Dr. Ina Rheker: "Berührungstraining"

Eine mir als Tierärztin besonders am Herzen liegende Übung ist, dass Hunde intensiv dazu trainiert werden, Berührungen von anderen Menschen angenehm zu finden oder zumindest gelassen zu bleiben - unter der Bezeichnung medical training in aller Munde.

Viele Hunde mögen intensive Berührungen nicht so gerne, erst recht nicht von fremden Menschen. Und etliche Hundebesitzer möchten auch gar nicht, dass sich ihr Hund von jedem anfassen lässt. Nahezu jeder Hund muss im Laufe des Lebens aber immer wieder mal untersucht oder behandelt werden, zum Hundefriseur oder wird einfach so von Fremden angefasst ohne dass Sie das rechtzeitig verhindern können. Je entspannter er dabei ist, desto angenehmer ist die Situation für alle Beteiligten. Viele gute Hundeschulen und Tierarztpraxen bieten hierfür gezielte Übungen an. Auch die Nähe zu anderen Menschen z.B. in einer engen Fußgängerzone oder Bergbahn ist für einen trainierten Hund viel weniger unheimlich.

Zuhause können Hundehalter ihren Vierbeiner zumindest eine positive Grundhaltung gegenüber Berührungen beibringen.

Umsetzung

Die Person, von der Ihr Hund am liebsten angefasst wird, berührt ihn zuerst an den Stellen, an denen er es am ehesten mag und belohnt ihn dafür umgehend mit einem tollen Leckerli. Das hört sich eigenartig an, aber das Ziel der Übung ist, dass Ihr Hund lernt, Berührungen von Grund auf gut zu finden. Dafür ist es wichtig, dass er mit den durchgeführten Berührungen keinerlei negativen Gefühle wie Angst oder Schmerzen verknüpft und über viele Belohnungen für angenehme Berührungen ein belastbares Guthaben auf dem Konto aufgebaut wird, damit Ihr Hund bei unvorhergesehenen Berührungen durch Fremde gelassen reagiert.

Natürlich werden viele Hunde von ihren Menschen sowieso gerne gestreichelt, so dass es sich eigenartig anfühlt, sie dafür auch noch mit Leckerli zu belohnen. Doch jeder Hund hat einige Stellen, an denen er nicht so gerne angefasst wird, oder ist einfach einmal nicht in der Stimmung zu kuscheln. Oder ein Hund mag generell nicht so gerne von Fremden angefasst werden. Wie viel entspannter ist doch das Leben, wenn die Besitzer wissen, dass ihr Hund auch das unverhoffte Betätscheln durch ein Kleinkind entspannt hinnimmt – oder sich Dank des Übens sogar darüber freut, weil er es mit der Erwartung eines Leckerlis verknüpft!

Zuhause können Hundehalter ihren Vierbeiner zumindest eine positive Grundhaltung gegenüber Berührungen beibringen."

Verknüpfung zwischen Berührung und Belohnung.

Wenn Ihr Hund nach diversen belohnten Berührungen an angenehmen Stellen bereits freudig zeigt, dass er eine Verknüpfung zwischen Berührung und Belohnung aufgebaut hat, können Sie zunehmend auch kurze Berührungen weniger angenehmer Stellen wie Pfoten oder Ohren vornehmen. Die Steigerung der Dauer und die Auswahl der unbeliebteren Stellen erfolgt so, dass Ihr Hund dabei immer entspannt bleibt. Auf jedem Level erfolgen mehrere Wiederholungen.

Wenn sich Ihr Hund von seiner Bezugsperson gerne überall berühren lässt, wird mit einer anderen vertrauten Bezugsperson weiter geübt. Erst wenn mit mehreren vertrauten Personen in etlichen Übungen ausreichend positive Erfahrungen für Ihren Hund aufgebaut wurden, so dass er in allen Situationen entspannt bis freudig reagiert, können die Übungen als Steigerung auch mit Fremden durchgeführt werden.

Hierbei können, je nach Ihren Vorstellungen, die Belohnungen für die Berührung durch den Fremden von diesem Fremden selbst oder auch durch Sie als Besitzer gegeben werden. Zudem sollten Sie nach ausreichender Stabilisierung eines positiven Erfahrungspolsters auch unangenehmere Übungen wie leichtes Knuffen etc. trainieren, die im Alltag leider nicht immer zu vermeiden sind. Aber auch hier gehen Sie bitte nur in so kleinen Schritten vor, dass die Freude Ihres Hundes an der Berührung im Vordergrund steht!

Der Artikel "Berührungstrainig" ist ein Kapitel des Buches "TOP-START für Welpen" von Dr. Ina Rheker, das zum Preis von € 12,80 bei Hugendubel, Amazon oder Thalia erhältlich ist. Dieses Buch eignet sich für jeden, der mit Welpen zu tun hat und ihnen zu einem glücklichen Start ins Leben verhelfen möchte.