Alter Hund - na und?!

Unsere Vierbeiner werden immer älter - dank sich stets verbessernder tierärztlicher Betreuung, hochwertiger Ernährung und sehr gut informierter Tierbesitzer. Diese investieren inzwischen sehr viel Zeit, Geld und Motivation in die Gesunderhaltung, Prävention und Versorgung ihrer älter werdenden Tiere. Wann sprechen wir eigentlich von geriatrischen Patienten? Dies ist bei Tieren rasse- und größenabhängig. Kleinst– und Kleinhunde gelten erst ab etwa elf bis zwölf Jahren als „alt“, mittelgroße Rassen bis ca. 20 Kilogramm ab neun bis zehn Jahren, Vertreter der großen Rassen, wie der Irische Wolf, bereits ab sieben bis acht Jahren.

Zu den typischen Altersproblemen zählen:

▪ Hör- und Sehverschlechterung;
▪ Herz-Kreislaufprobleme;
▪ Hormonelle Probleme, wie Schilddrüsenunterfunktion, Inkontinenz;
▪ Nieren- und Leberinsuffizienz, Verdauungsprobleme, Diabetes mellitus etc.;
▪ Zahnerkrankungen wie Zahnstein, Zahnverluste;
▪ Tumore;
▪ Kognitives Dysfunktionssyndrom („demenzartiges“ Verhalten): Unsauberkeit, Vergesslichkeit;
▪ Gewichtszunahme, u.a. wegen verminderter Bewegung;
▪ Bewegungseinschränkungen/Schmerzen: degenerative Gelenkserkrankungen, Arthrosen, Muskelabbau.

In vielen Fällen können wir u.a. mit gezielter Ernährung und Nahrungsergänzung Krankheiten vorbeugen, verhindern oder auch therapieren. Vor allem Nieren- und Leberprobleme, Gewichtszunahme sowie Gelenkerkrankungen sind sehr gut durch eine geeignete Rationsgestaltung positiv zu beeinflussen.

Aufgrund der Häufigkeit von degenerativen Gelenkserkrankungen sind verminderte Bewegungsfreude oder Lahmheit im Alter ernst zu nehmen. Schmerzen senken die Bewegungsfreude - häufig nur als Altersgeschehen missverstanden. Das führt zur Muskelreduktion, und als Folge davon zu Schwäche. Daraus resultiert noch weniger Bewegungswille, was dann fast zwangsläufig zu einer Gewichtszunahme führt - eine Negativspirale wird in Gang gesetzt.

So war dies auch bei Argo, einem elfjährigen Basset, männlich, kastriert, im Alter von ca. fünf Jahren vom Tierschutz übernommen. Argo hatte bereits ungünstige orthopädische Voraussetzungen - sehr kurze, bassett-typische Beine, langer Rücken, Hüftprobleme. Der Hund war trotzdem lange Zeit recht bewegungsfreudig. Die hartnäckigen Hüftschmerzen aufgrund einer Hüftdysplasie mit Arthrosen sowie Spondylosen im hinteren Rückenbereich führten im fortgeschrittenen Alter aber zu deutlichen Schmerzsymptomen mit vermindertem Bewegungsradius und deutlicher Gewichtszunahme.

Physiotherapie für Argo: Ostheopathie, Schwimmeinheiten und Schwefelbäder

Schon frühzeitig haben wir bei Argo physiotherapeutische Maßnahmen eingeleitet: Osteopathie, Koordinationsübungen sowie gezieltes Schwimmen haben ihm geholfen, seine Muskultur aufzubauen und zu erhalten und Schmerzen und Gewicht zu reduzieren. Eine gut angepasste Schwimmweste erleichtert das Schwimmen und gibt auch ängstlichen Hunden Sicherheit im Wasser. Argo hat durch das Schwimmen in unserem Therapiebecken deutlich an Mobilität zugelegt. Regelmäßiges Baden im warmen Schwefelbad trägt enorm zur Muskellockerung bei.

Eine weitere wichtige Therapiesäule stellt auch eine spezielle Ernährung dar. Bestehen organische Defizite, wie beispielsweise Nieren- oder Leberprobleme, sollte eine spezifische Diät gewählt werden. Bei Nierenproblemen sollte diese protein -und phosphatreduziert sein, bei Erkrankungen der Leber sollte eine fettreduzierte Diät gewält werden.

Hundesenioren mit Nieren- und Leberproblemen, Gewichtszunahme und Gelenkerkrankungen sind sehr gut durch eine geeignete Rationsgestaltung positiv zu beeinflussen."

Tierärztin Antonia Körber - Therapiehof Aurachtal

Probleme mit Gewicht und Gelenken

Argo hat momentan vor allem Probleme mit seinem Gewicht und den Gelenken, hin und wieder reagiert er unspezifisch mit Durchfall, er hat ständig Hunger. Wir gestalten seine Ration deshalb kalorienreduziert. Dabei darf keinesfalls das bisher verabreichte Futter einfach nur reduziert werden. Dabei würde nicht nur die Kalorienmenge, sondern auch alle anderen Inhaltsstoffe, wie notwendige Vitamine und Spurenelemente reduziert und nicht mehr in erforderlichem Umfang vorhanden sein. Ein häufiger Fehler, den Besitzer machen, in dem Bemühen, Gewicht zu reduzieren! Vor allem Calcium, Phosphor und Vitamin D3 sind wichtig für einen guten Gelenk- und Knochenstoffwechsel. Je nach Zahnstatus und Vorliebe kann Weich- oder Trockenfutter bevorzugt werden. Da sowohl der Geschmacks - wie auch der Geruchsinn im Alter nachlassen, kann bei Appetitlosigkeit - oder wenn der Vierbeiner sehr wählerisch sein sollte - versucht werden, die Nahrung warm anzubieten: das erhöht oft die Attraktivität. Selbst Kochen oder Barfen ist für manche Besitzer eine Option - dann aber bitte nach genauer Rationsberechnung, damit im Alter keine Defizite entstehen und die Kalorienzufuhr optimiert wird. Speziell bei Gelenkproblemen sollte ganz besonders darauf geachtet werden, dass der Vierbeiner möglichst wenig Fettdepots zulegt. Diese schlagen nämlich doppelt negativ zu Buche: zum einen belastet das Mehr an Gewicht sofort die ohnehin schon überlasteten Gelenke. Zum anderen wirken sich die vermehrten Fettsäuren des angelegten Fettpolsters proinflammatorisch, also entzündungsfördernd auf die Gelenke aus! Allein die Reduktion von Fettgewebe bewirkt bereits eine Abnahme von Entzündungen im Körper und kann deshalb zur Schmerzreduktion führen. Eine ca. 1%ige Gewichtsabnahme pro Woche wird angestrebt.

Die Besitzerin des Hundes hat sich für ein maßgeschneidertes Fertigfutter (nach Rationsberechnung), bestehend aus Trocken- und Feuchtfutter entschieden (wird z.B. von Futalis angeboten). So ist die Kalorienzufuhr optimal reduziert - Argo wird satt und nimmt wertvolle Inhaltsstoffe für den Gelenkstoffwechsel zu sich. Will man lieber eine Ration selbst gestalten, würde ich Möhren und Inulin als Präbiotikum empfehlen, die die Verdauung fördern und einer positiven Kotkonsistenz dienen. Apfelpektin oder Cellulose fördern das Sättigungsgefühl bei weniger Futtermenge. Auch Hirse wirkt sich sättigend aus, ist glutenfrei, gilt als entzündungshemmend und enthält chondroprotektive Eigenschaften - also ideal als Futterzusatz.

Darüber hinaus soll zusätzlich noch etwas für Argos Gelenkstoffwechsel getan werden. Die Zugabe von guten Nahrungsergänzungsprodukten, sog. Nutraceuticals, mit Chondroitinsulfat, Hyaluronsäure, Kollagen und MSM kann die Gelenkfunktion zusätzlich unterstützen. Vitamin C und Vitamin E sind gute Antioxidantien. Angesichts der Fülle des Angebotes sollte man ausreichend recherchieren, damit man ein wirklich gutes Produkt findet - möglichst nach Biostandard, ohne Füllstoffe und genauestens deklariert. Außerdem hat sich die Zugabe von Omega-3-Fettsäuren als besonders effektiv herausgestellt. Diese sind enthalten in hochwertigem Leinöl (unbedingt in dunkler Flasche kaufen, um vor Licht zu schützen!) Fisch- oder Borretschöl. Weihrauch, Curcuma, Teufelskralle oder medizinscher Hanf sind pflanzliche Präparate, die bei leichten bis mittleren Schmerzen sehr gut zusätzlich helfen können. Außerdem empfehlen wir in diesem Fall noch ein sogenanntes Adaptogen: Ashwagandha (indischer Ginseng) wirkt entzündungshemmend und antioxidativ, ausgleichend auf die Hormonproduktion und unterstützt den Aufbau von Muskelmasse.