Cannabidol (CBD) und Hund passt das?

Portrait Susanne Gruber
von Susanne Gruber – 24.09.2019

Bevor wir in das Thema einsteigen, möchte ich erst einmal den Unterschied zwischen Hanf und Cannabis erklären. Die botanische Bezeichnung Cannabis Sativa L. bezieht sich auf Nutzhanf und Cannabis Pflanzen. Wenn ich in diesem Artikel von Hanf spreche, dann meine ich damit Nutzhanf aus zertifizierten EU-Nutzhanfsorten, mit einem maximalen THC-Gehalt von <0.2 %. Seit 1996 darf Nutzhanf von Landwirten in Deutschland wieder angebaut werden.

Mit Cannabis bezeichne ich alle anderen Sorten, die einen höheren THC-Gehalt aufweisen. Ärzte dürfen zwar seit 2017 Cannabis als Medizin für verschiedene Erkrankungen verschreiben – Zahnärzte und Tierärzte sind von dieser Regelung ausgeschlossen - aber außerhalb des Humanmedizinischen Bereiches wird Cannabis durch den THC-Gehalt als Betäubungsmittel bewertet und darf somit nicht angebaut, verkauft oder gekauft werden.

Hanfprodukte: Erfindung der Neuzeit?

Hanfprodukte, insbesondere CBD Produkte werden seit ca. zwei Jahren von vielen Menschen wiederentdeckt. Dabei wäre es ein großer Fehler zu denken, dass sie eine Erfindung der Neuzeit sind. Hanfprodukte wurden schon von Anbeginn der Zeit als Volksmedizin, Lebensmittel, Textil, o.ä. verwendet. Es gibt keine Pflanze, die so vielseitig genutzt werden kann wie der Hanf.

Cannabidiol hat keine berauschende Wirkung

Cannabidiol (CBD) ist das zweitbekannteste Cannabinoid und hat im Vergleich zu THC keine berauschende Wirkung. Neben unzähligen anderen Phytocannabinoiden (pflanzliche Cannabinoide), wie zum Beispiel CBDA, CBG oder CBN, enthält die Hanfpflanze aber auch Terpene und Flavonoide.

Eine israelische Studie hat sich mit der Frage beschäftigt, ob ein Vollspektrum Hanfauszug oder ein Isolat besser wirken. Das Ergebnis dieser Studie besagt einen sog. „Entourage Effekt“, dass bedeutet einfach ausgedrückt, dass alle natürlichen Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Cannabinoide, Terpene und Flavonoide in einer Art Symbiose agieren und sich gegenseitig in ihrer Wirkung unterstützen.

Das Endocannabinoid-System. Cannabidol (CBD) und Hund passt das?

CBD und Hund passen definitiv, denn unsere Hunde haben, wie jedes Säugetier, ein Endocannabinoid-System (ECS). Dieses besteht aus verschiedenen Rezeptoren. Es gibt bisher zwei bestätigte Cannabinoid Rezeptoren, den CB1 und den CB2 Rezeptor ein Dritter (GPR55) wird durch neuere wissenschaftliche Erkenntnisse vermutet.

Der CB1 Rezeptor kommt vermehrt im zentralen Nervensystem vor, also zum Beispiel im Gehirn, wogegen der CB2 Rezeptor vermehrt im peripheren Nervensystem, also den Organen und Immunzellen vorkommt. Das zentrale und periphere Nervensystem sind im Grunde ein großes Nervensystem.

Neben diesen Rezeptoren gibt es auch Endocannabinoide. Dies sind Cannabinoide, die der Körper selbst bildet. Eines davon ist Anandamid, welches starke Ähnlichkeit mit dem pflanzlichen THC aufweist. So werden ihm zum Beispiel eine schmerzlindernde und euphorisierende Eigenschaft und die Regulierung des Appetits nachgesagt.

Das Endocannabinoid-System kümmert sich um die Koordination vieler Aufgaben. Man kann es als Wächter über die innere Balance bezeichnen. Der amerikanische Forscher Ethan Russo stellt sogar die Vermutung auf, dass chronische Erkrankungen, wie zum Beispiel Fibromyalgie, Migräne oder das Reizdarmsyndrom durch einen von ihm bezeichneten Endocannabinoid Mangel verursacht werden könnten. Ob wir diese Vermutung auch auf ungeklärte chronische Erkrankungen bei unseren Hunden anwenden können, werden zukünftig wissenschaftliche Studien klären müssen.

Wir können das ECS durchaus beeinflussen, damit es möglichst ohne Störungen arbeiten und sogar im Krankheitsfall zur Genesung beitragen kann. So kann zum Beispiel die Ergänzung von Hanfsamenöl im Futter Ihres Hundes, durch das ideale Omega 3 zu Omega 6-Verhältnis, den Körper dabei unterstützen Endocannabinoide und Enzyme zu bilden.

Ob als geriatrisches Prophylaktikum oder zur Entspannung und Ausgeglichenheit, CBD kann einen positiven Effekt auf unsere Hunde haben."

Susanne Gruber, TFA, Youtuberin & zertifizierte Ernährungsberaterin für Hunde

CBD und seine Anwendungsmöglichkeiten

Eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse und Studien sind in der Tiermedizin noch etwas dürftig vertreten. Wir können meiner Meinung nach allerdings Erkenntnisse aus der Humanmedizin stellenweise auf unsere Hunde übertragen. Studien beschäftigten sich dort mit der schmerzlindernden, angstlösenden, beruhigenden, antidepressiven, entzündungshemmenden Eigenschaft von CBD.

Generell kann man sagen, dass CBD-Öl unsere Hunde in den gleichen Anwendungsgebieten wie uns Menschen positiv unterstützen kann. Allerdings gilt es meiner Meinung nach stark zu differenzieren. Habe ich zum Beispiel einen älteren Hund und möchte ihn im Alter durch die Gabe prophylaktisch unterstützen, kann ich das einfach ausprobieren.

Wir haben einige Erfahrungsberichte unserer Kunden bei dementen Hunden, die am Abend nicht mehr zur Ruhe kommen können und stundenlang auf- und abwandern. Oftmals berichten unsere Kunden, dass ihre Hunde teilweise nur einen Tropfen am Abend bekommen und die Hunde wie ausgewechselt wirken.

Unsere enge Zusammenarbeit mit Tierärzten, Tierheilpraktikern und Hundetrainern liefert uns zudem unzählige positive Rückmeldungen. Nichts destotrotz möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass es immer mal wieder Hunde gibt, die überhaupt nicht auf die Gabe von CBD ansprechen.

Erste Studie zur Gabe von CBD und Epilepsie bei Hunden

Im Juni 2019 veröffentlichte die amerikanische Tierärztin Dr. McGrath eine Studie, in der sie sich damit beschäftigte, wie sich die kurzfristigen Gabe von CBD bei Hunden mit Epilepsie auf die Anfallshäufigkeit auswirkt. Das Ergebnis zeigte auf das 89% der Hunde, die an der klinischen Studie teilnahmen, weniger Anfälle hatten. Untersucht wurden insgesamt 16 Hunde, davon wurden neun mit CBD behandelt und sieben Hunde waren in der Placebo Kontrollgruppe. Die Hunde aus der Behandlungsgruppe erhielten zwölf Wochen lang ein CBD-Öl. Dieses Ergebnis veranlasste Dr. McGrath im Januar 2018 eine weitere Studie mit 60 Hunden zu starten, um ihre Erkenntnisse zu spezifizieren.

Sollte Ihr Hund von Epilepsie betroffen sein, setzen Sie bitte niemals Medikamente eigenmächtig ab. Bitte besprechen Sie die Möglichkeit der Behandlung Ihres Hundes mit einem CBD-Öl mit dem behandelnden Tierarzt.

CBD kann Hunde entspannen

Die Rückmeldungen und Erfahrungsberichte einiger Hundetrainer lassen darauf schließen, dass sehr aufgedrehte Hunde von der CBD Gabe profitieren können. Die Schilderung lautet, dass diese Hunde im Training wieder besser „ansprechbar“ sind. Natürlich ist CBD-Öl kein Wunderheilmittel oder der oft gewünschte Reset-Knopf, aber es kann eine unterstützende Möglichkeit zu einem artgerechten Hundetraining darstellen.

Fazit

Ob als geriatrisches Prophylaktikum oder zur Entspannung und Ausgeglichenheit, CBD kann einen positiven Effekt auf unsere Hunde haben. Bei Erkrankungen wie zum Beispiel Epilepsie, besprechen Sie die mögliche Behandlung Ihres Hundes bitte IMMER mit dem behandelnden Tierarzt. Pflanzliche Cannabinoide sind vielfältig anwendbar, wovon auch unsere Hunde profitieren können.

Quellen:

Ruth Gallily 2015, Overcoming the Bell-Shaped Dose-Response of Cannabidiol by Using Cannabis Extract Enriched in Cannabidiol https://file.scirp.org/pdf/PP_...

Ethan B. Russo. Clinical Endocannabinoid Deficiency Reconsidered: Current Research Supports the Theory in Migraine, Fibromyalgia, Irritable Bowel, and Other Treatment-Resistant Syndromes. Cannabis Cannabinoid Res. 2016; 1(1): 154–165. Published online 2016 Jul 1. doi: 10.1089/can.2016.0009. PMCID: PMC5576607

Stephanie McGrath dvm, Randomized blinded controlled clinical trial to assess the effect of oral cannabidiol administration in addition to conventional antiepileptic treatment on seizure frequency in dogs with intractable idiopathic epilepsy. From the Department of Clinical Sciences, College of Veterinary Medicine and Biomedical Sciences, Colorado State University, Fort Collins, CO 80523.