verstanden werden, können durch den Abtransport von Entzündungsprodukten abklingen.

Die Besitzerin hat uns dann berichtet, dass er sich nach einer eintägigen Erstverschlechterung (die normal ist) 4-5 Tage komplett normal bewegt hat, spielen wollte und viel besser aufgelegt war. Danach war er wieder wie vor der Behandlung. Bei den insgesamt vier weiteren Akupunktursitzungen haben wir die größten Problemsegmente entlang der Wirbelsäule ausfindig gemacht und ihn nur segmentweise genadelt.Buddy ist zum Glück überhaupt nicht nachtragend und ist jedes Mal freudig wedelnd bei uns hereinmarschiert.

In einem ausführlichen Gespräch haben wir die Hundebesitzer über die Möglichkeit der Goldimplantation informiert. Bei dieser schmerzlindernden Methode werden 2mm große 24-karätige Goldstücke unter der Haut implantiert, die dann wie eine Dauernadel wirken. Mittels einer Hohlnadel werden die Goldstücke eingeführt, wo sie dann im Gewebe einwachsen. Durch die Goldionen wird das lokale Entzündungsgeschehen reduziert und dadurch nimmt der Schmerz ab. Da das Gold lebenslang wirksam bleibt, können Schmerzmedikamente abgesetzt oder erheblich reduziert werden. Diese minimal-invasive Methode schätzen wir auch vor allem deswegen, weil vor allem ältere Tiere mit hohem Narkoserisiko diese Behandlung auch mit lokaler Betäubung ohne Probleme über sich ergehen lassen. Sie benötigen auch nachher nicht wie bei üblichen Operationen eine lange Erholungszeit und können gleich am selben Tag hinausspazieren. Die Besitzer können die ganze Zeit dabei sein, sind fast jedes Mal sehr beeindruckt und fasziniert von dieser Methode.

Anfang November war es dann soweit. Buddy benötigte auch noch ein HD-Röntgen, deshalb bekam er eine kurze Vollnarkose. Wir implantierten insgesamt 8 Goldstücke an den Puncta Maxima an seiner Wirbelsäule. Zur Bestätigung waren die Punkte so aktiv, dass sie auch in Narkose noch deutlich positiv reagierten. Nach genau einer Stunde erhob sich Buddy planmäßig und spazierte mit seiner Familie nach Hause. Die ersten Tage wurde uns berichtet, dass Buddy total gut aufgelegt und bei gutem Appetit war und ständig zum Spielen aufforderte. In den ersten Tagen machte er besonders stark einen Buckel, wodurch die Besitzerin etwas beunruhigt war.

Mit Schmerzmitteln für drei Tage wurde es rasch so viel besser, dass es schwierig wurde, Buddy nur im Schritt zu führen und nicht von der Leine zu lassen. Die Gefahr, dass Buddy durch seinen Übermut einen Muskelkater im ganzen Körper bekommt, wäre zu groß. Nach zwei Wochen begann Buddy mit Physiotherapie, um seinen ganzen Bewegungsapparat wieder an die normalen Bewegungen in der Wirbelsäule zu gewöhnen und zu trainieren. Gleichzeitig gönnte ihm seine Besitzerin auch Craniosakralt-Terapieeinheiten, die Buddy hingebungsvoll genoss. Durch die sanfte Mobilisation können Blockaden und Schonhaltungen, die teilweise schon länger bestehen, aufgelöst werden.

Die Zeitdauer, bis man die gesamte Wirkung der Goldimplantation sehen kann, ist sehr unterschiedlich. Manche Patienten sind schon am Tag danach wie ausgewechselt, bei einer 12-jährigen Bassethündin, die wegen hochgradiger Schmerzen in ihren Zehengelenken nur mehr durch die Gegend trippelte, dauerte es drei Wochen, bis man überhaupt etwas merkte - und erst nach vier Monaten ging es ihr endlich deutlich besser. Zwei Monate nach der Goldimplantation führen wir normalerweise eine Nachuntersuchung durch. Dabei beraten wir unsere Patienten, wie sie mit Physiotherapie und Training ihrem Liebling ein schmerzfreies und möglichst langes, „bewegliches“ Leben schenken können.