"Wirt wider Willen"- wie Hunde vor vektorübertragenen Erkrankungen geschützt werden

Der Schutz vor Infektionserregern ist in jeder Kleintierpraxis an der Tagesordnung. In vielen Fällen lassen sich viral und bakteriell bedingte Erkrankungen durch Impfungen vorbeugen. Wenn es aber um den Schutz vor vektorübertragenen Infektionserregern geht, stehen in Deutschland keine Impfungen zur Verfügung. Prophylaxe kann hier nur indirekt erfolgen – über die genaue Kenntnis der wichtigen Endo- und Ektoparasiten, einen effektiven Parasitenschutz sowie die Aufklärung der Tierhalter.


Parasiten können sowohl beim Menschen als auch bei Tieren schwere Erkrankungen verursachen. Bestimmte Parasiten fungieren zudem als Überträger beziehungsweise Vektoren für andere teilweise parasitäre aber auch virale oder bakterielle Krankheitserreger. Diese vektorübertragenen Krankheiten stellen bei Hunden und anderen Haustierarten (Companion Vector-Borne Diseases – CVBD) weltweit eine Bedrohung der Gesundheit dar.

• sie können bei Hunden schwere Erkrankungen verursachen,
• ihre Diagnosestellung und Therapie kann komplex und schwierig sein,
• sie können zu verschiedensten klinischen, oft nicht pathognomonischen Symptomen nach langen Inkubationszeiten führen,
• sie können als persistierende Infektionen vorkommen und infizierte können Tiere somit ein Erregerreservoir darstellen,

Wichtig ist zudem, dass einige der Erkrankungen wie etwa die Leishmaniose, Borreliose, Rickettsiose, Bartonellose und Dirofilariose Zoonosepotenzial haben und damit auch Menschen gefährden.

Zunehmende Bedeutung durch Klimawandel und Reisetätigkeit

Die Bedeutung der CVBD steigt: Experten beobachten zum einen, dass sich bei bestimmten CVBDs durch den Klimawandel die Bedingungen für die Übertragungsmöglichkeiten hierzulande ändern. Dadurch besteht die Gefahr, dass sich Krankheiten, die es vorher nur in Mittelmeerländern gab, weiter nach Norden ausbreiten. Dies trifft beispielsweise bereits auf die Dirofilariose bzw. Herzwurmerkrankung des Hundes zu, welche sich in den letzten Jahren in Italien immer weiter nördlich und inzwischen auch in die Schweiz ausgebreitet hat. Ein weiteres Beispiel für einen sich in bisher nicht betroffene geographische Gebiete ausbreitenden CVBD-Erreger ist Dirofilaria repens: Die durch Stechmücken übertragene Wurmart und Erreger der kutanen Filariose, ist mittlerweile nicht mehr auf Afrika und Asien sowie auf Regionen Ost- und Südeuropas beschränkt, sondern lässt sich auch in Deutschland vereinzelt in Stechmücken und Hunden nachweisen. Zum anderen werden im Zuge der Globalisierung viele Hunde in andere Länder gebracht oder reisen mit ihren Besitzern und können so Infektionen in bisher nicht betroffene Gebiete bringen. Daher sehen sich Tierärzte hierzulande immer häufiger mit den sogenannten „Reisekrankheiten” konfrontiert. Aber auch die Verbreitungsgrenze der Schmetterlingsmücke als Überträger der Leishmaniose hat sich immer weiter nach Norden verschoben und erreicht zuweilen bereits Hamburg.

Wissenschaftler vermuten, dass es ab 2025 beispielsweise Sandmücken sogar in England geben könnte.

Wer seinen Hund mit in den Urlaub nehmen will, sollte sich rechtzeitig nach einem effektiven Parasitenschutz erkundigen."

Prof. Dr. Georg von Samson-Himmelstjerna, FU Berlin

Der beste Schutz: Aufklärung und Parasiten-Prophylaxe

Um möglichst effektive Maßnahmen anzuwenden, die verhindern, dass Tier und Mensch wider Willen Wirt werden, ist eine genaue Kenntnis über wichtigen Endo- und Ektoparasiten, deren Prävention, Diagnostik und Therapie von großer Bedeutung. Ebenso wichtig ist aber auch, bei Tierhaltern das Bewusstsein für die potenzielle Gefahr für Tier und Mensch zu schärfen, etwa bei Reisen mit dem Hund ins Ausland oder wenn Urlauber einen Straßenhund adoptieren und mit nach Deutschland bringen wollen.

Um das Risiko einer Erregerübertragung von beispielsweise Stechmücken zu reduzieren, bieten sich alle Maßnahmen an, die den Kontakt zwischen Mücke und Haustier unterbinden. Darüber hinaus können die aktuell zugelassenen Insektizide zwar eine Übertragung der Dirofilarien nicht hundertprozentig ausschließen, den Anflug von Stechmücken und somit das Risiko einer Infektion allerdings erheblich reduzieren. Tipps für Patientenbesitzer

Für Hundebesitzer, die mit ihrem Tier verreisen möchten, bietet ESCCAP einen Online-Reisetest. Per Mausklick finden Tierhalter hier in einer interaktiven Landkarte alle Informationen zum Schutz des Hundes vor den bedeutenden Parasiten des jeweiligen europäischen Reiselandes. Zudem bietet ESCCAP noch eine Checkliste für Hunde aus dem Ausland an, die sowohl für Tierhalter als auch für Organisationen sehr hilfreich ist, die Hunde aus dem Ausland importieren, um sie in Deutschland zu vermitteln. Die Checkliste führt die wichtigsten Erkrankungen auf und gibt zudem Auskunft über die therapeutischen Möglichkeiten.

Alle Informationen finden Sie auf www.esccap.de.

Fazit

Durch Vektoren übertragene Krankheiten können nur kontrolliert werden, wenn ihre Vektoren erkannt und sachgerecht bekämpft werden. Dafür ist es wichtig, bei Haustierhaltern das Bewusstsein für diese Gefahr zu schärfen. Besondere Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang der Aufklärung über prophylaktische Behandlungsoptionen zu.