Chronische Niereninsuffizienz beim Hundesenior - "Wenn Nieren im Alter schwächeln"

Im hohen Alter unserer geliebten Vierbeiner verändert sich einiges. Der Stoffwechsel wird deutlich langsamer, der Darm träge, die Aktivität ist reduzierter, das Immunsystem ist anfälliger für Erkrankungen und schon längst bewältigte Erkrankungen können erneut aufflammen. Dabei kann eine Optimierung oder gar eine Veränderung der Ernährung sehr viel zu einer Linderung oder Stabilisierung von Alterserkrankungen beitragen.

Infektionen, Vergiftungen oder Medikamente können lebenswichtige Organe schädigen. In jungen Jahren werden Schädigungen von lebenswichtigen Organen wie Leber, Nieren oder Magen-Darm-Trakt gut toleriert. Mit zunehmendem Alter jedoch schwindet die Funktionsleistung der bereits geschädigten Organe, und es folgen schwere gesundheitliche Probleme.

Vor genau diesem Problem stand auch die Hündin Ela. In der Vergangenheit musste Ela für einen längeren Zeitraum relativ viele Schmerzmittel aufgrund einer Erkrankung des Bewegungsapparates erhalten. Schmerzmittel werden überwiegend über die Nieren ausgeschieden und können, auch nur für einen kurzen Zeitraum eingenommen, zur Schädigung des Nierengewebes führen. Als wichtiges Ausscheidungsorgan kann eine Schädigung der Nieren zu einer erhöhten Ansammlung von sogenannten harnpflichtigen Substanzen im Blut führen. Zu den harnpflichtigen Substanzen zählen Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure und Ammoniak. Eine Anreicherung dieser Stoffe im Körper führt zu Symptomen einer Vergiftung wie Übelkeit, Schwäche und Appetitlosigkeit. Die einzige Möglichkeit des Körpers, diese Stoffe wieder zu verlieren, sind die Schleimhäute und der Darm. Diese Organe können zu geringen Anteilen diese harnpflichtigen Stoffe ausscheiden, jedoch ist dieser Weg begrenzt und führt zu starken lokalen Reizungen.

Zusätzlich verliert der Körper durch die eingeschränkte Filterfunktion lebenswichtige Elektrolyte, Wasser und Eiweiß. Außerdem trocknet der Körper durch den dauerhaften Wasserverlust kontinuierlich aus. Die Trinkmenge erhöht sich und es resultiert ein häufiger Harnabsatz. Ein Teufelskreislauf, welcher sich bis zu einem bestimmten Grad aufrechterhält, dann jedoch innerhalb kurzer Zeit einbricht. Ela zeigte über viele Jahre keine Symptome. Nur durch einen Routinecheck in der Tierarztpraxis konnte eine Erhöhung der harnpflichtigen Substanzen im Blut festgestellt werden. Ela war bereits zwölf Jahre alt, als erstmalig die erhöhte Werte festgestellt wurden.

Diagnose: Chronische Niereninsuffizienz Stadium II-III

Zwei Monate später wurde Ela in meiner Praxis als Notfall vorgestellt. Die dauerhaften sommerlichen Temperaturen führten zu einem Kreislaufzusammenbruch. Die Hündin war deutlich ausgetrocknet und apathisch. Die Besitzerin erzählte mir von Ela und ihrer Krankenvorgeschichte. Um nun einen genaueren Einblick in Elas Nierenfunktion zu erhalten, besprachen wir gemeinsam die weitere Vorgehensweise. In der Praxis untersuchten wir den Urin von Ela. Es folgten weitere Blutuntersuchungen und eine Ultraschalluntersuchung der Nieren. Dabei stellten wir fest, dass Elas Nieren zu mehr als 70% geschädigt waren.

Bei nierenkranken Hundesenioren spielt die Ernährung eine entscheidende Rolle in dem Therapieplan."

Elisabeth Zimpfer, Tierärztin in Potsdam

Wie sieht die Ernährung eines nierenkranken Hundeseniors aus?

Um einen weiteren Zusammenbruch zu vermeiden und das funktionsfähige Nierengewebe zu schonen, wurde neben einer medikamentösen Therapie die Ernährung von Ela umgestellt. Dabei spielt die Ernährung die entscheidende Rolle im Therapieplan. Eine Ernährungsumstellung kann die Menge an harnpflichtigen Substanzen im Körper deutlich reduzieren und durch Zugabe von Zusatzstoffen kann deren Abbau im Darm gefördert werden. Weitere Vorteile sind eine regulierte Eiweißzugabe mit hochwertigem, leicht verdaulichem Muskelfleisch und energieliefernden Kohlenhydraten. Ideal sind selbst zubereitete Rationen, da hier individuelle Anpassungen getroffen werden können.

Schmackhafte selbst zubereitete Diäten sind essenziell für einen guten Appetit.

Ela hatte nach ihrem Zusammenbruch einen schlechten Appetit und eine wiederkehrende Übelkeit entwickelt. Sie rührte kein konventionelles Hundefutter mehr an. In Zusammenarbeit mit einer Ernährungsberaterin stellte die Besitzerin das Futter auf eine selbstgekochte Ration um. Der Appetit kehrte zurück und Ela verputze eine Portion nach der anderen. Durch Zugaben von entzündungshemmenden Wirkstoffen wie Omega-3 und -6-Fettsäuren, sowie Grünlippenmuschelextrakt konnten die immer wiederkehrenden Bewegungsschmerzen gelindert werden. Auf die Gabe weiterer nierenschädigender Medikamenten konnten wir zudem verzichten. Ebenfalls normalisierten sich die Blutwerte wieder für einen längeren Zeitraum. Ela konnte trotz ihrer eingeschränkten Nierenfunktion noch einige Zeit beschwerdefrei leben. Erst in einem hohen Alter von 14 Jahren nahmen wir Abschied von Ela.

Langes Leben trotz schwacher Nieren

Ältere Patienten bringen häufig eine Krankenvorgeschichte mit, die in den goldenen Hundejahren zu Problemen führen können. Dabei ist es essenziell, rechtzeitig durch Vorsorgeuntersuchungen erste Abweichungen zu erkennen und dann auch zu handeln. Eine Optimierung der Fütterung oder sogar eine komplette Umstellung der Fütterung sind ein wichtiger Bestandteil einer erfolgreichen Therapie. In Elas Fall konnten wir rechtzeitig durch eine gezielte Ernährung das verbliebene Nierengewebe schonen und ihr einen beschwerdefreien Lebensabend ermöglichen.