"Von Experten für Experten" - 5. Züchtertag in Bad Bocklet

Portrait Andreas Moll
von Andreas Moll – 07.10.2019

"Laboklin", das 1989 gegründete akkreditierte Labor hat sich zu einem der größten tiermedizinischen Labore Europas gemausert, bearbeitet etwa eine Million tiermedizinischer Proben pro Jahr und bedient Tierarztpraxen und -kliniken weltweit. Das Unternehmen verfügt über eine langjährige Erfahrung bezüglich der Durchführung und Entwicklung genetischer Untersuchungen, besonders in den Bereichen Erbkrankheiten, Farbanalysen, DNA-Profile und Abstammung, und hat vor zehn Jahren "Labogen" gegründet. Seit fünf Jahren findet die Fortbildungsveranstaltung für Züchterinnen und Züchter statt.

Züchtertagung in Bad Bocklet

Am letzten September-Wochenende drehte sich im bayerischen Staatsbad Bad Bocklet zum nunmehr fünften Mal alles um das Thema „Hund“. Das im zehn Kilometer entfernt ansässigen Bad Kissingen Diagnostiklabor hatte für über 150 Züchter wieder höchst informative Fachvorträge und Workshops zusammengestellt. Die Qualität der Vorträge hat sich in der Branche bereits herumgesprochen, war die Veranstaltung doch bereits im April des Jahres ausgebucht. Dr. Elisabeth Müller und Hubertus Keimer, die beiden Geschäftsführer, freuten sich, mit dem Präsidenten des Verband für das deutsche Hundewesen (VDH), Prof. Dr. Peter Friedrich, einen ausgewiesenen Experten in Sachen Zucht vor Ort zu haben, der zum Thema „Zuchtstrategien im Hundewesen“ referierte.

VDH-Präsident zu Gast auf dem Labogen-Züchterseminar

Der VDH-Präsident formulierte eine seiner Visionen und schlägt vor, zuchtzugelassene Hunde, sowie Rüden als auch Hündinnen, die uns noch gesund, vital und mit anhaltend hoher Lebensqualität auftreten, ein Zertifikat - Friedrich sprach von einem "Seniorprädikat"- zu verleihen und diese Zertifizierung in den Papieren zu veröffentlichen. Hier sollten Schlüsselbegriffe wie Lebensqualität, Langlebigkeit, Gesellschaftsverträglichkeit und Rassetyp eine wichtige Rolle spielen. "Zu einer hohen Lebensqualität seitens des Hundes gehören Gesundheit sowie ein Mindestmaß an Ausdauer, Wendigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Fruchtbarkeit mit natürlichen Vollzügen", erklärte der Hundefachmann. Beim Publikum kamen diese Aussagen sehr gut an, so dass sich Prof. Friedrich auch im Anschluss mit vielfältigen Fragen konfrontiert sah, die er bereitwillig beantwortete.

Erfahrungen direkt aus der Tierarztpraxis

Nicht nur für Dr. Anne Posthoff, Fachtierärztin für Klein- und Heimtiere, sind die Themen Hundezucht und -haltung lebendige Themen, die sich immer weiterentwickeln. Die Tierärztin ist Autorin verschiedener Hundebücher und Fachartikel, sie hält regelmäßig Seminare und Vorträge und ist seit Jahren als stellvertretende Chefredakteurin einer der führenden Tierarzt-Fachzeitschriften tätig. Ihr Schwerpunktthema ist die Gynäkologie. An ihren persönlichen Erfahrungsberichten als Hundezüchterin, ihren Tipps und vor allem ihrer langjährige Erfahrung als praktizierende Tierärztin in ihrer Praxis in Besigheim beim Thema "Die leere Hündin" waren die Teilnehmer und -innen sehr interessiert. Und auch aus ihrem zweiten Vortrag zu züchterisch relevanten Erkrankungen des Rüden – Kryptorchismus, Unfruchtbarkeit, Prostataerkrankungen - konnten direkte Erkenntnisse mit nach Hause genommen werden.

Erbkrankheiten beim Hund

Die Biotechnologin Christina Dangel betreut Zuchtverbände und bearbeitet schwerpunktmäßig das Thema "Erbkrankheiten beim Hund". Sie weiß, dass genetische Untersuchungen von Erbkrankheiten und Merkmalen, wie Haarlänge oder Fellfarben, für die Gesundheit der Hunde und in der Hundezucht eine immer größer werdende Rolle spielen. Erbkrankheiten oder bestimmte Merkmale werden durch dauerhafte Veränderungen des Erbguts, sogenannte Mutationen, hervorgerufen. Diese Mutationen können bereits vor etlichen Jahren im Erbgut von Vorfahren entstanden und weitervererbt worden sein. Mehr Infos: "Erbkrankheiten beim Hund - Grundlagen der Genetik".

„Mehr Tiere impfen, das einzelne Tier so häufig wie nötig!“

Im Seminar erklärte Dr. Frederik Mager, der seit 15 Jahren Tierärzte und Züchter wissenschaftlich in den Bereichen Pharmazeutika und Impfstoffe berät, dass die Impfung die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung von Infektionskrankheiten ist - und auch bleibt. Eine jährliche Gesundheitsberatung mit Impfgespräch dient der Ermittlung eines individuellen Impfprogramms. Hierbei ist eine vollständige Grundimmunisierung die Voraussetzung für einen optimalen Schutz des Einzeltieres. Weiterhin sollte ein höchstmöglicher Durchimpfungsgrad (> 70%) in einer Tierpopulation angestrebt werden, um Epidemien zu verhindern. Mehr Informationen im Artikel von Dr. Frederik Mager unter "Impfungen beim Hund: flexibel impfen – individuell schützen".

Wir arbeiten mit Spezialisten unterschiedlicher Forschungsbereiche aus der ganzen Welt zusammen, um innovative Tests entwickeln und anbieten zu können. Einmal im Jahr holen wir Experten nach Bad Bocklet, um vor den Zuchtexperten zu sprechen."

Dr. Elisabeth Müller (re.), Laboklin, hier mit Referentin Dr. Anne Laukner (lks.)

"Vorbeugen ist besser als heilen" ...

... das sagt Dr. Aleksandra Chirek, die als Tierärztin in der Abteilung für klinische Laboratoriumsdiagnostik bei Laboklin tätig und Gastwissenschaftlerin an der Kleintierklinik der FU Berlin ist. In ihrem Vortrag erklärte sie, dass Vorsorgeuntersuchungen einen wichtigen Beitrag zur Gesunderhaltung unserer Hunde leisten. Sie liefern ein gutes, individuelles Fundament für spätere Vergleiche mit pathologischen Werten. Beginnt man frühzeitig mit dem Screening, können viele im Verborgenen entstehende Erkrankungen rechtzeitig erkannt und behandelt werden. Eine frühe Diagnose kann das Fortschreiten vieler Erkrankungen verlangsamen. (Mehr Informationen unter Vorsorgeuntersuchungen beim alternden Hund - "Vorbeugen ist besser als Heilen!")

Rund um die Fütterung

Dr. Anne Kinast-Dörries ist Tierärztin und seit 2003 für die fachliche Entwicklung des Tiernahrungsunternehmens Vet-Concept tätig. In ihrem Vortrag ging sie auf die frühzeitige Einflussnahme der Fütterung auf die Knochen- und Gelenkentwicklung der Hunde ein, vor allem, da das Wachstum die größte Herausforderung für Knochen und Gelenke darstellt. Eine Überversorgung mit Eiweiß, Fett, Calcium und Phosphor beschleunigt das Wachstum zusätzlich und sorgt damit für noch größere Belastung. "Auf das richtige Maß kommt es an", so die Tierärztin, "eine ausgewogene Ernährung und ein angemessenes Bewegungsprogramm sind die idealen Voraussetzungen für gesunde Knochen und Gelenke." (Lesen Sie auch ihren Artikel "Ein guter Start ins Leben - Welpenernährung im Fokus").

Spezielle Farbgenetik und Neuigkeiten

Für Tierärztin Dr. Anna Laukner sind die Fellfarben beim Hund ein faszinierendes Thema. Sie ist Autorin des Buches „Die Genetik der Fellfarben beim Hund“ (280 Seiten), das alle Themen rund um die Fellfarben beim Hund behandelt – nicht nur die detaillierten genetischen Grundlagen, sondern auch die Entstehung und Bedeutung der Fellfarbe unter historischen, mythologischen, praktischen und ästhetischen Gesichtspunkten. Im Rahmen des Züchtertages wurde diesem Thema ein Spezialseminar gewidmet. Mehr Informationen im Artikel "Grundlagen der Farbvererbung beim Hund".

Züchtertagung 2020

Am 26. September 2020 veranstaltet das Unternehmen die "6. Labogen Züchtertagung". Schwerpunktthema: „Genetic Counseling – Genetische Beratung“. Es ist ratsam, sich schon frühzeitig anzumelden. "Wie gewohnt, werden wir Fachleute und Experten nach Bad Boklet holen, um für die teilnehmenden Züchterinnen und Züchter einen mehr als informativen Tag zu gestalten", so Dr. Elisabeth Müller.