Demodikose bei Dobermann Aaron

Die canine Demodikose ist eine häufige, durch die übermäßige Vermehrung der Haarbalg-Milbe "Demodex Canis" hervorgerufene, parasitäre Hauterkrankung der Hunde. Sie kann örtlich begrenzt oder am ganzen Körper auftreten. Die Demodikose entsteht bei den Tieren nur im Zusammenhang mit Störungen des Immunsystems - bei Jungtieren ist die Entstehung der Krankheit bisher nicht vollständig aufgeklärt. Der Erreger der Demodikose lebt und vermehrt sich als obligater Parasit in den Haarfollikeln und Talgdrüsen. Die Milbe ist ein Teil des Ökosystems Haut bei Säugetieren und verhält sich in geringer Anzahl wie ein Kommensale (Lebewesen, das sich von den Nahrungsrückständen eines Wirtsorganismus ernährt). Es ist nicht ungewöhnlich, sie auch in Gewebeproben von gesunden Tieren vor allem im Gesicht zu finden.
 
Die Demodikose des Hundes - auch "Rote Räude" genannt - ist eine relativ häufige dermatologische Erkrankung in der Veterinärmedizin, die sich bei ungenügender Therapie und Pflege zu einem ernsten Problem entwickeln kann. Die Krankheit beginnt zumeist mit Haarausfall einhergehend mit Juckreiz, so dass das Tier sich anfängt, zu kratzen. Im weiteren Verlauf können sich durch eine bakterielle Sekundärinfektion stärkere Hautveränderungen bis zu einer eitrigen Hautentzündung (Pyodermie) entwickeln

Aarons Krankengeschichte 

Aaron war laut Züchterangaben am 27.08.16 in Spanien geboren, wurde aber laut Impfausweis angeblich bereits am 15.08.2016 gegen Staupe, Hepatitis und Leptospirose geimpft, das heißt zu einem Zeitpunkt, an dem er noch gar nicht geboren war. Somit war offensichtlich, dass die bisherige Lebensgeschichte dieses Hundes sehr problematisch war. Auch wurden dem Tier Rute und Ohren kupiert, d.h. es wurden bei dem Dobermann operativ die Ohrmuschel und die Rute gekürzt, was nach § 6, Abs.1 des Tierschutzgesetzes in Deutschland verboten ist.

Doch bereits nach sechs Wochen begann der junge Dobermann, erste Anzeichen einer beginnenden Hauterkrankung zu zeigen. Aaron begann sich an verschiedenen Körperstellen unterschiedlich stark zu jucken. Sein Blick wurde trüb und Aaron zeigte zunächst veränderte Hautstellen im Gesichtsbereich an der Augenpartie und dem Nasenrücken. Innerhalb weniger Tage jedoch zeigten sich kahle Flächen auf dem gesamtem Kopf. Seine anfängliche Verspieltheit ließ nach, der junge Rüde schlief immer mehr und zog sich zurück. 

Aufgrund einer dann durchgeführten mikroskopischen Untersuchung (tiefe Hautgeschabsel) konnte eine Diagnose erstellt werden. Bei dem kleinen Aaron handelte sich hierbei um eine Demodikose, mit einer sekundären, begleitenden bakteriellen Infektion der Haut. Die Demodikose beim Hund (auch „Rote Räude“ genannt) ist in der Veterinärmedizin eine relativ häufige Erkrankung beim Hund (selten bei der Katze) verursacht durch die Milbe Demodex. Die Milbe lebt und vermehrt sich als obligater Parasit in den Haarfollikeln und Talgdrüsen und ist auch bei gesunden Tieren zu finden.

Die Übertragung erfolgt in den ersten Lebenstagen durch eine erkrankte oder asymptomatische Mutterhündin. Welpen werden meist in den ersten 72 Stunden nach der Geburt von der Mutter, wahrscheinlich während des Saugaktes, mit den Milben infestiert (angesteckt). Das Ausbrechen der Erkrankung wird durch genetische Prädisposition (ausgeprägte Anfälligkeit) oder ein schwaches Immunsystem ermöglicht. Beides trifft in Aarons Fall zu.

Die generalisierte Demodikose kann laut den Lehrbüchern auf unterschiedliche Weise behandelt werden. Eine der angeratenen Behandlungsmöglichkeiten wird mit Ivermectin 0,2-0,6 mg /kg p.o. - alle 24 Stunden - angeraten. Die Heilungsrate bei einer Ivermectin-Dosis von 0,6 mg/kg/Tag liegt zwischen 85 und 90 %. Allerdings empfiehlt sich diese Vorgehensweise nicht bei allen Hunderassen und ist bei Kleintieren nicht zugelassen. Empfohlen wird unterstützend das wöchentliche Bad mit 2,5- 5% Benzoylperoxid Shampoo, gefolgt von einer Ganzkörperapplikation einer 0,03-0,05 % Amitraz-Lösung. Die Heilungsrate liegt zwischen 50-86 %. Die sekundäre Pyodermie (bakterielle Hauterkrankung) behandelten wir in Aarons Fall mittels einer langfristigen systemischen Antibiotikagabe.
 
Innerhalb kürzester Zeit entwickelte Aaron am ganzen Körper fürchterlich aussehende Hautveränderungen. Hierbei handelte es sich mittlerweile nicht mehr um eine lokalisierte Demodikose, die sich auf bis zu fünf Körperregionen beschränkte. Der Hunde hatte eine generalisierte Form der Demodikose entwickelt, die den ganzen Körper in Besitz nahm. Einen dramatischen und lebensbedrohlichen Verlauf nahm die Erkrankung an, als erschwerend hinzukam, dass Aaron aufgrund seines völlig geschwächten Immunsystems zusätzlich immer wieder schwer an abwechselnden Magen- und Darmerkrankungen erkrankte. Demzufolge musste er zwingend nicht nur wegen der Demodikose und der bakteriellen Hauterkrankungen dauertherapiert werden, sondern auch wegen den verschiedensten Magen- und Darmerkrankungen. Eine sehr wohl überlegte Medikation und genaustes Abwägen hinsichtlich der Vorgehensweise, erforderte eine sehr ausbalancierte sensible und doch zielorientierte Dosierung der Medikamente.
 
24 Stunden Beobachtung
Diese zusätzlichen Erkrankungen traten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf, da Aaron aufgrund seiner bisherigen Leidens- und Lebensgeschichte - seiner körperlicher und psychischer Überlastung - hochgradig immunsupprimiert war. Dies bedeutet, Aaron konnte leider nie ein normales Abwehrsystem in seinem Körper aufbauen, um sich selbst verteidigen zu können. In dieser Akut-Phase wurde der Dobermann sofort stationär in der Praxis aufgenommen, um schnell auf eventuell lebensbedrohende plötzlich auftretende toxische Komplikationen reagieren zu können, stand Aaron dauerhaft unter 24 Stunden Beobachtung und Kontrolle.

Aarons Hautsituation und sein gesundheitlicher Gesamtzustand besserte sich innerhalb von wenigen Wochen fast vollständig. Rezidive können auftreten und bei manchen Hunden eine periodische oder lebenslange Therapie erfordern. Bis zum heutigen Tage hat sich Aaron jedoch gut erholt, und wir hoffen, dass wir gemeinsam sein Abwehrsystem immer stärker werden lassen können, damit er ein langes und gesundes Leben führen kann.