Golddrahtimplantation - Wirksames und schonendes Verfahren bei HD

Im Juni 2016 kam Leika mit ihrer Besitzerin in meine Praxis. Die damals 11-jährige Jack Russel Terrier-Hündin litt an einer starken Lahmheit der linken Hinterhand. Die Erstdiagnose zeigte eine Schwäche in diesem Bereich sowie Verspannungen in der Lendenwirbelsäule. Zudem lag eine Kniegelenksverletzung vor, bei der Kniescheibe aus ihrer Führung gesprungen war (Patellaluxation). Die zunächst eingeleitete konservative Schmerzbehandlung war nicht erfolgreich - die Beschwerden dauerten an.

Bei der Vorstellung im August 2016 hatte sich der Zustand der Hündin weiter verschlimmert. Die Lahmheit trat nun hinten rechts auf, wobei auch die rechte Hüfte stark schmerzte. Leika wollte nicht mehr auftreten, lief kaum noch und schien insgesamt sehr instabil. Treppenstufen waren zur unmöglichen Hürde geworden. Es erfolgte zunächst eine erneute Schmerzmedikation.

Als Leika eine Woche später erneut vorgestellt wurde, stand sie hinten rechts nur noch auf der Zehe. Ein Anwinkeln des Beines verursachte so starke Schmerzen, dass sie schrie. Zusätzlich wurde ein beginnender Muskelschwund (Atrophie) festgestellt. Die Röntgenaufnahme der betroffenen Region gab diagnostische Sicherheit: Hüftgelenksdysplasie (HD), bei der der Oberschenkelknochen Reibungen an der Hüftgelenkspfanne zeigte. Dieses Krankheitsbild stellt eine eindeutige Indikation für eine Goldimplantation dar, die ich der Halterin dringend nahelegte. Der Eingriff fand im September 2016 statt. Dabei wurden insgesamt 19 Goldstücke um den Oberschenkelkopf, an Wirbelsäule, Kniegelenken, Ellbogen sowie Vorder- und Hinterpfoten eingesetzt.

Schnelle Schmerzfreiheit

Bei der Kontrolluntersuchung vier Tage später zeigte sich Leika völlig schmerzfrei, weitere fünf Tage später kam auch ihre Lebensfreude zurück, und sie begann wieder zu spielen. Leichte Muskelverspannungen am Übergang von Brust- zu Lendenwirbelsäule waren noch vorhanden. Zwei Wochen später befand sich die Hündin allgemein in einem sehr guten Zustand. Treppen herunterzulaufen stellte bereits kein Problem mehr da. Lediglich das Hochlaufen war zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich. Nach einem weiteren Monat war Leika komplett schmerzfrei. Da die Muskulatur links und rechts jedoch noch unterschiedlich stark ausgeprägt war, musste der Sprung aufs Sofa und das Herunterlaufen von Treppen weiterhin warten. Im November - und damit rund 8 Wochen nach der Goldimplantation - gab es keinerlei Probleme mehr. Heute genießt Leika ihr Terrier-Leben und ist trotz ihrer mittlerweile fast 13 Jahre so lebhaft wie vor ihrer Erkrankung.

Golddrahtimplantation seit 18 Jahren 

Der dargestellte Fall der Hündin Leika ist ein klassisches Beispiel dafür, was sich mit der Golddrahtimplantation erreichen lässt. Ich wende diese Methode seit nunmehr 18 Jahren mit einer Erfolgsquote von über 98 % an, was sich mit den Darstellungen in der internationalen Literatur deckt. Bei dieser Methode wird nicht nur der Ausgangspunkt der Hüftgelenksdysplasie behandelt, sondern alle nachweisbaren chronischen Gelenkprobleme, die bei fortgeschrittener HD nahezu zwangsläufig entstehen.

Minimal-invasive Methode

Zielpatienten für die Goldimplantation sind vor allem Hunde mittleren und hohen Alters. Daher sind die allermeisten Halter natürlich besorgt, dass der Eingriff für ihren Liebling eine erhebliche Belastung - möglicherweise verbunden mit einem hohen OP-Risiko – darstellt. Es handelt sich jedoch um eine minimal-invasive Methode, die dem Tier keinerlei Operationsschmerzen bereitet. Aus meiner jahrelangen Erfahrung kann ich berichten, dass die Patienten nach Beendigung der Narkose aufstehen als sei gar nichts gewesen und keine Rekonvaleszenz benötigen. Eine deutliche Schmerlinderung oder Schmerzfreiheit tritt sehr schnell ein - in aller Regel nach zwei Tagen bis zwei Wochen.

Bewegungstraining

Ziel des anschließenden Bewegungstrainings ist es, das Gangbild des Hundes, je nach vorliegender Veränderung des Hüftgelenks, weitgehend zu normalisieren und den Muskelaufbau zu fördern. Dazu wird der Patient nach dem Eingriff 8 bis 10 Tage an der Leine im kontrollierten Schritt (kein Trab, kein Galopp) bewegt. Da die Muskeln nun nach häufig jahrelanger Schonbewegung wiedereingesetzt werden, können in den betroffenen Regionen Missempfindungen mit vorübergehenden Schmerzen („Muskelkater“) auftreten, die manchmal bis zu drei Wochen anhalten, jedoch normalerweise ohne den Einsatz von Medikamenten vorübergehen. Mit der Golddrahtimplantation können wir aus einem alten Hund selbstverständlich keinen „jungen Hüpfer“ machen. Allerdings lässt sich durch diese Methode seine Lebensqualität deutlich anheben. Er wird wieder aktiver, möchte spazieren gehen, kann Treppen laufen, will spielen. In einigen Fällen beobachten wir sogar einen Sinneswandel von einem eher aggressiven Tier hin zu einem, das sehr viel besser gelaunt ist. Und allerspätestens dann steigt auch die Lebensqualität des Besitzers.