Dogfrisbee: "From Russia with Rue"

Portrait Kathrin Rindfleisch
von Kathrin Rindfleisch – 16.08.2015

Bettina mit Tabasco, Maren mit Chili, Lucie mit Molli – was hier daher kommt wie Frauen mit einer Vorliebe für scharfe Sachen, ist die Teilnehmerliste der Disc Dog Challenge Germany 2015, der Dogfrisbee Turnierserie, deren Europameisterschaft an diesem Wochenende in Dormagen stattfindet. Auf einem Fußballplatz, dort, wo normalerweise das Runde ins Eckige kommt, gilt in diesen drei Tagen: das Runde muss in die Schnauze!

Hundehalter aus der ganzen Welt treten mit ihren vierbeinigen Freunden in drei Disziplinen gegeneinander an. Immer mit dabei: Frisbee-Scheiben, die von den Hunden wahlweise auf einer besonders langen Distanz (Quadruped), besonders oft (Toss & Fetch) oder von möglichst abwechslungsreichen Würfen (Freestyle) geschnappt werden müssen.

Beim Mini-Distance (Toss & Fetch) gibt es Punkte für jeden Wurf, den der Hund in der Luft fängt. Das Ziel ist, innerhalb von 60 bzw. 90 Sekunden möglichst viele Punkte zu erreichen. Gespielt wird auf einem markierten Spielfeld mit verschiedenen Wertungs-Zonen. Beim Long-Distance gibt es im Gegensatz zur Mini-Distance keine Zeitbeschränkung. Hier ist das Ziel, die Scheibe so weit wie möglich zu werfen. Es zählen jedoch nur die vom Hund gefangenen Scheiben. Gewonnen hat das Team mit dem weitesten gefangenen Wurf aus drei Versuchen. Beim Freestyle gibt es keinerlei festgelegten Kombinationen oder Abläufe. Hier zeigt der Werfer mit seinem Hund eine durchgängige Dog-Frisbee-Vorführung von zwei Minuten Dauer nach eigener Choreographie. Dabei kombiniert er die verschiedenen Wurf-Techniken und Tricks zu einer individuellen Kür mit harmonischen Überleitungen und einer selbst gewählten Musik.

Dogfrisbee, oder auch Discdogging, stammt aus den USA, wird praktiziert von Japan bis nach Holland und ausgerechnet der kleine Ort Hackenbroich bei Dormagen stellte an diesem Wochenende gleich zwei Rekorde auf: mit 1700 Teilnehmern aus 18 Nationen ist diese Meisterschaft die bisher größte seiner Art weltweit. Und gleich am ersten Tag wirft die Tschechin Kristyna Noskova die Frisbee so weit, wie keine sonst auf der Welt: 84,16 Meter. Und Mejza schnappt sie, weltmeisterlich.

Das Sportgerät

Damit Dogfrisbee auch ein Spaß für Hund und Herrchen ist, ist die Wahl des richtigen Sportgerätes entscheidend. Eine übliche Frisbeescheibe, das Werbegeschenk für die Kids zum Beispiel, ist auf keinen Fall geeignet. Die Hunde beißen beim Fangen in die Scheibe rein und bei üblichem Hartplastik splittert die Scheibe - eine große Verletzungsgefahr für die Tiere. Außerdem sind sie zu hart und landen schlimmstenfalls schmerzhaft am Kopf oder Körper des Spielgefährten. Spezielle Hunde-Frisbeescheiben hingegen sind splitterfrei und weicher. Allerdings gibt es auch hier Unterschiede: der Härtegrad der Frisbee beeinflusst nämlich deren Flugeigenschaft, sprich, je härter die Scheibe, desto weiter fliegt sie. Anfänger starten daher meist mit einer Frisbee aus Silikon oder Baumwolle, beherrscht der Hund das Fangen, wird zugunsten des Spielspaßes der Härtegrad der Frisbee meist erhöht. Ausprobieren sollte man verschiedene Scheiben, auch weil die Wulst am Rand unterschiedlich gebogen ist. Hier gilt es, die optimale Form für die Schnauze seines tierischen Sportpartners zu finden. Der Belgier Sven van Driessche reist mit seinem umfangreichen Dogfrisbee-Repertoire an großen und kleine, dicken und dünnen, harten und weichen, schweren und leichten, mit bunten und schwarz-weißen und solchen, die im Dunklem leuchten von Turnier zu Turnier. In Hackenbroich war der leidenschaftliche Dogfrisbee-Fan natürlich auch vertreten. Auf seiner Website K9 Discstore kann man die Scheiben auch online bestellen.

Drei Tage lang dreht sich alles um die runde Scheibe, und die Teams – Menschen wie Hunde - haben sichtlich Spaß daran. Wie die Niederländerin Gesien Broekhuijsen mit Cliff. Die 56-Jährige wirft die Frisbee zu einem langsamen holländischen Schlager, mal weit, dann ganz kurz und schnell, über den Rücken und durch die Beine und der Australian Shepherd schnappt sie – fast - alle. Ausgepowert und glücklich erzählt sie nach ihrer zweiminütigen Freestyle-Darbietung, dass Cliff erst 9 Monate alt ist. Bei einem optimalen Frisbee-Alter von 5 Jahren wird sie mit ihrem Australian Shepherd auf jeden Fall noch viel Spaß haben. Sie sagt, dass sie in erster Linie Freude am Frisbeespiel haben, ihren Hund nicht überfordern und langsam an die Wettkampfatmosphäre gewöhnen will.

Aus ganz Europa, aber auch aus Israel, China, Japan und den USA, zeigen Dogfrisbee-Freunde und ihre Hunde, was sie drauf haben. Nach den Vorrunden am Freitag und Samstag, werden heute die Europameister in den jeweiligen Disziplinen ermittelt. Teams, die nicht aus Europa antreten, können sich heute mit guten Platzierungen für einen Platz für die Weltmeisterschaften dieser Sportart qualifizieren. Ein spannender Wettbewerb – für die Teams wie für die Zuschauer.

Weiter Infos unter Website Disc Dog Challenge oder auf der Seite des Verbandes für das Deutsche Hundewesen. Unser großer Dank gilt Günther Ebner für die großartigen Fotos.